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Aus: Ausgabe vom 02.10.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Maritime Wirtschaft

Streik mit Bidens Segen

Hafenarbeiter bestreiken Häfen an Ost- und Golfküste der USA. Militärtransporte will die Gewerkschaft ILA aber ausdrücklich abfertigen
Von David Maiwald
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ILA stehe auch für »I love America«, betont Gewerkschaftschef Harold Dagget (nicht im Bild)

Zum ersten Mal seit beinahe 50 Jahren haben die Hafenarbeiter an der Golf- und Ostküste der USA die Arbeit niedergelegt. Nachdem die Verträge der International Longshore Association (ILA) in der Nacht zu Dienstag ohne verbessertes Angebot der Hafenbetriebe ausgelaufen waren, rief die Gewerkschaft die rund 45.000 organisierten Hafenbeschäftigten zum Streik auf. Entlang der US-Küsten blieben die Häfen am Dienstag geschlossen. ILA-Präsident Harold Dagget erklärte in einer Gewerkschaftsmitteilung, die Hafenarbeiter seien darauf vorbereitet, »so lange wie nötig zu streiken«, bis die Allianz der Hafenbetriebe United States Maritime Alliance (USMX) auf ihre Forderungen eingehe.

Der Ausstand könne »umfassende« Folgen für die US-Wirtschaft nach sich ziehen, kommentierte die New York Times am Dienstag. Die 36 bestreikten Häfen schlagen rund 25 Prozent des internationalen Seehandels der USA mit einem Volumen von rund drei Milliarden US-Dollar um. Militärtransporte der US-Streitkräfte sind von dem Ausstand ausdrücklich nicht betroffen, hatte Gewerkschaftschef und Vietnamkriegs-Veteran Dagget schon in der Vorwoche klargestellt: Die ILA werde »unsere tapferen amerikanischen Truppen (…) niemals im Stich lassen, und wir werden stolz alle Militärtransporte auch nach dem 1. Oktober weiterführen, selbst wenn wir in einen Streik verwickelt sind.« Es ist wohl auch auf diesen Umstand zurückzuführen, dass US-Präsident Joseph Biden am Sonntag erklärt hatte, sich nicht auf ein altes Antistreikgesetz (Taft-Hartley-Act) zu berufen, das Hafenarbeiter bei einem Ausstand zurück an die Arbeit zwingen könnte.

Vertreter der US-Regierung seien »sehr glücklich und zufrieden mit der ILA, die in schwierigen Situationen immer zur Stelle war und ihre Mission immer erfolgreich erfüllt hat« freute sich Timothy MacHale, Exgeneral und »militärischer Berater« der ILA. Die US-Armee wisse, »dass die ILA militärische Ladeoperationen durchführen wird, selbst wenn die ILA streikt.« Auch Kreuzfahrtschiffe sollen vom Arbeitskampf der Hafenbeschäftigten unberührt bleiben, damit Familien, »die ihre Kreuzfahrten mehr als ein Jahr im Voraus planen und bezahlen (…) weder enttäuscht noch belästigt werden«.

Von der New York Times befragte Marktbeobachter schätzten die Auswirkungen bei einem wenige Tage andauernden Hafenarbeiterstreik eher gering ein. Während Händler mit Waren wie Bananen, Autoteilen, Baumwolle, Holz und Möbeln wohl kurzfristig am stärksten betroffen seien, werde »ein zwei- oder dreitägiger Streik keine allzu großen Störungen verursachen«, so die Zeitung. Zwar würden die Häfen rund 80 Prozent des Kaffees und etwa 75 Prozent der Bananen umschlagen, müssten aber ohnehin oft wegen starker Wetterereignisse wie Hurrikans zeitweise geschlossen werden. Auch dabei komme es »selten zu drastischen Störungen«, hieß es. Bei einem Streik über mehrere Wochen, sieht das freilich anders aus.

Doch angesichts einer drohenden Zuspitzung leiten Unternehmen ihre Lieferungen schon seit Monaten auf Häfen an der Westküste um. Der Hafen von Long Beach meldete laut New York Times bereits im August einen Rekordumschlag. Demnach seien einige Waren etwa für die Weihnachtszeit früher als üblich importiert worden. Die Häfen der Westküste können allerdings nicht die gesamte Fracht von Ost- und Golfküste ausgleichen. Sollte der Streik länger dauern, könnte der Transport von Fracht per Lkw oder Bahn von der West- an die Ostküste für Unternehmen zunehmend zur finanziellen Belastung werden.

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