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Aus: Ausgabe vom 07.10.2024, Seite 15 / Politisches Buch
Forschungen zur Arbeiterbewegung

Nicht verschwunden

Neues aus und zu den Archiven der Arbeiterbewegung
Von Horst Ollesch
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Breite Friedensbewegung in der alten Bundesrepublik: Banner beim evangelischen Kirchentag in Hannover (11.6.1983)

Mit einer vom »Archiv-Aktiv« in Hamburg der Werbung abgeschauten Frage – »Ist das Geschichte oder kann das weg?« – eröffnet Holger Isabelle Jänicke den traditionellen Heftschwerpunkt der Mitteilungen des Förderkreises Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung, deren 66. Ausgabe gerade erschienen ist. 1992 entstand der Förderkreis aus dem von der »Treuhand« abgewickelten Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung. Marxistische Geschichtswissenschaft sollte ausgetrocknet und zum Verschwinden gebracht werden, doch die Mitstreiterinnen und Mitstreiter des Förderkreises verweigern sich seither dem ihnen zugedachten Schicksal.

Und so finden sich auch im neuen Heft wieder interessante Berichte über Institutionen der Arbeiterbewegung und der sozialen Bewegungen. Das »Archiv-Aktiv« jedenfalls sammelt Materialien und Nachlässe von Organisationen und Personen der gewaltfreien Bewegungen und sichert so die historische Erinnerung an viele Kämpfe – besonders solche der Friedens- und Um –bewegung. Im Bestand befinden sich zum Beispiel Unterlagen zu den Ostermärschen in der Bundesrepublik, deren Kontinuität bis in die 60er Jahre zurückreicht, oder Archivalien zu den großen Demonstrationen und Blockaden gegen die Stationierung atomarer US-Mittelstreckenraketen in der BRD in den frühen 80er Jahren. Weiterhin beherbergt das »Aktiv-Archiv« Überlieferungen aus der Frauenfriedensbewegung, Materialien zu Manöverbehinderungen, von Aktionen gegen Truppenübungsplätze und gegen die Kriegseinsätze in Ex-Jugoslawien und im Irak aus der Zeit um die Jahrhundertwende.

Gisela Notz ist als feministische Historikerin bekannt und ein aktives Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Mitteilungen. Ihr Vortrag »August Bebel oder: Der revolutionäre Sozialdemokrat«, gehalten am 27. April anlässlich der 33. Jahresmitgliederversammlung des Förderkreises, ist ebenfalls in dem Heft nachzulesen. Insbesondere Bebels Verdienste um die Kämpfe für die Gleichberechtigung der Frauen, vor allem sein weithin gelesenes Buch »Die Frau und der Sozialismus«, werden von Gisela Notz gewürdigt. Alicia Gorny (Bochum) stellt in der Rubrik »Aus der Forschung« den Stand ihrer Arbeit zum Engagement von Frauen in der damaligen Gewerkschaft Textil-Bekleidung und den vergeblichen Kampf um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze vornehmlich im Ruhrgebiet vor.

Die sogenannte Rote Insel in Berlin-Schöneberg war einst eine Hochburg der Arbeiterbewegung. Nach 1933 bildete sich, ausgehend von der von Annedore und Julius Leber gepachteten Kohlenhandlung, ein Netzwerk des Widerstands gegen den Faschismus. Julius Leber bezahlte den Widerstand mit seinem Leben. An dieser Stelle befindet sich nun ein Lern- und Gedenkort, der an die Greuel der Nazidiktatur und an die mutigen Menschen erinnert, die sich dem Faschismus nicht beugten, wie Egon Zweigart berichtet. Auch zur Rubrik »Verlage, Bibliotheken und Gedenkstätten« gehört der Beitrag von Andreas W. Hohmann über den Verlag Edition AV. Darüber hinaus erfahren die Leserinnen und Leser Neues über die Arbeit der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisation der DDR (SAPMO) und über das antikommunistische »Befreiungskomitee für die Opfer totalitärer Willkür« in den frühen 50er Jahren. Holger Czitrich-Stahl und Rainer Holze interviewen das Beiratsmitglied Christoph Stamm.

Mitteilungen des Förderkreises Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Nr. 66, 82 Seiten, 3 Euro (zzgl. Versandgebühr), Bezug: gruenewk@riseup.net

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

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