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Aus: Ausgabe vom 11.10.2024, Seite 5 / Inland
Krise der Autoindustrie

Kahlschlag bei ZF droht

Betriebsrat: 11.000 bis 14.000 weitere Arbeitsplätze sollen gestrichen werden
Von Gudrun Giese
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Arbeitskampf in Friedrichshafen: Hunderte Mitarbeiter machen ihrer Wut Luft (10.9.2024)

Die Krise beim Automobilzulieferer ZF spitzt sich weiter zu. Nach Medienberichten vom Mittwoch könnten nicht nur Stellen abgebaut, sondern ganze Standorte geschlossen werden. Laut Informationen des ZF-Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Achim Dietrich steht demnach mehr als ein Drittel der 35 bundesdeutschen Standorte unter besonderer Beobachtung. »Es gibt eine Liste von Werken, die möglichst schnell geschlossen werden sollen«, sagte er im Interview mit dem Handelsblatt. Der von McKinsey beratene Vorstand habe dabei bereits eine Reihe konkreter Betriebe im Fokus, hieß es auf Industriemagazin.at. Auch ein Sprecher von ZF in Friedrichshafen bestätigte, dass derzeit die Wettbewerbsfähigkeit aller bundesdeutschen Standorte unter die Lupe genommen werde. Nicht alle erzielten derzeit die erforderlichen Ergebnisse. Es gehe nun darum, »gemeinsam mit der Arbeitnehmervertretung Lösungen zu finden, wie die Standorte wirtschaftlich wieder auf Kurs gebracht und die Arbeitsplätze durch zukunftsfähige Produkte langfristig gesichert werden können«. Erst als letzter Ausweg komme ein Verkauf oder die Schließung von Standorten in Frage, so der Sprecher.

Dietrich gab im Interview mit dem Handelsblatt an, dass ZF allein in diesem Jahr »etwas mehr als 1.000 Stellen in Deutschland und weltweit über 1.400 Stellen« abgebaut hätte. Und der Vorstand wolle in den kommenden Jahren weitere 11.000 bis 14.000 Arbeitsplätze streichen. Bisher zählt der Friedrichshafener Konzern zu den global führenden Automobilzulieferern mit etwa 169.000 Beschäftigten an 160 Standorten in dreißig Ländern. 2023 betrug der Umsatz rund 46,6 Milliarden Euro. ZF sei besonders stark von der Umstellung auf Elektromobilität betroffen, hieß es auf Industriemagazin.at, da sich das Unternehmen durch hohe Investitionen in neue Technologien und Zukäufe erheblich verschuldet habe. Jährlich müsse mehr als eine halbe Milliarde Euro an Zinszahlungen aufgebracht werden. Dietrich warnte, dass die Unternehmensstrategie, durch Übernahmen zum Systemanbieter zu werden, gefährdet sei. Müssten nun übernommene Betriebe aufgegeben oder verkauft werden, wäre das viel zu teuer. Zudem fehle es der Konzernleitung an einem »tragfähigen Plan für die Zukunft«.

Im Gespräch mit dem SWR am Mittwochabend betonte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende, dass sich alle Beschäftigten in Baden-Württemberg Sorgen um ihren Arbeitsplatz bei ZF machen müssten. Er kritisierte die mangelnde Bereitschaft der Geschäftsleitung, mit den Belegschaften und ihren Vertretern ins Gespräch zu kommen. Selbst nach großen Streiks sei das ausgeblieben. Dietrich griff insbesondere die Unternehmens­beratung McKinsey an: »Die sind ja dafür bekannt, dass sie versuchen, Stellen zu streichen. Das funktioniert aber regelmäßig nur kurzfristig, und danach haben die Unternehmen dann den Schaden.« Stellenstreichungen und Werksschließungen wären trotz der wirtschaftlich schwierigen Lage die falsche Strategie, so der Gesamtbetriebsratschef. »Wir befürchten, dass wir damit die Zukunft und Nachhaltigkeit gefährden.« Kurzfristige Entscheidungen könnten einer Panikreaktion gleichkommen. Besser wäre es, die Zukunftsaussichten zu planen.

Schließlich würden ZF durch eine Kahlschlagpolitik viele Fachkräfte verloren gehen, die eigentlich dringend benötigt würden und um die das Unternehmen in den vergangenen Jahren hart gekämpft hätte, sagte Dietrich dem SWR. Noch vor kurzem habe man für Umschulungen geworben und dafür viel Geld ausgegeben: »Da ist es doch absurd, wenn man diese Leute jetzt fragt, ob sie mit einer Abfindung gehen wollen.« Absurd gewiss, aber auch nicht unrealistisch.

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