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Aus: Ausgabe vom 12.10.2024, Seite 8 / Ansichten

Kein Versehen

Israel beschießt UN-»Blauhelme«
Von Karin Leukefeld
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Die Bewohner des Südlibanon erinnern sich an die Massaker in Kana. 1996 wurden 106 Menschen getötet, 116 verletzt. 2006 starben 28 Menschen, darunter 16 Kinder, und acht Personen wurden verwundet. Kana liegt rund zehn Kilometer südöstlich von Tyros, die »Blaue Linie« im Süden ist etwa 20 Kilometer entfernt. Gräber und Gedenktafeln erinnern in dem kleinen Ort daran, dass israelische Soldaten die Täter waren, und der Tatort war ein Stützpunkt der UN-Waffenstillstandsmission UNIFIL. In beiden Fällen hatten die ­»Blauhelm«-Soldaten die israelische Armee über die Flüchtlinge auf ihrem Gelände informiert, in beiden Fällen wurden die UN-Gebäude dennoch bombardiert.

Man sei von Kämpfern der Hisbollah angegriffen worden, die sich direkt neben dem Gelände verschanzt habe, hieß es in beiden Fällen von seiten der israelischen Armeeführung. Beide Male zeigten Video- und Filmaufnahmen, dass kurz vor der Bombardierung des UN-Gebäudes in Kana Drohnen und Aufklärungsflugzeuge über dem Gelände gekreist hatten. Und niemand griff sie an. In beiden Fällen wurden in dem zerstörten Gebäude viele Leichen, aber keine einzige Waffe gefunden, berichteten übereinstimmend Journalisten verschiedener internationaler Medien vom Ort des Geschehens.

Seit einer Woche versuchen israelische Truppen nun die UN-»Blauhelme« scheinbar ganz aus dem Weg zu räumen. Ihre Stellungen seien ihnen im Weg, wenn sie auf die Hisbollah feuern wollten, heißt es. Sie sollten ihre Positionen verschieben, wurde das Oberkommando der Mission in Nakura aufgefordert. Als das nicht geschah, feuerte ein israelischer Panzer am Donnerstag auf einen ­UNIFIL-Wachturm und verletzte zwei indonesische Soldaten. Am Freitag wurde das UNIFIL-Hauptquartier von Explosionen erschüttert, zwei »Blauhelmsoldaten« wurden verwundet. Israelische Bulldozer versuchten die Schutzwände um die UN-Stellung einzureißen, doch, so die offizielle Erklärung, »die UN-Friedenswächter hielten die Stellung und riefen Verstärkung«. Wiederholt haben israelische Soldaten in den vergangenen Tagen UNIFIL-Stellungen entlang der »Blauen Linie« absichtlich beschossen, heißt es in einer Erklärung der Mission. Man erinnere die israelische Armee daran, dass das Verhalten einen Verstoß gegen internationales Recht darstelle.

Bei den UN-»Blauhelmen« dürften sich manche noch an das Jahr 2013 erinnern. Damals kamen die UN-Friedenstruppen auf den syrischen Golanhöhen (UNDOF) unter Beschuss der Al-Qaida-nahen Nusra-Front. Die Kämpfer rückten von Süden vor, überfielen und stahlen UN-Fahrzeuge, belagerten einen UN-Stützpunkt von philippinischen »Blauhelmen«, die sich verteidigten, bis ihr Abzug ausgehandelt war. UNDOF musste sich 2014 unter dem Druck der »syrischen Rebellen« von der Mission zurückziehen. Augenzeugen berichteten, dass die Kämpfer von Israel unterstützt wurden. Offiziell wurde das nie bestätigt.

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