Da geht noch was
Von Bernhard KrebsEs war zweifellos eine der herausragendsten Offensivleistungen in der modernen Ära des Baseballs seit 1901: Superstar Ohtani Shohei bot am Donnerstag (Ortszeit) beim 20:4-Kantersieg der Los Angeles Dodgers bei den Miami Marlins einen »6-for-6«-Auftritt— er stand sechsmal am Schlagmal und erntete sechs Hits – und bewies einmal mehr, dass er in eine Klasse für sich spielt. Unter den sechs Hits waren nicht weniger als drei Homeruns, insgesamt verbuchte der 30jährige zehn davon. Zwischendurch stahl der Japaner, der vor der Saison für die Rekordsumme von 700 Millionen US-Dollar einen Zehnjahresvertrag bei den Dodgers unterschrieben hatte, auch noch zwei Bases. Als »Otherworldly« (MLB.com, The Athletic), also außerweltlich, jenseitig, versuchte die Fachpresse Ohtanis Spiel für die Ewigkeit irgendwie einzuordnen. War das »6-for-6« mit drei Homeruns und zwei Steals schon für sich einzigartig in der MLB-Geschichte, stellte Ohtani im Vorbeigehen noch einen anderen Rekord auf. Er ist der erste Baseballspieler, der in einer Saison 50 Homeruns schlagen und 50 Bases stehlen konnte – genau genommen stand er nach der Partie bei den Marlins bei 51–51. Die Dodgers sicherten mit dem 20:4 zudem ihre Playoffteilnahme. Kaum zu glauben bei einem Ausnahmespieler wie Ohtani, aber es wird die erste Postseason in der MLB für den 30jährigen sein. Mit seinem Vorgängerklub, den Los Angeles Angels, für die er von 2018 bis 2023 auflief, reichte es nie für »October Ball«.
Im »Loan Depot Park« in Miami hämmerte Ohtani am Donnerstag gleich bei seinem ersten Besuch am Schlagmal einen Line drive – ein hart geschlagener Ball mit flacher Flugkurve – bis an die Spielfeldbegrenzung. Der kraftvolle Schlag reichte für ein Double auf Second Base. Ebenfalls noch im ersten Inning stahl er Third Base, es war sein 50. Steal. Doch das war erst der Anfang. Im zweiten Inning schlug Ohtani einen Single, um gleich im anschließenden »at bat« von Teamkollege Mookie Betts Second Base zu stehlen. Im dritten Inning schlug Ohtani erneut einen Line drive ins Centerfield, scheiterte aber beim Versuch bis auf die Third Base zu gelangen und wurde ausgeworfen. Es war der einzige Moment im Spiel, in dem Ohtani etwas nicht gelang. Hätte er es auf Third Base geschafft, er hätte auch noch einen Cycle vollendet – den erreicht ein Spieler, wenn er in einem Spiel Single, Double, Tripel und Homerun schlägt. Im sechsten Inning hämmerte Ohtani dann einen eher miesen Wurf von Einwechselpitcher George Soriano für Saisonhomerun Nummer 49 mit einem gewaltigen Schlag aufs obere Zuschauerdeck im Rightfield. Im siebten Inning bewies Marlins Team Manager Jared Michael »Skip« Schumaker Sportsgeist, als er Ohtani keinen Freifahrtschein per »intentional walk« auf die unbesetzte First Base ausstellte, sondern es Relief Pitcher Mike Baumann mit Ohtani aufnehmen ließ, der dann Homerun Nummer 50 an Ohtani abgab. Nach dem Spiel sagte Schumaker: »Ich denke, das wäre ein schlechter Schachzug gewesen – in Bezug auf Baseball, Karma und den Baseballgott.« Aus Respekt habe man es in diesem Moment mit Ohtani aufnehmen müssen, so Schumaker weiter. Im neunten Inning beim Spielstand von 14:3 stand mit Vidal Bruján nur ein Second Basemann auf dem Wurfhügel, weil Schumaker bei dem großen Rückstand keinen weiteren Pitcher verbrennen wollte. Brujáns läppischen Wurf prügelte Ohtani zu Homerun Nummer 51 erneut aufs obere Zuschauerdeck im Rightfield.
Erst Ende August war Ohtani der sechste Spieler in der Baseballgeschichte geworden, der 40 Homeruns und 40 Steals in einer Saison erreichte. Von da an gab es in Baseballkreisen eigentlich nur noch ein Thema, das rauf und runter diskutiert wurde: Kann Ohtani auch eine 50-50-Saison spielen? »Wenn ich ehrlich bin, wollte ich das so schnell wie möglich hinter mich bringen«, zeigte sich Ohtani nach dem Spiel bei den Marlins gegenüber MLB.com fast schon erleichtert. Sein Teamkollege Gavin Lux war da enthusiastischer: »Das muss das größte Baseballspiel aller Zeiten gewesen sein. Es muss so sein.« Basketballer LeBron James von den Los Angeles Lakers war sich auf X derweil in Bezug auf Ohtani sicher: »Dieser Typ ist unwirklich.« Der Unwirkliche jedenfalls machte nach Donnerstag da weiter, wo er in Miami aufgehört hatte. Aktuell (Stand nach den Sonnabendspielen) steh der Japaner bei 52 Homeruns und 53 Steals. Da geht noch was für Ohtani. Bis Sonntag stehen noch fünf Partien aus.
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