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Aus: Ausgabe vom 10.10.2024, Seite 5 / Inland
Erneuerbare Energieträger

Nicht schnell genug

Der Anteil von Solar- und Windenergie an der Stromerzeugung wächst – auch in Deutschland. Die CO2-Emissonen steigen trotzdem
Von Wolfgang Pomrehn
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Windkraftanlagen werden wieder vermehrt aufgestellt, wobei das Niveau der Rekordjahre 2016 und 2017 noch nicht erreicht ist

Es wird viel getan, aber noch lange nicht genug. So lässt sich ein kürzlich erschienener Bericht über den Ausbau der erneuerbaren Energieträger zusammenfassen, den die Internationale Energieagentur (IEA) in Paris erstellt hat. Auf der letzten UN-Klimakonferenz im Dezember 2023 hatten sich die Staaten darauf geeinigt, die Kapazitäten bis 2030 zu verdreifachen. Nach dem derzeitigen Stand der Dinge wird jedoch nur das 2,7fache erreicht werden, so der IEA-Bericht. Das reicht nicht, um die Energieversorgung schnell genug umzustellen. Bei weiterem globalen Wirtschaftswachstum müssten die Treibhausgasemissionen pro erbrachter Wirtschaftsleistung um jährlich acht Prozent sinken, wenn die globale Erwärmung unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau gehalten werden soll. Derzeit beträgt der relative Rückgang aber nur ein Prozent. Oder in anderen Worten: Die Emissionen müssten deutlich schneller sinken, als die globale Wirtschaft wächst, aber bisher sind sie in absoluten Zahlen sogar noch weiter gestiegen.

Konkret rechnet die IEA damit, dass 2030 die Hälfte des erzeugten Stroms von Sonne, Wind und Co. geliefert werden wird. In den nächsten sieben Jahren würden voraussichtlich 5.500 Gigawatt zusätzliche Leistung hinzukommen, rund dreimal so viel wie in den vergangenen sieben Jahren. Zum Vergleich: In Deutschland kann mit zehn Gigawatt Solar- oder fünf Gigawatt Windleistung im Jahr etwa so viel Strom produziert werden, wie in einem großen Atomkraftwerk. Schrittmacher für den weiteren Ausbau von Solar- und Windenergie ist China, auf dessen Konto nach IEA-Prognose 60 Prozent des Zuwachses bis 2030 gehen werden. Damit würde in der Volksrepublik dann die Hälfte aller weltweit laufenden Windräder und Solaranlagen im Betrieb sein.

Eine andere Untersuchung, angefertigt vom Klima- und Energiethinktank Ember in London, kommt sogar zu dem Schluss, dass es im Falle der Windenergie in den nächsten sieben Jahren bisher nur für eine Verdoppelung reichen wird. Besonders in den USA, in Russland, Japan und Indien würde trotz großem Potential zu wenig für deren Ausbau getan. Die IEA hatte eher die gegenwärtige Marktdynamik untersucht, während die Ember-Studie die nationalen Ziele in 70 Ländern unter die Lupe nahm, in denen bisher 99 Prozent aller entsprechenden Anlagen stehen. Entsprechend kommt die IEA dann auch zu dem Schluss, dass der Ausbau vor allem der Solarenergie, auf deren Konto 80 Prozent des Zuwachses in den nächsten Jahren gehen werden, weniger von politischen Maßnahmen als vom Preis abhängt. Wie auch die Windenergie ist sie inzwischen gegenüber dem Bau neuer Kohle- und Gaskraftwerke die deutlich günstigere Variante.

Hierzulande gilt das mehr und mehr für ältere und alte Kohlekraftwerke, deren Beitrag zur Stromversorgung immer weniger wird. Zwischen dem ersten Halbjahr 2015 und dem ersten Halbjahr 2024 ist die Stromproduktion in den deutschen Braun- und Steinkohlekraftwerken um knapp 40 Prozent zurückgegangen, obwohl gleichzeitig auch die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet wurden. Das lag vor allem am wachsenden Angebot an Solar- und Windstrom, auch wenn der Ausbau zeitweise erheblich verzögert wurde. Inzwischen geht es aber wieder zügig voran, was nicht zuletzt am Preisverfall bei den Solaranlagen liegt. Diese sind inzwischen so günstig, dass der größere Teil der Kosten auf die Installation entfällt. Laut IEA sind Solarmodule im Großhandel inzwischen nur noch halb so teuer wie Anfang 2023, was nicht zuletzt an einem Preiskampf der Hersteller aufgrund einer erheblichen Überproduktion liegt.

Auch wenn Hausbesitzern noch immer reichlich bürokratische Steine in den Weg gelegt werden, hat es in der BRD im vergangenen Jahr einen neuen Ausbaurekord gegeben. Gut 15 Gigawatt neue Solarleistung kamen hinzu, rund doppelt so viel wie 2012, dem bisherigen Rekordjahr. Auch Windkraftanlagen werden wieder vermehrt aufgestellt, wobei das Niveau der Rekordjahre 2016 und 2017 noch nicht wieder erreicht ist. Auf See, wo die Windausbeute deutlich besser ist, geht es nach Jahren des Stillstands wieder voran.

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