»Diplomatie ist der Weg nach vorne«
Interview: Milan NowakSie beteiligen sich an dem Aufruf zu der für den 3. Oktober in Berlin geplanten Demonstration »Nein zu Kriegen!« Was hat Sie dazu bewogen?
Dass ich wie viele andere Gewerkschaftskollegen zur Demonstration mit aufrufe, liegt an der Überzeugung, dass Kriege nichts als Tod und Zerstörung bringen. Es ist wichtig, ein Zeichen für Frieden zu setzen und gegen die Eskalation von Konflikten zu protestieren. Die Demonstration am 3. Oktober bietet eine Chance, gemeinsam die Stimme gegen Krieg und für eine friedliche Zukunft zu erheben. Georg Benz, ehemaliges Vorstandsmitglied der IG Metall, sprach 1982 auf der Demonstration gegen den NATO-Doppelbeschluss in Bonn. Damals sagte er: »Die vorrangigste Aufgabe der Arbeiterbewegung ist der Kampf für Frieden, Freiheit und Völkerverständigung!« In dieser Tradition gilt es, am 3. Oktober in Berlin zu zeigen, dass es Alternativen zur militärischen Gewalt gibt. Diplomatie und Zusammenarbeit sind der Weg nach vorne, nicht neue Mittelstreckenraketen.
Wie hängt die Krise der Industrie mit Krieg und Aufrüstung zusammen?
Die Krise ist eng mit den geopolitischen Spannungen und der Aufrüstung verbunden. Kriege und militärische Konflikte führen zu einer Fehlleitung von Ressourcen, die sonst in zivile Produktion und Innovation fließen könnten. Die Industrie ist durch kriegsbedingte Unsicherheiten beeinflusst. Erhöhte Kosten für Energie und Rohstoffe entstehen auch durch militärische Konflikte und mehr Aufrüstung. Zudem werden Investitionen in zivile Projekte zugunsten militärischer zurückgestellt. Dies führt zu einem Mangel an Aufträgen in der zivilen Produktion, was Arbeitsplätze gefährdet und die wirtschaftliche Stabilität untergräbt.
Welche Perspektiven gibt es für einen Wandel in Richtung zivile Produktion?
Zum Beispiel könnten staatliche Förderprogramme und Investitionen in Forschung und Entwicklung Umstellungsprozesse unterstützen. Es gibt großes Potential in erneuerbaren Energien, Infrastrukturprojekten und nachhaltigen Technologien. Diese Bereiche bieten langfristig stabile Arbeitsplätze und tragen zur ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit bei. Eine Steigerung der Produktion von Komponenten für Windkraftanlagen und Solarpanels ist ein gutes Beispiel. Auch der Ausbau der öffentlichen Infrastruktur, wie Brücken, Straßen und Schienen, bietet Chancen. Durch Umschulungsprogramme und Investitionen in neue Technologien könnte sich die Lage verbessern. Zugleich wäre es ein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung.
Wie setzen Sie und Ihre Kollegen sich für Frieden ein?
In unseren Betrieben machen wir uns für faire Arbeitsbedingungen, Tarifverträge, Mitbestimmung und Einhaltung von Menschenrechten stark. Wir organisieren Veranstaltungen, um das Bewusstsein für Frieden zu schärfen und Kollegen zu ermutigen, dem militärischen Zeitgeist zu widersprechen. Wir unterstützen Initiativen, die den Dialog zwischen gesellschaftlichen Gruppen fördern, wie den Würzburger Friedenspreis. In Mittelfranken kämpft die Initiative »Etz langt’s« gegen den nächtlichen Fluglärm von US-Hubschraubern. In der gewerkschaftlichen Arbeit setzen wir uns dafür ein, dass wirtschaftliche Interessen nicht über das Wohl der Menschen gestellt werden und friedliche Lösungen immer Vorrang haben.
Was kann man tun, um Sie und Ihre Gewerkschaft friedenspolitisch zu stärken?
Zuerst durch Mitgliedschaft in der IG Metall. Wichtig ist auch die Teilnahme an Demonstrationen und Veranstaltungen für Frieden. Die Verbreitung von Informationen und aktive Mitarbeit als Vertrauensperson im Betrieb sind gute Möglichkeiten. Unterstützung für friedenspolitische Projekte und die Arbeit in Bündnissen sind ebenfalls wichtig. Im Ortsvorstand der IG Metall Würzburg haben wir dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Rolf Mützenich den Rücken gestärkt, als es Kritik hagelte, nur weil er im Sinne der Besonnenheit im Ukraine-Krieg das Wort ergriff. Jede Form der Unterstützung trägt bei, die Stimme für den Frieden zu stärken.
Norbert Zirnsak ist 1. Bevollmächtigter der IG Metall Würzburg
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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim S. aus Berlin (23. September 2024 um 14:10 Uhr)Es macht Mut, wenn zunehmend auch deutsche Gewerkschafter dazu aufrufen, sich aktiv für Frieden einzusetzen. Jeglicher Krieg zerstört, was vorher in mühsamer Arbeit geschaffen wurde. Dass Arbeitende Zerstörung für unsinnig halten, ist eine völlig erwartbare Reaktion. Gewerkschaften müssen den Menschen genau diese latente Reaktion auch abfordern und sie damit politisch zählbar machen. Man darf den ungezählten kriegsbesoffenen Kampagnen der Kriegsprofiteure und Kriegstreiber nicht einfach das Feld überlassen. Denn nach wie vor gilt, dass im Kriege zwar die Aktienkurse steigen, aber vorwiegend Arbeiter fallen.
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