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Aus: Ausgabe vom 10.10.2024, Seite 8 / Ansichten

Linksaußen des Tages: Jürgen Klopp

Von Felix Bartels
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Ändert demnächst auch seine Meinung zu 50+1: Kloppo

Hin und wieder macht Jürgen Klopp auch einen Gag aus Versehen. Es überrasche ihn, was für ein »brauchbarer Kerl« er am Ende doch geworden sei. In Stuttgart war das, unlängst, als ihm der vaterländische Verdienstorden der Grafschaft Baden-Württemberg vom Kretschmann himself überreicht wurde. »Brauchbar« ist ein schönes Wort, und wenn es bislang bloß wahr war, scheint es heute doppelt wahr. Denn es rast die Kunde durchs Land, dass Klopp als »Head of Soccer« bei Red Bull arbeiten werde.

Geschichte wiederholt sich bekanntlich. Elf Jahre und fünf Jahre hatte Holger Stanislawski beim sich links gebenden St. Pauli gearbeitet, dann wechselte er zu Hoffenheim. Jenem Spielgerät narzisstischer Selbstverwirklichung eines Milliardärs, der den Umstand, dass er in einem Kuhkaff auf die Welt kam, in die Fußballgeschichte einzubrennen gedenkt.

Gewiss, Red Bull ist eine Nummer größer als Dietmar Hopp. Aber Klopp ist ja auch eine Nummer größer als Stanislawski. Hinter der Maske des fannahen Dauerquirls, der eigentlich keinen Energiedrink mehr nötig hätte, steckt ein scharfsinniger Methodiker und intuitiver Taktiker. Ein Profi in PR-Fragen zudem. Der Zwergenklub Mainz, der mit Herz und Hirn aus Scheiße Bonbon macht, der Arbeiterverein Dortmund, dessen Fans lustvoll gegen Hoffenheim und RB Leipzig polemisieren, das authentische Liverpool, geliebt von allen, die High-End-Fußball wollen, ohne dazu stehen zu können – Jürgen Klopps Vereinswahl erwies sich als vorteilhaft für sein Image. »Selbstverständlich bin ich links, linker als Mitte«, verriet er der Taz vor 20 Jahren. »Ich glaube an den Sozialstaat, bin nicht privat versichert, und ich würde nie eine Partei wählen, weil sie verspricht, den Spitzensteuersatz zu senken.«

Jetzt arbeitet er für einen megalomanen Konzern aus Fuschl am See. Brauchbar halt.

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