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Aus: Ausgabe vom 26.09.2024, Seite 11 / Feuilleton
Verkehrswesen

Ein sehr deutsches Ticket (3)

Von Bernhard Spring
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Wer nimmt uns noch wahr, wenn wir wie alle anderen sind? Die Harzer Schmalspurbahn auf eigenen Wegen

Mehr als elf Millionen Deutsche nutzen das Deutschland-Ticket für Fahrten im Regionalverkehr. Damit lässt sich herrlich pendeln, aber wochenends oder im Urlaub mal eben an die touristischen Hotspots in der Region zuckeln – das geht nicht. So etwa im Harz. Die Harzquerbahn und die Selketalbahn akzeptieren das Ticket, die Brockenbahn aber – vom selben Unternehmen betrieben – nicht. Nun ja, wer will auch schon zum Brocken, wenn er im Harz ist?

Ähnlich düster sieht es an vielen anderen Haltestellen in der Republik aus: Die Kleinbahn auf Borkum, der Vulkanexpress in der Eifel und sogar die Parkeisenbahn von Cottbus akzeptieren das deutsche Ticket nicht. Das kann man so und so sehen: Vielleicht wurden bei der Planung des Tickets die besonderen finanziellen Bedürfnisse der Tourismusbahnen vergessen. Das würde sowohl zur Politik als auch zur DB passen. Vielleicht haben sich die Schmalspurbahnen aber auch trotzig rausgehalten, weil sie ihre Sonderrolle nicht im deutschen Einheitsbrei untergehen sehen wollten. Im Sinne von: Wer nimmt uns noch wahr, wenn wir wie alle anderen sind?

Immerhin so halb dabei sind die Betreiber des »Rasenden Rolands« auf Rügen. Sie erheben zum D-Ticket einen Aufschlag von zehn Euro pro Tag oder 30 pro Woche. Die Radebeuler Schmalspurbahn fordert denselben Tagessatz, räumt aber den üblichen Verdächtigen einen Rabatt ein.

Die zusätzliche Gebühr heißt bei der Rübelandbahn im Harz »Dampfaufschlag«, bei der Zittauer Schmalspurbahn »Historikaufschlag«. Dass dieser überhaupt erhoben wird, erklärt die mecklenburgische Bäderbahn »Molli« ziemlich nebulös mit der »besonderen historischen und touristischen Ausrichtung« der Züge. Das darf man wohl so verstehen: Die Nachfrage ist größer als bei einem normalen RE, also ran an den Speck!

Eine bundesweite Recherche fällt sehr deprimierend aus. Bahnen auf schmaler Spur sind nichts für den schmalen Geldbeutel. Nur was tun? Man könnte am Frühstückstisch die Familie bockig zum Boykott aufrufen. Typisch deutsch halt. Man könnte aber auch murrend die blöde Gebühr bezahlen und hinter den anderen hinterher in den Waggon trotten. Auch typisch deutsch. Wenn schon nicht das Ticket, so doch wenigstens der Nutzer.

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