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Aus: Ausgabe vom 08.10.2024, Seite 5 / Inland
Thyssen-Krupp Steel

Vier Ideen zum Konzernumbau

Szenarien für Thyssen-Krupp Stahltochter sichern keine Beschäftigung
Von David Maiwald
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Konzernchef Miguel Lopéz lasse »grundlegend« prüfen, ob die geplante Direktreduktionsanlage weiter gebaut wird, berichtete das Handelsblatt

Die Abspaltung der Stahltochter Thyssen-Krupp Steel (TKS) vom Gesamtkonzern scheint nur noch eine Frage der Zeit. Während Beschäftigte und Gewerkschaft vor allem befürchten, das Unternehmen werde seine Produktion reduzieren, ist aber offenbar das gesamte Projekt zur Zukunft der Stahlproduktion ungewiss – trotz angelaufener Milliardensubventionen der Bundesregierung. Wie das Handelsblatt am Montag berichtete, könnte Konzernchef Miguel Lopéz den Bau einer Direktreduktionsanlage für »grünen« Wasserstoff abbrechen lassen. Für den »grünen« Stahl der Zukunft gilt diese jedoch als Voraussetzung.

Laut der Wirtschaftszeitung, die sich auf interne Dokumente beruft, hat Lopéz bereit eine »grundlegende« Prüfung der Anlage eingeleitet. Das »Vorzeigeprojekt«mit einem Kostenvolumen von rund drei Milliarden Euro wurde bereits mit rund einer halben Milliarde aus Bundes- und Landesmitteln bedacht, die dann womöglich zurückgezahlt werden müssten, heißt es darin. Zudem würden sich Ausfallzahlungen für die mit dem Bau beauftragte SMS Group summieren. Diese Zahlungen wären laut Insidern für die Stahltochter nicht zu stemmen, mit dem Mutterkonzern seien bereits entsprechende Gespräche für mögliche Ausfälle eingeleitet worden.

Den internen Dokumenten zufolge seien noch drei weitere Szenarien für den Konzern denkbar. Etwa, die Anlage mit einem modernen Elektrolichtbogenofen zu kombinieren, der sich auch für das Einschmelzen von Recyclingmaterial eignet. Auch könne ein Schmelzreduktionsofen eingesetzt werden, mit dem sich weißer Phosphor gewinnen lässt. Im dritten Fall könne eine »vollständige Aufstellung über Elektrolichtbogenöfen« erfolgen, hieß es. Der neue TKS-Vorstandsvorsitzende, Dennis Grimm, hatte vergangene Woche bereits »schmerzhafte Einschnitte« angekündigt. Es zeige sich bei der Überarbeitung des neuen Businessplans durch die Konzernführung aber bereits, dass künftig weniger Menschen beim Unternehmen beschäftigt würden.

Aktuell werde »fortlaufend technologie- und ergebnisoffen« geprüft, was »die besten und wirtschaftlich tragfähigsten Lösungen unter den jeweils gegebenen Rahmenbedingungen sind, um den Stahlbereich von Thyssen-Krupp langfristig klimaneutral aufzustellen«, teilte der Konzern mit. Der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen hatten dem Konzern zwei Milliarden Euro als Unterstützung für den Bau der »grünen« Produktionsanlagen zugesagt. Besagte 500 Millionen Euro soll TKS bereits erhalten haben.

Sollte der tschechische Milliardär Daniel Křetínský seinen Unternehmensanteil nicht wie geplant um 30 auf dann 50 Prozent aufstocken, sei es besonders wahrscheinlich, dass die Direktreduktionsanlage weitergebaut werde, erfuhr das Handelsblatt. »auch weil das Geld vom Staat zur Verfügung steht«, wie der Bericht einen der »Insider« zitierte. Denn Křetínský stehe den »Transformationsplänen« kritisch gegenüber. Da die Anlage zunächst noch mit Erdgas befeuert werden müsse, bleibe TKS weiter zum Kauf von CO2-Zertifikaten verpflichtet. Nach bisheriger Planung soll die Anlage im Jahr 2027 in Betrieb genommen werden.

Bei verändertem Betrieb mit Wasserstoff könnte Thyssen-Krupp bei der Stahlproduktion bis zu 3,5 Millionen Tonnen CO2 weniger ausstoßen. Noch gehört die Stahlproduktion hierzulande zu den emissionsstärksten Wirtschaftszweigen. Woher die künftig benötigten Mengen an Wasserstoff für den Betrieb kommen sollen, ist bislang unklar. Außer einem Versprechen, für den Import von Flüssigerdgas (LNG) errichtete Landeterminals bald auch für die Einfuhr des Rohstoffs zu nutzen, existiert noch nicht viel. Umweltschutzorganisationen haben die Nutzbarkeit der Anlagen zu diesem Zweck bereits mehrfach angezweifelt.

Auch auf dem Wasserstoffgipfel in Namibia war Thyssen-Krupp Anfang September zugegen. Das dortige Projekt »Hyphen« sieht vor allem den Export von Ammoniak vor, auch in die EU: Das Gas lässt sich unter anderem wieder in Wasserstoff aufspalten. Die lokale Bevölkerung dort dürfte vom geplanten Export wenig bis gar nicht profitieren. Für »grünen« Stahl kann die BRD nun importieren: Im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel nahm der norwegische Energiekonzern Yara vergangene Woche ein Terminal zum Umschlag von Ammoniak in Betrieb.

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