Havanna wappnet sich
Von Volker HermsdorfMit dem jetzt beantragten Beitritt zum BRICS-Bündnis hofft Kuba, sich mittel- bis langfristig aus dem Würgegriff Washingtons befreien zu können. Seit mehr als 60 Jahren versuchen die USA, die sozialistische Inselrepublik mit ihrer ständig verschärften Blockade wirtschaftlich zu erdrosseln. Daran wird auch die für Ende des Monats erneut zu erwartende nahezu einstimmige Aufforderung der 193 UN-Mitgliedsländer zu deren sofortiger Einstellung nichts ändern. Im Gegenteil: Sollte Donald Trump die US-Präsidentschaftswahl gewinnen, drohen weitere, noch härtere Sanktionen.
Eine Woche vor der Abstimmung in der UN-Generalversammlung über Havannas Resolution zur Beendigung der US-Blockade wird Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel den Antrag zur Aufnahme als Partnerland auf dem BRICS-Gipfel erläutern, der vom 22. bis 24. Oktober in der russischen Stadt Kasan stattfinden wird. Das Bündnis konsolidiere derzeit seine Position als Schlüsselakteur in der globalen Geopolitik und als Hoffnungsträger für die Länder des Südens, hieß es vorab aus Havannas Außenministerium. Der zunächst aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika bestehenden Gruppe traten Anfang dieses Jahres Ägypten, Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate und Äthiopien bei. Und es gibt zahlreiche weitere Interessenten. Nach Aussage von Wladimir Putin, der die temporäre Präsidentschaft innehat, haben derzeit 34 Staaten ihren Wunsch geäußert, der Gruppe beizutreten. Einige Anträge könnten bereits in Kasan genehmigt werden, so der russische Präsident.
Ob Kuba dazugehört, ist ungewiss. Dabei hat das Land neben größeren Nickelvorkommen, Chrom und Kobalt vor allem eine weltweit anerkannte medizinische Forschung zu bieten, der trotz US-Blockade die Produktion eigener Covidimpfstoffe gelang. Bei der Entwicklung von Medikamenten und Vakzinen, die vor allem für Länder des globalen Südens wichtig sind, nimmt Kuba jedenfalls eine Spitzenposition ein.
Für Havanna böte ein BRICS-Beitritt mehr Vor- als Nachteile. EU-Länder, die neben Venezuela, China und Russland derzeit noch die wichtigsten Handelspartner sind, werden mit ihrer zunehmenden Entwicklung zu US-Vasallen immer unberechenbarer. Und während die USA und die EU international an Bedeutung verlieren, steigen die BRICS-Staaten auf. Seit mindestens zwei Jahren haben sie einen deutlich größeren Anteil an der weltweiten Wirtschaftsleistung als die G7-Länder. Vergangenen Monat kündigte Putin an, dass die Gruppe an der Schaffung eines eigenen Zahlungs- und Abrechnungssystems arbeite. Für Kuba eine Chance, sich besser als bisher gegen Einschränkungen beim Zugang zum internationalen Finanzsystem wehren zu können. Das Risiko, durch das Bündnis mit – außer China – ausschließlich kapitalistischen Staaten ökonomisch weitere sozialistische Prinzipien aufgeben zu müssen, dürfte angesichts der Vorteile überschaubar sein.
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