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Aus: Ausgabe vom 25.09.2024, Seite 1 / Inland
Werkserweiterung in Grünheide

Polizei zäunt Waldbesetzer ein

Polizei geht mit nächtlichem Einsatz gegen Protestcamp an Brandenburger Tesla-Fabrik vor
Von Wolfgang Pomrehn
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Kaum war die Wahl in Brandenburg gelaufen, schickte die Potsdamer Landesregierung erneut Polizei los, um die Interessen des Tesla-Chefs Elon Musk durchzusetzen. Besetzer eines Waldstücks in Grünheide bei Berlin, die mit Baumhäusern seit dem Februar 2024 gegen den Ausbau der dortigen »Gigafactory« des US-Autobauers protestieren, berichteten mit einer Mitteilung von einem größeren nächtlichen Polizeieinsatz. Demnach rückten in der Nacht auf Dienstag um zwei Uhr morgens Beamte und Waldarbeiter an. Ohne Erklärungen sei das Areal der Besetzer eingezäunt worden, obwohl die Besetzung eine angemeldete Versammlung darstelle. Das Ganze diente offenbar der Einschüchterung, da neben dem besetzten Gelände Bauarbeiten stattfinden.

Der Verein für Natur und Landschaft in Brandenburg, der sich am Dienstag erneut ausdrücklich mit den Besetzern solidarisierte, berichtet von Rodungsarbeiten in den vergangenen Wochen. Noch innerhalb der Vegetationsperiode und trotz zahlreicher Einwendungen durch Naturschutzverbände und Privatpersonen seien mehrere Hektar Wald vernichtet worden. Der Verein weist außerdem auf die »rechtspopulistischen« Aktivitäten des Firmengründers Musk hin. Dieser fiel zuletzt mit rassistischen Äußerungen auf seinem Kurznachrichtendienst X auf, mit denen er rassistische Ausschreitungen in Großbritannien anheizte.

In Grünheide hat sein Unternehmen mit dem Segen von Brandenburgs Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD), der für einen kreativen Umgang mit Umwelt- und Wasserschutzrecht sorgte, eine Fabrik für seine elektrischen Stadtpanzer hochgezogen. Das dort produzierte Modell Y hat ein Leergewicht von knapp zwei Tonnen.

Nicht alle Anwohner sind glücklich über diese neue Nachbarschaft und vor allem nicht über deren hohen Wasserverbrauch. Schon ohne Tesla ist die Wasserversorgung der Region aufgrund des Klimawandels perspektivisch eher prekär. Rund 65 Prozent der Einwohner Grünheides hatten sich daher im Februar in einer Befragung der Gemeinde gegen die Werkserweiterung ausgesprochen.

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