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Aus: Ausgabe vom 21.09.2024, Seite 8 (Beilage) / Wochenendbeilage

Himmel un Ääd

Von Maxi Wunder

Udo vertieft sich in Google Maps. »Willst du der CIA mal wieder mitteilen, wohin wir zu verreisen gedenken?«, fragt Doris genervt. »Ja«, antwortet Udo gelassen. »Mich interessiert die Umgebung von Rheinmetall. Das liegt so nett inmitten einer Heidelandschaft«, stellt er erfreut fest. »Umgeben von Bauernhofpensionen. Ganz in der Nähe befindet sich das Vereinsheim der Terrarien- und Aquariumsfreunde. Kleingärten gibt es da und einen Wohnmobilstellplatz. Mädels, das ›Waffen-Munition-Erprobungszentrum Unterlüß‹ liegt mitten in einem Naherholungsgebiet. Wie wär’s? Solange noch schönes Wetter ist … !«

Schrecklich. Der hat wieder irgendwas vor. Sicher will er sich ans Werkstor stellen und die Belegschaft von Rheinmetall nach Feierabend mit subversiven Schriften vom kommunistischen Bund versorgen – aus dem Jahre 1972. Die hat er nämlich noch übrig. Und Geschenk-CDs vom Alexandrow-Ensemble. »Die Leute hören keine CDs mehr«, belehrt ihn Roswitha. »Du outest dich nur als ewig gestriger Alt-68er und noch dazu als Technikopa.« Udo bekommt leuchtende Augen. »Alt-68er Technoopa? Das lasse ich mir auf’s T-Shirt drucken! Es müsste mal eine ukrainische RAF kommen, die sich die von uns gelieferten Waffen schnappt und zurück auf NATO-Gebiet schießt. Nach dem Motto: Hier habt ihr euren Scheiß zurück, macht euch selbst damit kaputt.« – Tja, was alles müsste. Zur Einstimmung auf Udos Agitpropbesuch bei Rheinmetall gibt es Blutwurst:

Himmel un Ääd:

Zwei Gemüsezwiebeln schälen und in Ringe schneiden. Vier Äpfel schälen, entkernen und würfeln. 150 ml Apfelsaft mit einem EL Zitronensaft und 50 g Zucker aufkochen und fünf Minuten köcheln lassen. Die Apfelwürfel und eine Prise Zimt hinzugeben und weitere 10 bis 15 Minuten zu Kompott köcheln lassen. Ein Kilo Kartoffeln (mehligkochend) schälen und grob würfeln. In gesalzenem Wasser zirka 15 Minuten gar kochen. Das Wasser abgießen und die Kartoffeln mit 50 g Butter, 100 ml Sahne und einer Prise Muskat zu Püree stampfen. Mit Pfeffer und Salz abschmecken. 600 g Blutwurst in dicke Scheiben schneiden und in vier EL Weizenmehl Type 405 wälzen. Zwei EL Öl in einer Pfanne erhitzen und die Blutwurst darin von beiden Seiten anbraten. Die Zwiebelringe im restlichen Mehl wenden und in etwas Öl knusprig braten. Apfelmus mit Kartoffelpüree, Blutwurst und Zwiebeln servieren. Dazu ein helles Bier oder einen Riesling.

»Was übrig bleibt, frieren wir ein«, meint Rossi. »Von wegen!« Doris ist verzweifelt. Ihr Heile-Welt-US-Lieblingsunternehmen Tupperware hat in Florida Insolvenz angemeldet. Nervös durchwühlt sie die Speisekammer. »Meine schönen bunten Frischhalteboxen – habe ich noch genug?« In Wahrheit vermisst sie natürlich die Tupperpartys, bei denen in geselliger privater Atmosphäre Vertreterinnen und Vertreter des Unternehmens ihr und ihren Freundinnen die neuesten Produkte verkauften. »Diese scheiß Grünen mit ihrem Plastikhass!« tobt sie, »da könnten eure ukrainischen Terroristen doch mal was gegen machen!« – »Ähm … wir werden’s ausrichten.«

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