Zurück in alte Bahnen
Von Felix BartelsWenn in Oslo weißer Rauch aufsteigt, weiß man, dass es wahrscheinlich eine Überraschung gibt. So sicher, dass sie schon wieder nicht überraschend sein wird. Auch dieses Jahr war mehr oder weniger klar, dass die Vergabe des Friedensnobelpreises durch das Norwegische Nobelkomitee wenig zu tun haben würde mit den Kriegen, die das Weltgeschehen zur Zeit beherrschen. Man dürfte – wohl auch aus diplomatischen Gründen – ein in eine Preisverleihung gekleidetes Statement zu Gaza und Israel, zur Ukraine und Russland meiden. Die nicht überraschende Überraschung gab das Komitee am Donnerstag um die Mittagszeit bekannt.
Den Nobelpreis für das Bemühen um die »Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen«, wie Alfred Nobel selbst die Kriterien beschrieb, erhält im Jahr 2024 die japanische Antiatomwaffenorganisation Nihon Hidankyo. Sie soll damit für ihren Kampf um eine Welt frei von Atomwaffen geehrt werden. Man habe Nihon Hidankyo noch nicht erreichen können, sagte der Vorsitzende des Komitees, Jørgen Watne Frydnes, bei der Preisbekanntgabe. Nominiert waren mit insgesamt 286 (von denen 197 Persönlichkeiten und 89 Organisationen) dieses Jahr deutlich weniger Kandidaten als in den Vorjahren. Traditionell werden die Namen der Nominierten vom Nobelkomitee 50 Jahre lang geheimgehalten.
Mit der Preisverleihung kehrt das Komitee in ursprüngliche Bahnen zurück. Während frühere Preisträger tatsächlich für ihre Aktivitäten im Zusammenhang kriegerischer Konflikte ausgezeichnet wurden (wie berechtigt oder lächerlich diese oder jene Preisvergabe im einzelnen war, beiseite), gingen die Auszeichnungen der letzten 15 Jahre eher an Aktivisten, die in ihren Heimatländern für die Einhaltung von Menschen- und Freiheitsrechten kämpfen. Und damit – bei aller subjektiv gewiss authentischen Haltung – der Zivilgesellschaft westlicher Nationen zum Mittel der Selbstbestätigung werden.
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