Weckruf für Waffenruhe
Von Jörg TiedjenAuf die Minute genau ein Jahr nach Beginn des jüngsten Gazakriegs ist der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu am Montag von Angehörigen der von der Hamas und ihren Verbündeten genommenen Geiseln daran erinnert worden, endlich etwas für deren Freilassung zu tun. Pünktlich um 6.29 Uhr, als am 7. Oktober vergangenen Jahres der Überfall begann, ließen Dutzende Familienmitglieder und Sympathisanten vor dem Haus des Regierungschefs eine Sirene erklingen, wie dpa berichtete. Ebenfalls am Montag wurde von einer Opfervereinigung der Tod einer weiteren Geisel bestätigt.
Zwar behauptete Netanjahu in einer Ansprache, dass er die Entführten lebend zurückbringen wolle. Zugleich bekräftigte Verteidigungsminister Joaw Gallant aber, dass der Krieg unvermindert fortgesetzt werde: »Wir haben die große Verpflichtung, jede erforderliche Maßnahme zu ergreifen, um unsere Feinde zu besiegen und unsere Heimat zu verteidigen.« Staatspräsident Isaac Herzog rief »die Welt« dazu auf, Israel in diesem Kampf zu unterstützen. An eine Waffenruhe, die eine Vorbedingung für einen Gefangenenaustausch wäre, ist also weiter nicht gedacht.
Die Hamas beschoss am ersten Jahrestag des Kriegs die Metropole Tel Aviv mit Raketen, die von der Luftabwehr abgefangen wurden. Aus dem Süden des Libanon wurde am Montag morgen der Tod von zehn libanesischen Feuerwehrleuten gemeldet, die beschossen wurden, als sie gerade zu einem Einsatz ausrücken wollten. Die Zahl der seit Kriegsbeginn von Israel in dem Nachbarland getöteten Rettungs- und Einsatzkräfte erhöhte sich damit laut AFP auf »mindestens 115«. Die israelische Armee verlor am Montag nach eigenen Angaben im Südlibanon zwei Soldaten und entsandte eine weitere Division als Verstärkung.
Der Iran warnte Israel am Montag vor einer weiteren Eskalation. Die Islamische Republik werde nicht aufhören, ihr Recht auf Selbstverteidigung wahrzunehmen, sagte Regierungssprecherin Fatemeh Mohadscherani laut der Agentur IRNA. Israel hat nämlich eine »harte Vergeltung« für den iranischen Raketenbeschuss auf militärische Anlagen in der vergangenen Woche angekündigt. Dabei war dieser selbst eine »Vergeltung« für vorhergehende Angriffe Israels im Libanon, in Syrien und im Iran selbst.
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