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Aus: Ausgabe vom 23.09.2024, Seite 11 / Feuilleton
Herbst

Das schlimme Schicksal der Rosskastanien

Von Hagen Bonn
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Mit Essen spielt man nicht: Bambie findet’s nicht lustig

Der natürliche Feind der Kastanie ist die Miniermotte. Dachten Sie? Falsch gedacht. Kinder, wäre richtig gewesen! Die erfrechen sich alljährlich, Knüppel ins Geäst des herbstmüden Baumes zu werfen, um die fertigen, übers Jahr so mühsam ernährten und geformten Früchte zu Fall zu bringen. Ja, und dann fallen diese kastanienfarbenen Dinger eben herunter, vor allem wegen der ganzen Gravitation, mal abgesehen von der Schwerkraft, und dann noch die Erdanziehungskraft obendrauf. Gegen eine solche Übermacht hat niemand eine Chance. Schwer getroffen liegen sie am Boden, werden gierig von tintenbeklecksten Fingern aufgelesen, um späterhin, im samtwarmen Winter, an Bambi und Konsorten verfüttert zu werden. Welch Missbrauch! Das war nie der Plan!

Die endlich reifen Kastanien sollten biovegan, also natürlich, durch Wind herabfallen und nicht durch Kinderstöcke kastriert, am Boden zerschmettert werden. Man stelle sich vor, die Kapselfrucht sollte hernach einen neuen Kastanienbaum gebären, also hervorbringen, durch Keimen, Wachsen und Reifen, wie ein gesunder Schnupfen, der mit einem Kribbeln beginnt, dann sturzflutartig flutstürzt, aber dann in der Verstopfung beider Nasenlöcher seine Endphase erreicht. Dauert in der Regel sieben Tage bis maximal eine Woche. Aber die Kastanie braucht satte sieben Monate.

Und dann war alles für die Katz, also für die Kinder. Wie schon bei Adam und Eva, da kam auch nichts Vernünftiges bei raus, außer die Bälger Kain und Abel, wo der eine den anderen erschlagen hat, wegen … wahrscheinlich ging es wieder um Frauen oder schnelle Autos, wer weiß das schon … verteufelt lange her.

Die gewaltbereiten Kinder von heute sind klar im Vorteil; es gibt sogar Schulen, die fördern das Herbstgemetzel. Nennen das »Basteln«. Eher Erstechen; die pfählen Kastanien und Eicheln mit Zahnstochern. Widerwärtig! Und zum Bambi-Futtergedanken sage ich: Man spielt nicht mit Essen. Kapiert?

Jedenfalls sind mir Jugendliche viel lieber. Die haben letztendlich kapiert, wie idiotisch es ist, mit Knüppeln auf Äste einzuschlagen. Jugendliche sind viel cooler, die hängen in Gruppen ab, halten einfach mal die Fresse und starren friedlich auf ihr Handy.

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