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Aus: Ausgabe vom 23.09.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Maritime Wirtschaft

Dockarbeiter machen ernst

USA: Organisierte Hafenarbeiter bereiten Streik an den Seehäfen der Ostküste und am Golf von Mexiko vor
Von Burkhard Ilschner
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Die internationalen Gewerkschaften ILA und ILWU organisieren Hafenbeschäftigte sowohl in den USA als auch in Kanada

Ein großflächiger Hafenarbeiterstreik in den Terminals der US-Ostküste und am Golf von Mexiko wird immer wahrscheinlicher: Die Gewerkschaft International Longshoremen’s Association (ILA) geht in ihren jüngsten Mitteilungen davon aus, dass der für Anfang Oktober unbefristet geplante Ausstand nicht zu vermeiden sein wird.

Nach Angaben der ILA soll der Streik Anfang Oktober beginnen: »Zehntausende von Hafenarbeitern (…) in den Häfen von Maine bis Texas« seien nach anhaltend erfolglosen Gesprächen mit den in der United States Maritime Alliance (USMX) organisierten Hafenbetreibern entschlossen, »für Löhne zu streiken, die den Milliardenprofiten der Reedereien entsprechen«.

Darüber hinaus geht es um Schutz der Beschäftigten vor den Folgen der Automatisierung an den Terminals. »Ein schlafender Riese ist bereit zu brüllen«, zitiert die ILA sehr markige Worte ihres Vorsitzenden Harold J. Daggett. Die ILA, das ist für hiesige Verhältnisse ungewöhnlich, ist staatenübergreifend sowohl in den USA als auch in Kanada aktiv und organisiert Hafenarbeiter von Québec bis Florida. An der Westküste der USA und Kanadas ist gleichfalls grenzüberschreitend die International Longshore and Warehouse Union (ILWU) tätig.

Einerseits kämpft die ILA in den USA aktuell gegen eine drastische Propagandakampagne der USMX, die mit Medienpräsenz und Werbemitteln Stimmung gegen die Hafenarbeiter macht und dabei versucht, sie in der Öffentlichkeit als »gierig« darzustellen. Andererseits erfährt die ILA breite Unterstützung nicht nur von der ILWU, sondern auch aus dem Ausland. Selbstverständlich haben die beiden globalen Dachorganisationen, denen sowohl die ILA als auch die ILWU angehören – die Internationale Transportarbeiterföderation (ITF) und der Internationale Hafenarbeiterrat (IDC) – längst ihre volle Unterstützung zugesichert.

Aber auch nationale Einzelgewerkschaften haben sich bereits solidarisch erklärt, unter anderem die Maritime Union of Australia (MUA), die Bermuda Industrial Union (BIU) oder die FNV Havens, die größte Gewerkschaft der Hafenarbeiter in den niederländischen Häfen von Rotterdam, Amsterdam und Zeeland: Deren Vertreter Niek Stam nannte es unter anderem »eine richtige Entscheidung der ILA, jetzt Grenzen zu setzen und zu zeigen, dass die Hafenarbeiter ihren Anteil an den Gewinnen einfordern. Das ist Fairness«.

Nach Berechnungen der ILA haben deren Hafenarbeiter in den vergangenen drei Jahrzehnten Lohnerhöhungen von durchschnittlich zwei Prozent jährlich bekommen, darunter mehrere Jahre mit Nullrunden: »Unsere Mitglieder haben Schwierigkeiten, ihre Hypotheken und Mieten, Autokredite, Lebensmittel, Stromrechnungen, Steuern und in einigen Fällen die Ausbildung ihrer Kinder zu bezahlen.« Im Unterschied etwa zu hiesigen Dockern bekommen viele Hafenarbeiter in den USA keine Gehälter, sondern sind nur auf Abruf beschäftigt und werden folglich lediglich entlohnt, wenn Schiffe im Hafen be- und entladen werden.

Das Londoner Consultingbüro ­Drewry berichtete, dass mehrere Verlader bereits vor Wochen begonnen hätten, ihre Fracht von der US-Ostküste an die Westküste umzuleiten, um Auswirkungen des geplanten ILA-Streiks zu entgehen. Schon jetzt habe etwa im Hafen des kalifornischen Long Beach das Frachtaufkommen um mehr als 30 Prozent zugenommen. Steigende Frachtraten zählen ebenso zu den erwarteten Folgen wie stockende Im- und Exporte. Offen ist auch, ob etwa die ILWU oder kanadische ILA-Sektionen umgeleitete Schiffe in ihren Häfen aus Solidarität blockieren.

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