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Aus: Ausgabe vom 23.09.2024, Seite 1 / Titel
Israel führt Krieg

Zeugen ausgeschaltet

Sender Al-Dschasira in Westbank von Israel dichtgemacht. Zuvor Angriffe gegen Libanon hochgefahren, Hisbollah trifft militärisch wichtige Ziele
Von Wiebke Diehl
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Pressefreiheit à la Netanjahu: Israelische Soldaten stürmten das Büro von Al-Dschasira in Ramallah

Während eine Eskalation hin zu einem regionalen Großkrieg unaufhaltsam scheint, schaltet Israel schon einmal mögliche Zeugen aus: Am Sonntag morgen drangen Soldaten in das Büro von Al-Dschasira in Ramallah im besetzten Westjordanland ein, durchsuchten die Redaktionsräume und übergaben einen 45tägigen Schließungsbefehl. Bereits im Mai war Al-Dschasira der Sendebetrieb innerhalb Israels verboten worden. Die ebenfalls ursprünglich 45tägige Anordnung wurde bis heute sukzessive verlängert. Ramallah liegt allerdings in der Zone A der Westbank und damit offiziell unter der Sicherheits- und Zivilverwaltung der Palästinensischen Nationalbehörde, die auch die Betriebslizenz ausgestellt hatte.

Derweil intensiviert sich der gegenseitige Beschuss zwischen der israelischen Armee und der libanesischen Hisbollah immer weiter: Hunderte Ziele griff die israelische Luftwaffe nach eigenen Angaben seit Sonnabend im Nachbarland an, mindestens drei Menschen wurden dabei getötet. Die Hisbollah schoss ihrerseits rund 150 Raketen ab und traf mit dem Standort des Rüstungsunternehmens Rafael und dem Luftwaffenstützpunkt Ramat David, beide in der Nähe von Haifa, strategisch wichtige Ziele – und auch die seit dem Krieg von 2006 am weitesten entfernten. Ramat David ist der einzige Luftwaffenstützpunkt im Norden Israels. Er wird unter anderem für Angriffe auf den Libanon und Syrien genutzt. Beide Ziele waren bereits im Juli auf einem Video aufgetaucht, das mit einer Hisbollah-Drohne gefilmt worden war, die unbemerkt in den israelischen Luftraum eindringen und diesen unbehelligt wieder verlassen konnte. Von Ramat David aus hatte Israels Verteidigungsminister Joaw Gallant zudem am vergangenen Mittwoch eine »neue Phase des Krieges im Norden« ausgerufen.

Die Hisbollah sprach in einer Erklärung von »einer ersten Reaktion« auf die Explosion Tausender ihrer Kommunikationsgeräte am Dienstag und Mittwoch, deren Batterien vom israelischen Geheimdienst mit Sprengstoff versetzt worden waren. Zusätzlich eskaliert hat Israel die Lage am Freitag mit der Tötung von insgesamt 45 Menschen, darunter drei Kinder und sieben Frauen, in den südlichen Vororten Beiruts. Unter den Getöteten waren der Chef der Hisbollah-Eliteeinheit Radwan, Ibrahim Akil, sowie der hochrangige Kommandeur dieser Einheit, Ahmed Mahmud Wahbi. Insgesamt starben nach Angaben der Hisbollah 16 ihrer Kommandeure bei dem Angriff, von dem die israelische Armee selbst zugegeben hat, dass er »im Herzen eines Wohnviertels« ausgeführt wurde. Zwei siebenstöckige Gebäude stürzten infolge der Attacke ein. Am Sonnabend riefen die USA ihre Staatsbürger »dringend« dazu auf, den Libanon zu verlassen.

Am Sonntag meldete das israelische Militär zudem Angriffe aus dem Irak. Der dortige »Islamische Widerstand« gab einen Angriff mit Drohnen und Raketen auf Israel bekannt. Obwohl seinem Land laut dem Generalmajor der Reserve Jitzhak Brik ein Fünffrontenkrieg droht, der nicht zu gewinnen sei und Israels Existenz gefährde, gab sich Verteidigungsminister Gallant am Sonntag siegessicher. Man werde »die Aktivitäten« fortsetzen, bis »wir die sichere Rückkehr der Bewohner der nördlichen Gemeinden Israels in ihre Häuser gewährleisten können«. Allerdings liegt auf der Hand, dass eine Ausweitung des Krieges den aus dem Norden evakuierten Israelis gerade nicht die Rückkehr ermöglichen wird. Auch nach Ansicht israelischer Analysten kann nur eine Beendigung des Gazakriegs dies bewirken.

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