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Aus: Ausgabe vom 26.09.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Chinesische Wirtschaft

Chinas Volksbank setzt Impulse

Zinsen für Immobilienkredite sinken. Britische HSBC sitzt in Hongkong auf Zahlungsausfällen in Milliardenhöhe
Von Jörg Kronauer
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Zentrale der Notenbank in Beijing

Chinas Zentralbank (People’s Bank of China, PBoC) will der Konjunktur in der Volksrepublik wieder stärkeren Schwung verleihen. Am Dienstag leitete sie eine ganze Reihe von Maßnahmen ein, die insbesondere auf den Immobilien- und auf den Finanzsektor zielen. Etwa um den immer noch krisengeschüttelten Immobilienmarkt weiter zu konsolidieren, kündigte die PBoC an, sie werde die Zinsen auf bestehende Immobilienkredite senken. Zudem will sie die Mindestanzahlung für Kredite zum Kauf einer Zweitwohnung von 25 auf 15 Prozent reduzieren. Die Schritte wirkten sich unmittelbar an den Börsen aus.

Von der Zinssenkung würden 50 Millionen Haushalte profitieren, äußerte Zentralbankgouverneur Pan Gongsheng; die Gesamteinsparungen pro Jahr beliefen sich voraussichtlich auf gut 150 Milliarden Renminbi Yuan (mehr als 19 Milliarden Euro). Damit könne ganz allgemein der Inlandskonsum angekurbelt werden. Hatten die bislang höheren Mindestanzahlungen für den Erwerb von Zweitwohnungen nicht zuletzt dazu gedient, Immobilienspekulation einzudämmen, soll die nun erfolgte Senkung Chinas Wohnungsmarkt wieder in Schwung bringen, um die Zahl der wegen der Immobilienkrise nicht verkauften Wohnungen zu verringern und den Weg aus der Krise zu beschleunigen.

Hinzu kommen Maßnahmen, die für größere Liquidität sorgen sollen. So werden Banken in Zukunft weniger Bargeld vorhalten müssen als bisher. Die Rate, die die Mindestmenge an vorzuhaltendem Bargeld festlegt, wurde um 0,5 Prozentpunkte reduziert. Damit wird den Banken bis zu einer Billion Renminbi Yuan (gut 127 Milliarden Euro) mehr zur Verfügung stehen, wodurch ihnen größere Spielräume bei der Kreditvergabe eingeräumt werden. Zudem senkte die Zentralbank den Zinssatz für mittelfristige Kredite von 2,3 auf zwei Prozent. Zugleich kündigte Chinas Finanzregulierungsbehörde NFRA an, man werde – dies zum ersten Mal seit 2008 – Chinas sechs größten Geschäftsbanken neue Mittel zukommen lassen, um deren Kernkapital zu erhöhen.

Schließlich ist die Zentralbank auch bemüht, die Finanzmärkte zu stärken. So sollen sich Investmentfonds künftig direkt bei der PBoC finanzieren und leichter in den Kapitalmarkt eintreten können; der Aktienhandel soll angekurbelt werden. Vor allem dies hat zu einem sprunghaften Anstieg chinesischer Börsenindizes geführt. Der Shanghai Composite Index etwa schnellte um 4,2 Prozent in die Höhe, so viel wie seit vier Jahren nicht mehr. Der CSI 300, der die Kurse in Shanghai und Shenzhen abbildet, stieg um 4,3 Prozent. Auch mehrere westliche Börsen reagierten positiv; der Dax etwa stieg um annähernd ein Prozent. Grund war die Hoffnung, der schwächelnde deutsche Export könne befeuert werden, sollte die chinesische Wirtschaft wieder stärker Fahrt aufnehmen.

Unterdessen drohen neue Probleme auf dem Immobiliensektor – diesmal jedoch nicht auf dem chinesischen Festland. In Hongkong sind die extrem hohen Immobilienpreise in den vergangenen Jahren ein Stück weit zurückgegangen, während die Zinsen stiegen. Das führt inzwischen dazu, dass zum einen nicht mehr alle Darlehen für gewerbliche Immobilien rechnerisch gedeckt sind und zum anderen einige Kreditnehmer in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Wie die britische Großbank HSBC am Wochenende mitteilte, schlägt sich das nun auch in ihren Geschäftszahlen nieder.

Kredite für gewerbliche Immobilien im Wert von rund 3,2 Milliarden US-Dollar wurden von der Bank zum 30. Juni als gefährdet eingestuft. Ein halbes Jahr vorher waren es lediglich Kredite im Wert von 576 Millionen US-Dollar gewesen. Zur Einordnung: Die HSBC gibt an, nur ein Teil dieser Kredite werde nicht mehr bedient. Bei vielen handle es sich um Kredite, deren rechnerische Deckung aufgrund der gesunkenen Immobilienpreise nicht mehr gewährleistet sei. Freilich machen die Kredite in Hongkong 45 Prozent aller weltweit gewährten HSBC-Kredite für gewerbliche Immobilien aus, wiegen also schwer; die 3,2 Milliarden US-Dollar wiederum, die als gefährdet gelten, stellen zudem bereits neun Prozent aller HSBC-Gewerbeimmobilienkredite in Hongkong dar. Beobachter warnen, langfristig könne sich womöglich eine neue Krise zusammenbrauen.

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