Jetzt bist du dran!
Gegründet 1947 Mittwoch, 9. Oktober 2024, Nr. 235
Die junge Welt wird von 2939 GenossInnen herausgegeben
Jetzt bist du dran! Jetzt bist du dran!
Jetzt bist du dran!
Aus: Ausgabe vom 09.10.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Chinesische Wirtschaft

Beijing setzt weitere Impulse

Entwicklungskommission der Volksrepublik stellt weiteres Wachstumspaket in Aussicht. Maßnahmen gegen Branntweinimporte vom Handelsministerium
Von David Maiwald
9.jpg
Das Paket soll der Kommission zufolge etwa den angeschlagenen Immobilienmarkt unterstützen

Die chinesische Regierung will ein weiteres Konjunkturpaket auf den Weg bringen. Am Dienstag stellten die Spitzen der nationale Entwicklungs- und Reformkommission mit ihrem Vorsitzenden Zheng Shanjie in Beijing eine Reihe von Maßnahmen vor, die dem aktuell geschwächten Wirtschaftswachstum in der Volksrepublik wieder Auftrieb geben sollen. Neben dem Maßnahmenpaket kündete Zheng an, die Regierung werde etwa 200Milliarden Yuan (25,8 Milliarden Euro) aus dem Haushalt des kommenden Jahres für Investitionsprojekte vorstrecken. Konkrete Zahlen für einzelne Bereiche wurden laut Bericht der Hongkonger Tageszeitung South China Morning Post nicht genannt.

Das chinesische Handelsministerium verhängte gleichzeitig mit den Ankündigungen der Kommission am Dienstag vorläufige Maßnahmen gegen Branntwein aus der EU. Demnach müssen Händler, die bestimmte Sorten Brandy importieren, von diesem Freitag an beim chinesischen Zoll eine Kaution in Höhe von 30,6 bis 39 Prozent des Warenwerts hinterlegen. Die Maßnahme erfolgte nur vier Tage, nachdem die EU-Kommission Strafzölle auf importierte Elektrofahrzeuge aus der Volksrepublik beschlossen hatte. Im Juli hatte das Ministerium bekanntgegeben, Antidumpinguntersuchungen zu aus der EU importiertem Schweinefleisch einzuleiten. Eine ähnliche Untersuchung betrifft einige importierte Milchprodukte.

Die Volksrepublik will der Entwicklungs- und Reformkommission zufolge Sonderanleihen ausgeben, um die Konjunktur zu beleben. Die South China Morning Post zitierte deren Kovorsitzende, Liu Sushe, das Finanzministerium strebe dafür eine »neue Art der Verwaltung« an. Zudem seien Entlastungsmaßnahmen für kleine und mittlere Unternehmen sowie zusätzliche Unterstützungen für den Immobilienmarkt geplant. Beschränkungen für den Kauf von Wohnungen sollen angepasst werden, um den Handel mit bereits bestehenden Wohnungen zu beschleunigen. Ausländische Investitionen sollen dadurch gefördert und langfristig Kapital in die Finanzmärkte gelenkt werden, berichtete etwa Reuters am Dienstag.

Zuvor hatten die chinesischen Aktienkurse am Dienstag zeitweise einen zweijährigen Höchststand erreicht. Nach der einwöchigen Schließung zur »goldenen Woche« eröffnete der Festlandsindex CSI 300 laut Financial Times mit einem Plus von 10,8 Prozent. Nach der Pressekonferenz sanken die Kurse wieder. Anleger hätten auf einen größeren Konjunkturimpuls gehofft, berichtete die South China Morning Post. Die Kommission habe keine neuen Finanzierungen versprochen und im Grunde »eine Blase geschaffen«, kommentierte Alicia Garcia-Herrero, Chefökonomin für den asiatisch-pazifischen Raum bei der französischen Investmentbank Natixis in Hongkong gegenüber der Zeitung. »Sie sind aber nicht bereit, sie mit fiskalischen Anreizen weiter zu füllen, und Blasen brauchen das.«

Ende September hatte die Chinesische Volksbank bereits umfangreiche Maßnahmen für den Finanz- und Immobiliensektor beschlossen. Sie kündigte an, Zinsen auf bestehende Immobilienkredite zu senken und die Mindestanzahlung für Kredite zum Kauf einer Zweitwohnung von 25 auf 15 Prozent zu reduzieren. Künftig sollen Banken bis zu einer Billion Renminbi Yuan (gut 127 Milliarden Euro) mehr zur Verfügung haben, um bei der Kreditvergabe flexibler agieren zu können. Für mittelfristige Kredite senkte die Zentralbank zudem den Zinssatz von 2,3 auf zwei Prozent. Die sechs größten Geschäftsbanken sollen zudem Mittel erhalten, um ihr Kernkapital zu erhöhen.

Zheng erklärte sich »zuversichtlich«, das Wachstumsziel von rund fünf Prozent für das Gesamtjahr zu erreichen. Der private Konsum erhalte durch die Maßnahmen Vorzug, um die Binnennachfrage zu steigern sowie ärmere Bevölkerungsteile und Studenten zu entlasten, zitierte die Financial Times. Die chinesische Regierung werde auch 2025 weiterhin Staatsanleihen mit extrem langer Laufzeit ausgeben, »ein Zeichen für eine stärkere Unterstützung der Wirtschaft«, kommentiere das britische Wirtschaftsblatt. Die Weltbank hatte ihre Konjunkturerwartung von 4,8 Prozent Wachstum für die Volksrepublik am Dienstag bekräftigt.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

Ähnliche:

  • Produktion von VW-Autos in China: Konzernbosse fürchten nach EU-...
    07.10.2024

    Bumerang für Autobauer

    Deutsche Hersteller hängen vom China-Geschäft ab wie die in keiner anderen Nation. Reaktionen aus Industrie, Handel und Wirtschaft auf EU-Zusatzzölle
  • Brüssel ist nun befugt, Zölle im Alleingang einzuführen: Autoter...
    05.10.2024

    Kanzlers Basta verpufft

    E-Autos aus China: EU-Staaten stimmen für neue Zölle, Handelskrieg droht. Scholz brachte Regierung zuvor mit Machtwort auf Linie
  • Die Stahlproduktion ist nicht die einzige Branche in Deutschland...
    04.10.2024

    Stimmung im Keller

    Der Vorteil billiger Energiezufuhr ist der deutschen Industrie verloren gegangen. Das beschleunigt die Deindustrialisierung. Zum Stand der hiesigen Wirtschaft

Regio:

Mehr aus: Kapital & Arbeit