Ende der Gewalt gefordert
Von Ina SembdnerVor dem ersten Jahrestag des palästinensischen Angriffs auf Israel und des darauf entfesselten Krieges gegen den Gazastreifen haben am Sonnabend weltweit Zehntausende Menschen ein Ende der Gewalt gefordert. In London liefen an der Spitze einer propalästinensischen Demonstration der ehemalige Chef der Labour-Partei, Jeremy Corbyn, und der frühere schottische Premierminister Humza Yousaf. Die Teilnehmer forderten eine Waffenruhe und skandierten Slogans wie »Freies Palästina« oder »Stoppt die Bombardierung der Krankenhäuser!« Auch in mehreren französischen Städten und in der irischen Hauptstadt Dublin bekundeten zahlreiche Demonstranten ihre Solidarität mit den Palästinensern. In den USA – dem Hauptverbündeten Israels – gab es ebenfalls zahlreiche Proteste. In New York demonstrierten Tausende Menschen rund um den Times Square. Bei einer weiteren Demonstration in Los Angeles riefen viele Teilnehmer auf Transparenten dazu auf, den »Genozid« im Gazastreifen zu beenden. Demonstrationen gab es etwa außerdem in Südkorea, Venezuela oder Marokko.
97 Geiseln befinden sich auch nach einem Jahr noch in palästinensischer Hand, 33 von ihnen wurden von Israel offiziell für tot erklärt. Für ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln demonstrierten am Sonnabend erneut Tausende Israelis – weniger als in den Monaten zuvor, da das israelische »Heimatfrontkommando« die Teilnehmerzahl von Veranstaltungen im Freien begrenzt hat. »Ein Jahr, und sie sind immer noch nicht hier«, war auf einem Plakat bei der Kundgebung in Tel Aviv zu lesen. Auch in vielen anderen Orten im Land gab es wieder Proteste für ein Abkommen, das auch eine Waffenruhe im Gazakrieg enthalten soll. Angehörige der Geiseln werfen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vor, einen Deal mit der Hamas zu sabotieren und sich den Forderungen seiner ultrarechten Koalitionspartner zu beugen.
UN-Generalsekretär António Guterres, von Israel vergangene Woche zur Persona non grata erklärt, forderte in einer Botschaft zum Jahrestag ein Ende der »schockierenden Gewalt« und des »Blutvergießens«. Er verlangte die »unverzügliche und bedingungslose Freilassung« der Geiseln und prangerte die Ausweitung des Krieges auf den Libanon an. Dieser füge »den Palästinensern im Gazastreifen und nun auch den Menschen im Libanon tiefes menschliches Leid zu«. Bei den umfassenden und dauerhaften Bombardements des Küstenstreifens, in dem rund 2,1 Millionen Menschen auf engstem Raum leben, wurden bislang mindestens 41.800 Palästinenser getötet, mehr als zehntausend Tote werden in den Ruinen der Häuser vermutet: Laut Satellitendaten sind zwei Drittel der Vorkriegsbauten im Gazastreifen – über 163.000 Gebäude – beschädigt oder zerstört worden, die Menschen mehrfach vertrieben worden.
Im Libanon prangert die UNO derweil einen schnellen Anstieg von Angriffen auf das Gesundheitswesen an. Demnach wurden seit der israelischen Offensive auf das Nachbarland mehr als 70 Arbeiter im Gesundheitswesen getötet, darunter zuletzt 28 innerhalb von 24 Stunden. Das Ärztesyndikat im Libanon sprach von einem »Massaker Israels gegen libanesisches medizinisches Personal«.
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