75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Donnerstag, 21. November 2024, Nr. 272
Die junge Welt wird von 2993 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Aus: Ausgabe vom 11.10.2024, Seite 16 / Sport
Eishockey

Reine Gedankenspiele

Austragungsmodus der DEL bleibt strittig
Von Andreas Müller
imago1051293408.jpg
Cody Brenner, Torwart der Löwen Frankfurt (1.10.2024)

Am 11. Oktober bekommen es die Augsburger Panther am achten Spieltag der Deutschen Eishockeyliga (DEL) zu Hause im Curt-Frenzel-Stadion mit den Frankfurter Löwen zu tun. Ein Duell zwischen dem derzeit Tabellenneunten und dem Vierten, an dem sich die Modalitäten nach dem Ende der Ära der »geschlossenen Gesellschaft« in der Liga exemplarisch ablesen lassen. Die Hessen dürften in der Eliteklasse gar nicht mitspielen, hätten die Klubs nicht 2017 beschlossen, dass ein Aufstieg möglich ist. Als Zweitligachampion der Saison 2022/23 profitierten die Löwen von dieser neuen Regelung. Die Augsburger Panther ihrerseits müssten nach den neuen Bestimmungen von Auf- und Abstieg längst in der zweiten Liga dem Puck hinterherjagen. Nach dem Ende der DEL-Hauptrunde und 2022 und 2023 jeweils 52 Matches am Tabellenende war für die Schwaben der Abstieg schon zweimal besiegelt – doch beide Male kamen sie dank einer in den bundesdeutschen Profiligen einzigartigen Bestimmung mit einem blauen Auge davon.

Mit den Eisbären aus Regensburg in der letzten Saison und mit den Ravensburg Towerstars in der vorletzten gewannen in der DEL 2 nämlich zwei Teams die Meisterschaft, die für den Sprung in die Beletage von vornherein nicht in Betracht kamen. Die Regelung sieht vor, dass aus der DEL 2 nur Klubs in die Eliteliga aufrücken dürfen, die vor Saisonbeginn eine DEL-Lizenz beantragt und die erforderliche finanzielle Bürgerschaft von 800.000 Euro hinterlegt haben. Eine sehr spezielle Praxis, die von den beiden höchsten Eishockeyspielklassen erst vor knapp einem halben Jahr in einem neuen Kooperationsvertrag bis zur Saison 2030/2031 verlängert wurde.

Bis auf weiteres gilt also, dass der Vorrundenletzte weiter in der DEL mitmischen darf, falls dem Meister des Unterhauses die Voraussetzungen für den Aufstieg fehlen. Was die noch junge Saison 2024/25 betrifft, wird die strikte Vorgabe in Liga zwei nur von Kassel, Dresden, Rosenheim, Landshut und Krefeld erfüllt. Nur wenn eines dieser fünf Teams am Ende triumphieren sollte, würden einen der 14 DEL-Klubs die Hunde beißen. Die Vereinbarung hat dennoch zu Unmut geführt. Erstaunlicherweise sogar bei den doppelten Glückspilzen aus Augsburg. Statt sich glücklich zu schätzen, in der Liga verblieben zu sein, beklagten sie die langen Wochen des Abwartens und der Unsicherheit zwischen dem Ende der DEL-Hauptrunde Anfang März und dem DEL-2-Finale Ende ­April. Zeit, die ihnen etwa für Kader- und anderweitige Planungen verloren gegangen sei, argumentieren die Schwaben.

Auch andernorts regt sich Widerstand gegen die aktuellen Abstiegsmodalitäten, wie eine dpa-Umfrage jüngst zutage förderte. Manch einer wie Trainer Tom Pokel von den Straubing Tigers wünscht sich klare Verhältnisse mit Auf- und Abstiegsregelungen ohne Wenn und Aber. Ebenso plädieren Verantwortliche in den Klubs für die Renaissance von Play-down-Spielen wie in den Zeiten vor Gründung der DEL 1994. »Das wäre zu einhundert Prozent wünschenswert«, meint beispielsweise Nürnbergs Manager Stefan Ustorf. Zugleich könnte man so Wartezeit vermeiden, bis die DEL 2 endlich ihren Meister ermittelt habe, pflichtet der Sportdirektor der Düsseldorfer EG, Niki Mondt, dieser Auffassung bei.

DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke kann auf jW-Anfrage solchen Diskussionen nichts abgewinnen. Einmal, weil das Thema vor der Verlängerung der Kooperationsvereinbarung zwischen DEL und DEL 2 intern besprochen worden sei. Zum anderen, weil es »für Änderungen keine Mehrheiten gibt«. Im Gegenteil zeige das jüngste Beispiel aus der Schweizer Nationalliga, zu welch absurden Blüten eine Play-down-Serie treiben könne. Nicht nur, dass damit nach der Hauptrunde vier oder noch mehr Teams in den Abstiegsstrudel gerissen würden, zugleich mutiere ein solcher Modus schnell zur Farce, wenn der Zweitligameister nicht aufstiegsberechtigt ist, wie in den vergangenen beiden Jahren gesehen.

Juristisch und nach den Regularien der DEL sei es Tripcke zufolge jedoch nicht unmöglich, vor Ablauf des bis 2031 datierten Kooperationsvertrages das Abstiegsszenario zu reformieren. »Die DEL 2 kann sich natürlich nicht dagegen wehren, wenn wir unsere eigenen Abstiegsregeln verändern«, erklärte der DEL-Boss. Was natürlich nicht heißen kann, dass die DEL entscheidet, dass jeder DEL-2-Meister automatisch aufsteigt oder es künftig – wie in der Fußballbundesliga – Relegationsspiele zwischen dem DEL-Letzten und dem DEL-2-Champion geben wird. Solche Varianten sind ohne Zustimmung der zweiten Liga ausgeschlossen und für Tripcke sowieso »rein theoretische Gedankenspiele«. Für ihn steht der Modus, wie er ist, nicht zur Disposition. »Auch deswegen, weil wir damit unsere Hauptrunde aufwerten und ganz besonders die Endphase in der Hauptrunde, wenn gegen den Abstieg die entscheidenden Spiele anstehen. Wir sehen dann ja immer an den Zuschauerzahlen, wie groß der sportliche Reiz dieser Regelung ist.«

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

Mehr aus: Sport