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Aus: Ausgabe vom 12.10.2024, Seite 6 / Ausland
Philippinen

Duterte reloaded

Philippinen: Expräsident will erneut Bürgermeister von Davao werden
Von Thomas Berger
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Zieht sich nicht aus der Politik zurück: Der philippinische Expräsident Duterte mit Tochter auf Wahlwerbung (Manila, 15.11.2021)

Bis zu den sogenannten Zwischenwahlen im Frühjahr 2025 auf den Philippinen ist es zwar noch eine Weile hin, am Dienstag aber endete die Bewerbungsfrist. Und der Blick darauf, wer da alles für welche Posten in den Ring steigt, verrät bereits viel über den aktuellen Zustand der Politik im Inselstaat. Mit besonderem Interesse wurde bis zuletzt verfolgt, wie sich die Familie von Expräsident Rodrigo Duterte und seiner Tochter, Vizepräsidentin Sara Duterte, in Stellung bringt, um weiter Einfluss zu sichern. Eine Überraschungskandidatur aus dem engsten Umfeld Dutertes sorgt für Topschlagzeilen.

Gewählt werden in einigen Monaten turnusgemäß die Hälfte des Senats, also zwölf der Vertreter im mächtigen Oberhaus des Zweikammerparlaments, das komplette Repräsentantenhaus sowie Bürgermeister und Gouverneure, die in den Provinzen und Großstädten ebenfalls enorme Macht haben und diese Posten gern als Sprungbrett für Karrieren auf nationaler Ebene nutzen. Andere kehren wiederum in ihre Heimatregionen zurück. So auch Rodrigo Duterte (79): Der hemdsärmelige Politiker mit dem losen Mundwerk von der südlichen Hauptinsel Mindanao, der als Präsident von 2016 bis 2022 nicht nur mit verbalen Ausfällen aneckte, sondern vor allem mit seinem blutigen Antidrogenkrieg auch international immer wieder Material für Schockberichte lieferte, bewirbt sich abermals um das Bürgermeisteramt von Davao. Den Chefposten im Rathaus seiner Heimatstadt hatte er schon vor dem Präsidentenamt siebenmal inne, nach ihm zog dort Tochter Sara ein, die wiederum vor knapp zweieinhalb Jahren das Rennen als Vizepräsidentin gewann. Bürgermeister wurde im »Familiengeschäft« Davaos ihr Bruder Sebastian, der nun zugunsten des Patriarchen in die zweite Reihe treten würde und an der Seite des Vaters Vizebürgermeister werden möchte.

Bis zuletzt war zudem gemunkelt worden, Sara Duterte könnte als Vizepräsidentin hinwerfen und statt dessen einen Sitz im Senat anstreben – diese Option ist mit dem Ende der Bewerbungsfrist vom Tisch. Bereits vor einigen Monaten hatte sie sich aus dem Kabinett zurückgezogen, in dem sie für Bildungspolitik zuständig war. Das Verhältnis zu Präsident Ferdinand Marcos Jr., mit dem sie 2022 im Tandem angetreten war, gilt schon seit geraumer Zeit als zerrüttet – die politische Zweckehe der beiden Familienclans aus dem Norden und aus dem Süden scheint kurz vor dem finalen Scheidungskrach zu stehen.

Anwärter auf einen Senatssitz ist auch Pastor Apollo Quiboloy, der kurz vor Fristablauf über seinen Anwalt die Kandidatur angemeldet hatte. Der 74jährige Weltuntergangsprediger ist Anführer der Sekte »Kingdom of Jesus Christ« mit Millionen Anhängern und bezeichnet sich selbst als »ernannten Sohn Gottes«. Erst vorigen Monat ging er doch noch der Polizei ins Netz, nachdem er zuvor längere Zeit untergetaucht war – die philippinischen Behörden, aber auch die USA wollen ihn wegen Gewalt an Kindern, Menschenhandel und Korruption vor Gericht stellen. Unter anderem ein Ausschuss des philippinischen Senats, angeführt von der Linken Risa Hontiveros, hat eigene Ermittlungen zu den vielfältigen Vorwürfen gegen ihn angestellt. Das Pikante dabei: Quiboloy ist Duterte schon lange eng verbunden, galt zu dessen Präsidentschaft als sein geistlicher Führer. Obwohl aktuell in Untersuchungshaft, hindert das nach philippinischem Recht den Sektenführer nicht an der Kandidatur, solange er nicht letztinstanzlich verurteilt ist. Schützende Seilschaften sind für Duterte wichtig: Wegen der bis zu 30.000 Toten im Antidrogenkampf ermittelt weiterhin der Internationale Strafgerichtshof, obwohl die Philippinen aus diesem ausgetreten sind.

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