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Aus: Ausgabe vom 05.10.2024, Seite 1 / Ausland
Luftangriffe auf Westbank

Kampfjets beschießen Café

Zum ersten Mal seit 20 Jahren bombardiert Israels Luftwaffe Flüchtlingslager im Westjordanland
Von Karin Leukefeld
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Eingehüllt in Hamas-Flaggen werden die von israelischen Raketen Getöteten zu Grabe getragen (Tulkarem, 4.10.2024)

Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Café im Flüchtlingslager Tulkarem sind am Donnerstag abend ersten Meldungen zufolge 20 Menschen getötet worden, darunter eine Familie mit Kindern. Viele Besucher wurden verletzt. Das beliebte Café im Stadtviertel Al-Hamam war voll besetzt, als Augenzeugen zufolge ein israelischer Kampfjet mindestens eine Rakete auf den Ort abfeuerte.

Die letzten Luftangriffe auf das Lager gab es nach Angaben von Journalisten während der Zweiten Intifada (2000–2005). Zwar habe es schon vor dem 7. Oktober 2023 militärische Angriffe auf die Lager Dschenin, Nur Shams und Tulkarem gegeben, sagte Abed Abu Shehadeh vom Sender Al-Dschasira. Doch danach hätten die Angriffe der israelischen Besatzungsarmee enorm zugenommen. Beispielsweise sei bei einem Angriff auf Dschenin im Juni 2023 ein »Apache«-Kampfhubschrauber eingesetzt worden. Aus Protest gegen den Luftangriff vom Donnerstag wurde im Westjordanland am folgenden Tag ein Generalstreik ausgerufen.

Die israelische Armee gab an, der Angriff habe dem »Terroristen« Sahi Jasser Abd Al-Rasegh Ufi gegolten, er sei der »Hamas-Chef in Tulkarem« hieß es. Neben ihm seien »weitere Mitglieder des Terrornetzwerks in Tulkarem« getötet worden. Die Hamas bestätigte die Angaben nicht, sondern verurteilte den »brutalen Angriff« auf das Café. Man trauere um die Toten, werde aber im Widerstand gegen die Besatzung nicht nachlassen. Nach Behördenangabenwurden im besetzten Westjordanland seit Beginn des Gazakriegs am 7. Oktober 2023 mehr als 700 Palästinenser getötet.

Das Flüchtlingslager Tulkarem entstand infolge der Nakba, der Vertreibung der Palästinenser aus ihrer Heimat 1950 im Nordwesten des von Israel besetzten Westjordanlands. Die dort lebenden Menschen und ihre Nachfahren stammen aus Jaffa, Haifa und Kissaria. Nach Angaben der UN-Organisation für die Unterstützung der palästinensischen Flüchtlinge (UNRWA) sind in dem Lager 27.631 Flüchtlinge regis­triert (Stand 2023). Sie leben auf nur 0,18 Quadratkilometern.

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