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Aus: Ausgabe vom 10.10.2024, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Teilung

Zu jW vom 7.10.: »›Die DDR hat niemals Krieg geführt‹«

Kurt Tucholsky reimte vor über 90 Jahren: »Wahrheit breitet sich nicht aus / hast die Zeitung du im Haus.« Unsere Geschichtslehrerin, die in jenen Jahren Abitur machte, riet uns, dennoch nicht zu verzagen: Ihr müsst lernen, zwischen den Zeilen zu lesen. Also dann: Ich las in den Dortmunder Ruhrnachrichten, am 7. Oktober vor 75 Jahren sei mit der Gründung der DDR die Teilung Deutschlands vollzogen worden. Ich brauchte nicht zwischen den Zeilen zu lesen, sondern nur einige Zeilen darunter: »Die Gründung der Bundesrepublik erfolgte im Mai 1949.«

Was war nun früher da und teilte das Land? Einer, der viele Zeilen schrieb und drucken ließ, war der Spiegel-Chef Rudolf Augstein. Er schrieb 1961 in »Bilanz der Bundesrepublik« ausnahmsweise ganz offen: »Die neue deutsche Armee wurde nicht gegründet, um den Bonner Staat zu schützen, sondern der neue Staat wurde gegründet, um eine Armee gegen die Sowjets ins Feld zu stellen.« Das scheint noch immer zu gelten, wenn es auch heute »Russen« statt »Sowjets« heißt. Über die Rolle dieser Bundeswehr plauderte ein anderer Eingeweihter am 24. Oktober 1964 in der FAZ aus: »Nicht Landesverteidigung darf der Programmpunkt unserer Sicherheit heißen. Der einzige militärische Auftrag, den sie zu erfüllen vermag, (sei) Zünder zu sein für die große Explosion.« So der damalige Generalinspekteur Ulrich de Maizière, vormals bis 1945 mit Chefposten im Generalstab der Naziwehrmacht betraut.

Ulrich Sander, Dortmund

Fibel

Zu jW vom 7.10.: »›Über allem stand der Frieden‹«

Dass in unserer DDR über allem der Frieden stand, dem kann ich nur zustimmen. Der Satz spricht mir aus dem Herzen. Ich bin dieses Jahr 75 geworden und habe die Anfangsjahre und erbitterten Kämpfe um Frieden gut mitbekommen.

Vor vier Jahren ist meine jüngste Enkelin zur Schule gekommen. Bei dieser Gelegenheit habe ich oft mit ihr in der Fibel (dem Lesebuch der 1. Klasse) gelesen und sie manchmal auch aus der Fibel der DDR lesen lassen. Welche Unterschiede es da schon gibt! Eines Tages habe ich dann mal die Anzahl der Vorkommen des Wortes »Frieden« in der jetzigen Fibel und der DDR-Fibel gezählt. In der jetzigen Fibel kam das Wort einmal vor und in der DDR-Fibel habe ich nach 20mal aufgehört zu zählen. Auch die Völkerfreundschaft oder das Lied »Kleine weiße Friedenstaube« findet man in großer Ausprägung. Das alles hat unsere Menschen zu dem gemacht, was sie noch heute sind und strahlt auch auf die Nachkommen aus. (…)

I. Markgraf, per E-Mail

Frieden

Zu jW vom 7.10.: »›Über allem stand der Frieden‹«

Die DDR existierte bekanntlich nicht im luftleeren Raum, sondern stand unter Dauerbeschuss aus dem imperialistischen Lager, das ihr auf vielfältige Weise zu schaden versuchte, und besaß außerdem ab 1953 auch in der UdSSR keinen verlässlichen Partner mehr. Ich selbst verdanke der DDR vor allem, dass meine vier Kinder in Frieden heranwachsen konnten und ich auf ein zwar nicht immer leichtes, aber erfülltes Leben zurückblicke. Deshalb schließe ich mich einer Äußerung des Dichters Peter Hacks an: »Wessen sollten wir uns rühmen, wenn nicht der DDR?«

Ursula Münch, Strausberg

Frei

Zu jW vom 7.10.: »›Über allem stand der Frieden‹«

Egon Krenz hat uns, die wir die Entwicklung der DDR über einen längeren Weg selbst miterlebt und auf unserem Platz mitgestaltet haben, aus dem Herzen gesprochen. Es wird wesentlich mehr von der DDR bleiben, als sich dies ihre Widersacher wünschen. Im Mittelpunkt der gesellschaftlichen Ordnung stand der Mensch, frei von Zukunftsängsten und materiellen Sorgen, gleichen Bildungschancen für alle sowie der besonderen Förderung von Kindern und Jugendlichen. Und dies alles im Frieden.

Ralph Dobrawa, Gotha

Ausgelöscht

Zu jW vom 7.10.: »›Über allem stand der Frieden‹«

»Lasst das Licht des Friedens scheinen, dass eine Mutter nie mehr ihren Sohn beweint.« Am 23. August 1990 beschloss die Volkskammer den Beitritt der DDR zur BRD. Die Mehrheit der Abgeordneten wollte keinen 41. Jahrestag der DDR mehr. Vieles wurde ausgelöscht, was der DDR zur Weltgeltung verhalf. Sie war der einzige Staat, in der langen deutschen Geschichte, der keinen Krieg führte und keinen anzettelte. Das vereinte Deutschland praktiziert das Gegenteil. Man braucht nur an Jugoslawien, Afghanistan oder Syrien zu denken. Die DDR wurde deindustrialisiert. Die Treuhand beseitigte 12.500 Betriebe und hinterließ 257 Milliarden D-Mark Schulden.

Große Teile der Bevölkerung wurden so und werden weiterhin der Früchte ihrer Arbeit beraubt. Das Jahreseinkommen ostdeutscher Beschäftigter ist 12.775 Euro geringer als der westdeutschen Kollegen. Ruheständler in Ostdeutschland bekommen 6.300 Euro jährlich weniger als Westdeutsche. Statt Frieden und Wohlstand heißt das Programm der Herrschenden: Sozialabbau, Aufrüstung und Kriegsvorbereitung gegen Russland. Die Quittung für diese Politik erhielten die Berliner Regierenden mit den Wahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg sowie den 40.000 Teilnehmern bei der Friedensdemonstration am 3. Oktober in Berlin. Sie wurden abgewählt.

Wilfried Schubert, Güstrow

Renaissance

Zu jW vom 8.10.: »Polnische Arbeiter (II)«

»Spätgotisch-barock« zur Beschreibung der Görlitzer Altstadt ist unvollständig – auch Renaissance bauten prägen das historische Stadtzentrum. Das Schlesische Museum etwa ist im ältesten erhaltenen Renaissancegebäude nördlich der Alpen, dem Schönhof (erbaut 1525 von Wendel Roskopf), untergebracht.

Jens Eisoldt, Görlitz

Ich selbst verdanke der DDR vor allem, dass meine vier Kinder in Frieden heranwachsen konnten und ich auf ein zwar nicht immer leichtes, aber erfülltes Leben zurückblicke

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!