Wiesn, Wumms und weite Bälle
Von Gabriele Damtew»Eigentlich kann ich gar nicht so weit schießen«, gab Thore Jacobsen zu Protokoll, nachdem er aus über 60 Metern einen gefühlvollen Schuss ins Bielefelder Gehäuse zum Tor des Monats gezimmert hatte.
Wer’s glaubt! Natürlich hatte der mit norddeutschem Humor und einem feinen linken Fuß ausgestattete defensive Mittelfeldspieler »geluschert«, dass der Arminia-Torwart zu weit vor seinem Gehäuse stand, und dann aufs Geratewohl abgezogen. Für 1860 München ein immens wichtiger Treffer, der erst in der 88. Minute gefallen war und gleichzeitig den Sieg gegen die Gastgeber besiegelte (1:0). Dieser erst zweite Sieg am sechsten Spieltag war auch bitternötig, wollten die Münchner Löwen nicht schon wieder ein Wochenende im Keller verbringen. Und wer will das schon, wenn O’zapft is. Der Thore muss sicher einen ausgeben.
Am oberen Ende lässt sich schon eine Grüppchenbildung feststellen. Fünf Teams, zu denen auch Bielefeld gehört, machen seit einigen Spieltagen, ob gewollt oder ungewollt, die Tabellenführung unter sich aus. Gegen Bielefeld hatte Aue vorletzte Woche den kürzeren gezogen (1:3) und wollte bei der SpVgg Unterhaching seine eigentlich gute Form bestätigen. Einen astrein herausgespielten Konter über drei Stationen vollendete Marcel Bär mit rechts ins linke Eck. In der zweiten Hälfte drehten allerdings die kopfballstärkeren Vorstadtmünchner auf, und plötzlich stand es 2:1. Erzgebirge Aue stemmte sich gegen die Niederlage – Mirnes Pepić traf die Latte, Bär verzog knapp. Nichts da, Nachspielzeit, Bär drosch noch einmal drauf, Torwart Konstantin Heide konnte nur abprallen lassen, direkt auf den Kopf des eingewechselten Steffen Nkansah, der Rest war ein Wumms. Nach dem Last-minute-Remis fragte ein MDR-Reporter Aues Trainer, ob man das als ein bisschen glücklich bezeichnen dürfe. Pavel Dotchev: »Nein!« Alles war gesagt.
Nachdem Aue zwar gekämpft, aber nicht gewonnen hatte, wollte Dresden gegen Rostock unbedingt dreifach punkten. Die Konstellation sprach für die Sachsen, während Zweitligaabsteiger Rostock die Tabelle bislang nur von unten kennt. Und erwartungsgemäß beherrschten die Dynamos die Hansa spielerisch und in den Zweikämpfen nach Belieben. Aber ein ostdeutsches Derby kann tückisch sein. Dresden konnte nach dem frühen 1:0 einfach nicht nachlegen. Die erste Rostocker Chance ging dann auch rein. Der junge Ryan Naderi, gebürtiger Dresdner, feierte sein erstes Startelfdebüt mit seinem ersten Tor in seiner »Heimatstadt« für Rostock. Komm du mir mal nach Hause!
Nutznießer der schwächelnden Kontrahenten ist Zweitligaabsteiger SV Sandhausen, übrigens der kleinste professionell spielende Fußballverein Deutschlands. Gegen den bislang ungeschlagenen Mitabsteiger Wiesbaden drehte das Team von Sreto Ristić einen frühen Rückstand noch zu einem 3:1 und setzt sich damit an die Spitze, punktgleich vor Dresden und Aue.
Die höchste Torausbeute des Spieltages machte Energie Cottbus gegen die zweite Wahl des VfB Stuttgart (4:0). Vielleicht wird man bald wieder mehr über den Aufsteiger sprechen.
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vom 24.09.2024