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Aus: Ausgabe vom 25.09.2024, Seite 5 / Inland
Grundversorgung

Deutsche Post hebt ab

DHL Group will bis 2030 »schneller und profitabler wachsen«. Briefe und Postfilialen in BRD sind dabei eher hinderlich
Von Alexander Reich
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»Höchster SAF-Anteil aller Fluggesellschaften weltweit« (DHL-Airbus über London)

Mit ihrer Privatisierung ist die Deutsche Post zum Weltkonzern DHL Group geworden, dem das Kerngeschäft lästig ist. Das Zustellen von Briefen wie die Erhaltung eines Filialnetzes sind einfach nicht profitabel genug, auch wenn der Bund die Vorgaben stetig absenkt: Briefe dürfen länger unterwegs sein, statt einer Filiale tun es bald auch Automaten. Jetzt soll die DHL Group umgebaut werden. Konzernchef Tobias Meyer sprach am Montag mit Blick auf die gut 800 DHL-Gesellschaften von der »Entwirrung eines Wollknäuels«. In der Gründung einer eigenständigen Gesellschaft für das Post- und Paketgeschäft im Heimatmarkt aber sehen viele den ersten Schritt zu dessen Abspaltung.

Meyer wies das am Montag gegenüber Reuters ausdrücklich zurück und versicherte: »Wir glauben strategisch an dieses Geschäft« mit deutschen Briefen. Das allerdings schrumpft seit Jahren. Obwohl die Grundversorgung ihren Namen kaum noch verdient, sinken auch die Gewinne. Weil zudem 80.000 Briefträger nicht ohne weiteres durch Roboter zu ersetzen sind, gilt das dem Kapitalmarkt als reine Horrorperspektive.

Wie der Hase läuft, gab Meyer am Montag mit der Vorstellung einer »Strategie 2030« bekannt. Der Umsatz des Weltkonzerns soll bis zum Ende des Jahrzehnts um 50 Prozent wachsen, von knapp 82 Milliarden Euro 2023 auf dann mehr als 120 Milliarden. Man werde sich dabei auf »schnell wachsende Branchen fokussieren«, so Meyer. Als Beispiele nannte er den Markt für Biopharmazeutika, auf dem DHL »gut positioniert« sei. Bei diesen tiefgekühlten Speziallieferungen sei bis 2030 ein Wachstum von mehr als zehn Prozent zu erwarten. Ein Boom sei auch beim Transport von Windrädern abzusehen – und natürlich bei den Paketen im Onlinehandel. »Wir wollen schneller und profitabler wachsen«, unterstrich der CEO, »werden sicherlich auch Zukäufe tätigen«.

Wachstum erwartet Meyer in ausgewählten Ländern Asiens, Afrikas und des Nahen Ostens. Deutsche Briefkästen oder Postfilialen, mit denen jetzt schon kein Fünftel der Umsätze mehr erzielt wird, spielen in seiner »Strategie 2030« keine Rolle. Der Konzernlenker denkt in ganz anderen Dimensionen. Für Laien mochte es abgehoben wirken, als er am Montag von »nachhaltigem Flugtreibstoff« mit dem Kürzel SAF sprach: »Wir sind stolz darauf (…), den höchsten SAF-Anteil aller Fluggesellschaften weltweit erreicht zu haben.« Aber tatsächlich liefert DHL Expresssendungen schon mit mehr als 320 eigenen Flugzeugen aus, ist also durchaus auch eine Airline.

Um den Klotz mit den deutschen Briefen loszuwerden, müsste der Konzern als nächstes Post- und DHL-Aktien trennen. Erstere könnte er schließlich an einen Großinvestor verscherbeln. Der tschechische Milliardär Daniel Křetínský böte sich möglicherweise an. Er hat schon ostdeutsche Tagebaue übernommen, steht vor der Übernahme von Thyssen-Krupp Steel und auch vor der der britischen Post. Die Konzernmutter der Royal Mail hat seinem Angebot zugestimmt. Die Zustimmung der Labour-Regierung steht noch aus.

An dieser Stelle ließe sich einwenden, dass der Bund die Post noch gar nicht vollständig privatisiert hat. Er könnte den Ausverkauf als Anteilseigner zumindest behindern. Aber da sollte man sich keine allzu großen Hoffnungen machen. Im Februar dieses Jahres ist der Anteil des Bundes an dem Konzern von knapp 21 auf knapp 17 Prozent gesunken – 50 Millionen DHL-Aktien wurden verkauft, um Mittel für die Sanierung der Deutschen Bahn zu generieren.

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