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Aus: Ausgabe vom 10.10.2024, Seite 6 / Ausland
USA–Israel

Große Politik als Theater

Im Krieg vereint und doch getrennt: Zum US-israelischen Verhältnis gibt es vor allem viele Nebelkerzen
Von Knut Mellenthin
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Wenn die USA wollten, wäre der jüngste Nahostkrieg längst vorbei (Washington, 25.7.2024)

Die Stimmung zwischen den Regierungen in Washington und Jerusalem ist schlecht, wird berichtet. Besonders gelte das für das Verhältnis zwischen Präsident Joseph Biden und Premierminister Benjamin Netanjahu. Die US-Regierung sei »frustriert«, weil sie von der israelischen Seite ständig im unklaren über deren militärische Absichten gehalten und mit vollendeten Tatsachen wie der Ermordung des Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah am 27. September überrascht werde. Ob Israel bereit sei, sich im Fall eines ernsthaften militärischen Konflikts mit dem Iran allein zu verteidigen, soll US-Verteidigungsminister Lloyd Austin seinen israelischen Kollegen Joaw Gallant gefragt haben, als dieser ihm telefonisch den Raketenschlag gegen Nasrallah und weitere Mitglieder der Hisbollah-Spitze mitteilte. Die US-Streitkräfte hätten keine Zeit, um für den Fall eines iranischen Vergeltungsangriffs zusätzliche Truppen in die Region zu schicken, soll Austin gesagt haben, erzählte das Wall Street Journal am Dienstag.

Muss man diese Geschichten alle glauben? Sie beruhen auf Aussagen unbekannter Informanten, sind nicht offiziell bestätigt und nicht überprüfbar. Fakt ist, dass das Pentagon Israel kontinuierlich mit den Waffen versorgen lässt, die dem zionistischen Staat derartige »Überraschungen« ebenso ermöglichen wie den Bomben- und Raketenterror gegen die Bevölkerung des Gazastreifens, den die Biden-Administration angeblich für unverhältnismäßig hält. Fakt ist, dass Sprecher der US-Regierung Israels gezielte Tötungen mit Zustimmung und Genugtuung kommentieren. Fakt ist, dass Bidens Nationaler Sicherheitsberater Jacob Sullivan nach dem großen iranischen Raketenschlag vom 1. Oktober öffentlich ankündigte, der Angriff werde für Iran »harte Folgen« haben, »und wir werden mit Israel zusammenarbeiten, damit das der Fall sein wird«.

Angeblich versucht die US-Regierung ihre israelischen Partner gleichzeitig davon abzubringen, ihren angedrohten »Gegenschlag« gegen Irans Erdöl- und Erdgasindustrie oder gegen dessen Atomanlagen zu richten. Auch dafür gibt es aber keine Bestätigung. Nun hat Israel einen Flug von Verteidigungsminister Gallant nach Washington, der dort am Mittwoch über die israelischen Pläne für den »Gegenschlag« diskutieren sollte, wenige Stunden vor dem Start abgesagt. Israelische Medien vermuten politische Eifersucht Netanjahus. Angeblich fordert der Premierminister, dass vorher der US-Präsident ihn anrufen müsse. Auch das ist aber nicht gesichert.

Wahr scheint unter dem Strich jedenfalls, dass Netanjahu nicht bereit ist, die Ziele des nächsten Großangriffs auf die Islamische Republik mit der US-Regierung zu beraten. Wozu auch, wenn die Biden-Administration zuverlässig allen israelischen Forderungen nachkommt und diese bewährte Praxis ganz bestimmt nicht in der Schlussphase des Präsidentschaftswahlkampfs ändern wird?

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