Eine Insel verschwindet
Von Adri Salido ZarcoDie Reise nach Kuna Yala beginnt im Morgengrauen und führt über die Panamericana. Sie verbindet ganz Panama, von den Stränden im Norden bis zum dichten Dschungel des Darién im Süden. Nach dem Abbiegen vom Highway geht es weiter auf einer neu geteerten Straße, die durch den tropischen Regenwald führt. Das Ziel ist Gardí, ein belebter Hafen im Herzen des Kuna-Yala-Gebietes, wo reges Treiben herrscht: Dutzende von Booten dienen als Wassertaxis, die Menschen und Waren zu den Inseln des San-Blas-Archipels transportieren.
Der Hafen liegt auf der Insel Gardí Sugdub. Sie ist dicht besiedelt, die Häuser stehen eng gedrängt, einige davon ragen aus der Ferne über das Meer hinaus. Die Umgebung spiegelt eine wachsende Umweltkrise wider: Der mit Abfällen übersäte Meeresboden und die Latrinen, die direkt ins Meer münden, zeugen von schlechten sanitären Bedingungen. Die Überbevölkerung und das Fehlen einer wirksamen Abfallbewirtschaftung verschlimmern diese Probleme trotz laufender Sensibilisierungsmaßnahmen. Das Kongresshaus im Herzen der Gemeinde ist der Ort, an dem die lokalen Führer zusammenkommen, um wichtige Angelegenheiten zu besprechen. Hier werden Entscheidungen über die Zukunft der Gemeinde getroffen, wie zum Beispiel die vorgeschlagene Umsiedlung auf das Festland aufgrund des steigenden Meeresspiegels.
Magdalena Martínez, eine Bewohnerin der Insel, trägt eine Mola, die gewebte traditionelle Kleidung der Kuna. Sie bringt ihre Besorgnis über die immer heftigeren Gezeiten – ein Zeichen des Klimawandels, in dessen Folge die Insel bis 2050 zu überschwemmen droht – vor. Blas López, ein Soziologe der Kuna, erklärt, dass eine Umsiedlung unumgänglich ist, um das Überleben der Gemeinschaft zu sichern. Nach Jahrhunderten des Lebens auf der Insel stehen die Ureinwohner vor der Herausforderung, sich an eine neue Umgebung auf dem Festland anzupassen. Eine sorgfältige Planung ist unerlässlich, um ihre Kultur und Lebensweise in diesem neuen Kapitel der Geschichte zu bewahren.
Die neue Siedlung mit dem Namen Isber Yala befindet sich unter der sengenden Sonne im Bau. Die Häuser sind zwar mit modernen Annehmlichkeiten wie Trinkwasser, Strom und Abfallentsorgungssystemen ausgestattet. Doch es fehlen Elemente, die die kulturelle Identität der Kuna widerspiegeln. Einer von ihnen, Chico Solano, betont, wie wichtig es ist, das Erbe der Vorfahren zu erhalten. Daher plant er, ein neues Kongress- und ein Chichahaus zu bauen – Räume, die für die Spiritualität und die kulturelle Weitergabe von entscheidender Bedeutung sind. Chicha ist eine Art Maisbier, das in rituellen und sozialen Interaktionen verwendet wird.
Vor 300 Jahren flohen die Kuna auf die Insel Gardí Sugdub, um den spanischen Kolonisatoren zu entkommen. Jetzt verschlingt das Meer, das sie einst schützte, ihre Heimat und zwingt tausend Einwohner dazu, auf das Festland umzusiedeln. Diese Zwangsumsiedlung ist eine der größten Herausforderungen, denen sich die Gemeinschaft in ihrer Geschichte stellen musste. Die Kuna werden die ersten in der Karibik sein, die durch den Klimawandel vertrieben werden, aber es ist ein Schicksal, das in den kommenden Jahren viele andere Gemeinschaften in der Region ereilen könnte.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!
-
Leserbrief von Michael Wallaschek aus Halle (Saale) (25. September 2024 um 07:06 Uhr)Die romantisch-idyllisch getönte Erzählung von der »Gemeinschaft« der Bewohner kann kaum darüber hinwegtäuschen, dass sie die zunehmende Unbewohnbarkeit ihrer Insel im Wesentlichen selbst erzeugt haben. Dabei sagt der Bericht noch nichts darüber, ob nicht die Menge und damit Masse der Häuser und eventuell auch die Wassergewinnung aus dem Grundwasser ein Absinken der Insel bewirken. Jedenfalls wird der Anstieg des Meeresspiegels den Prozess nur schneller vollenden.
Regio:
Mehr aus: Wochenendbeilage
-
»Eine ähnliche Debattenkultur gibt es heute nicht«
vom 21.09.2024 -
Es hängt nur von uns ab
vom 21.09.2024 -
Dass der das darf!
vom 21.09.2024 -
Wesenskräfte des Lebendigen
vom 21.09.2024 -
Himmel un Ääd
vom 21.09.2024 -
Kreuzworträtsel
vom 21.09.2024