Nachschlag: Genozid als Spektakel
Am Montag jährte sich der Beginn des jüngsten Nahostkriegs zum ersten Mal, in dem Israel einen Angriff der Hamas und ihrer Verbündeten mit der Zerstörung des Gazastreifens und einer Menschenjagd beantwortete, die nach Ansicht der irischen Anwältin Blinne Ní Ghrálaigh den »ersten Völkermord« darstellt, »bei dem die Opfer ihre eigene Zerstörung live übertragen«. Ausgerechnet an diesem Tag zeigte das ZDF Lars Kraumes Spielfilm »Der vermessene Mensch«, in dem es um den Genozid an den Ovaherero und Nama in der einstigen Kolonie »Deutsch-Südwestafrika« geht. Der Film ist zwar in vieler Hinsicht lehrreich, auch die im Anschluss ausgestrahlte Dokumentation zum Thema. Aber in seiner Machart des Einfühlungskinos mit einem weißen »Helden« im Mittelpunkt entmenschlicht er die Betroffenen ein weiteres Mal und lässt sie als bloße Staffage für ein Seelendrama erscheinen. Kein Wunder, dass es auch an der Fähigkeit mangelt, das Leiden der Palästinenser und die deutsche Verantwortung dafür zu begreifen. (jt)
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