Metaller sehen rot
Von David MaiwaldFarbiger Rauch steigt auf, die Protesttrommeln donnern, Pfeifkonzert: Wer Ängste sät »und mit der Zukunft unserer Kolleginnen und Kollegen pokert, wird erbitterten Widerstand ernten«, sollte IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger den angereisten Kolleginnen und Kollegen zurufen. Ein Protestmarsch von Beschäftigten des Automobilkonzerns Volkswagen begleitete den Verhandlungsauftakt zwischen Konzern und IG Metall am Mittwoch in Hannover. Von den Standorten des Autobauers reisten laut Gewerkschaft mehr als 3.000 Beschäftigte vor das Schloss Herrenhausen, um vor den Verhandlungen Dampf zu machen. Die Belegschaft stehe aber »erst am Anfang einer Auseinandersetzung mit dem Unternehmen, die sich gewaschen hat«, erklärte Gröger einer Mitteilung.
Daniela Cavallo war am Mittwoch wie im »Sozialpartner«-Schock. »Wir erleben hier gerade etwas, das viele bei Volkswagen nicht für möglich gehalten haben«, erklärte die Gesamtbetriebsratsvorsitzende beim VW-Konzern. Am Dienstag hatte Volkswagen in den sechs Werkstandorten in Westdeutschland Handzettel verteilen lassen, auf denen sich der Konzern für die jüngst vollzogene Aufkündigung seiner zuvor 30 Jahre lang währenden Beschäftigungssicherung rechtfertigte. Auch die Tarifverträge zu Ausbildung und Leiharbeit hatte VW gleichzeitig gekündigt, Werkschließungen nun nicht länger ausgeschlossen. VW Sachsen habe die Beschäftigungssicherung am Dienstag ebenfalls aufgekündigt, berichtete das Handelsblatt.
Die Reaktion auf diese »Tabubrüche« werde nun »ebenso historisch« wie die Schritte des Konzerns ausfallen, bekräftigte Betriebsratschefin Cavallo. Die Belegschaft habe auch »eine Dividende: gute Arbeit, sichere Beschäftigung und das Generationenversprechen bei Volkswagen«, erklärte die Gewerkschafterin. Der Wolfsburger Autobauer sei »kein ›normales‹ Unternehmen und bei VW wird daher auch niemals der Turbokapitalismus Einzug halten«.
Noch Anfang Juni hatten VW-Aktionäre Dividenden von insgesamt 4,5 Milliarden Euro ausgezahlt. Das Sparziel des Managements um Vorstandschef Oliver Blume bezifferte das Handelsblatt unlängst auf bis zu vier Milliarden Euro. »Wir müssen Produktivität steigern und auch die Kosten senken, damit wir unsere Investitionen für die Zukunft selbst finanzieren können«, sagte denn auch VW-Personalchef Arne Meiswinkel. Der Standort Deutschland falle im Wettbewerb zurück, »der internationale Wettbewerb droht, an uns vorbeizuziehen«. Volkswagen stehe zu Industriearbeit und Industriearbeitsplätzen in der Bundesrepublik, Voraussetzung dafür sei aber »eine starke Wettbewerbsfähigkeit«.
Die Krise beim Autobauer sei »durch eine Aneinanderreihung von krassen Fehlentscheidungen und Fehleinschätzungen des Managements« verursacht, hatte Gröger vor Verhandlungsstart am Mittwoch bekräftigt. In den knapp dreieinhalbstündigen Verhandlungen habe der Konzern dann »weder Werke noch Beschäftigtenzahlen« genannt und statt dessen »ein stundenlanges Klagelied über die harte Wettbewerbssituation« gegeben. Falle dem Konzern als Zukunftskonzept keine Alternative »zur Drohkulisse von Werksschließungen und Massenentlassungen« ein, könne »kein konstruktiver Verhandlungsprozess gestartet werden«, erklärte die Gewerkschaft. Die Friedenspflicht endet am 30. November, die Zehntausenden VW-Arbeiter können dann in den Streik treten.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (25. September 2024 um 20:46 Uhr)Hat die VW-Belgschaft eine Dividende? Oder hat sie die verdient und nicht ausgezahlt bekommen?
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