Bomben und ein Korb
Von Reinhard LauterbachRussland wird auch am nächsten von der Ukraine initiierten »Friedensgipfel« nicht teilnehmen. Das sagte Außenamtssprecherin Marija Sacharowa am Sonnabend in Moskau. Die Ziele des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij seien fern jeder Realität, und der ganze Zweck solcher Veranstaltungen sei, Russland vor der Weltöffentlichkeit bloßzustellen und ihm Kapitulationsultimaten vorzulegen. Russland sei dagegen bereit, über Lösungen zu verhandeln, die seine Interessen berücksichtigten.
Zuvor hatte Selenskij am Freitag behauptet, es habe bereits Onlinekontakte mit russischen Vertretern über die Modalitäten einer russischen Teilnahme gegeben. Später wurde diese Aussage zurückgezogen und durch die Mitteilung ersetzt, die Ukraine habe mit Alliierten über die Vorbereitung des Gipfels beraten. Selenskij beharrte auch in seiner täglichen Videoansprache am Sonnabend darauf, dass die USA und Großbritannien der Ukraine freie Hand geben müssten, die von ihnen gelieferten Waffen nach eigenem Ermessen einzusetzen. Die Ukraine brauche, um einen Frieden in ihrem Interesse zu erreichen, »volle Langstreckenfähigkeiten«. Der amtliche US-Radiosender Voice of America zitierte dazu einen hohen Beamten der US-Administration mit der Aussage, die Ukraine habe bereits »erhebliche eigene Langstreckenfähigkeiten«.
Das spielte an auf mehrere und offenbar erfolgreiche ukrainische Drohnenangriffe auf russische Munitionsdepots in den vergangenen Tagen. Das in der Nacht auf Mittwoch nahe der Stadt Toropez im Bezirk Twer angegriffene Lager war knapp 500 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt; die westlichen Raketen, die die Ukraine fordert, haben – bis auf die deutschen »Taurus« – geringere Reichweiten. Nach einer weiteren Attacke in derselben Region am Freitag sperrte Russland die Fernstraße in Richtung Riga und die parallel laufende Bahnlinie. Brände und Explosionen hielten offenbar am Sonnabend noch an. Das zweite Depot in Tichorezk in der südrussischen Region Krasnodar wurde am Freitag getroffen – nach ukrainischen Angaben genau in dem Augenblick, als dort ein Güterzug mit 2.000 Tonnen Nachschub angekommen war. Selenskij sagte am Sonnabend, er sei zuversichtlich, dass Joseph Biden der ukrainischen Bitte letztlich nachkommen werde. Der US-Präsident habe auch schon bei anderen Gelegenheiten seine Meinung zugunsten der Ukraine geändert.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Rainer Erich K. aus Potsdam (22. September 2024 um 20:38 Uhr)Die alles entscheidende Frage ist, wie lange die Geduld in Moskau vorhält? Wie man liest, nimmt die Kritik in Russland über die Schlampereien zu, die letztlich den verheerenden Treffern Vorschub geleistet haben sollen. Angeblich waren beträchtliche Vorräte an Munition offen und ungesichert gelagert worden. Was den Hasardeur Selenskyj und seine Terrorbande anbetrifft, müssen sich deren Kumpane im Westen entscheiden, ob sie ihm erlauben, die Welt in Brand zu setzen.
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