Wo blieb Fellini?
Von F.-B. HabelSie bleibt als Inbegriff der frechen »Berliner Göre« in Erinnerung: Gina (eigentlich Georgina) Presgott, von Kollegen Pressi genannt, starb 1985 kurz vor ihrem 61. Geburtstag und wäre am Sonntag 100 Jahre alt geworden. Ihren letzten Film »Startfieber« (1986), in dem sie mit Rudolf Ulrich ein Großelternpaar spielte, konnte sie krankheitshalber nicht mehr abdrehen.
Schon als Schulkind wurde sie für die »Kinderstunde« des Berliner Rundfunks entdeckt, sprach bald auch Kinderrollen im Synchronatelier. Gleich nach Kriegsende war sie in Hörspielen dabei, filmte, stand auf kleinen Kabarettbühnen, bis sie mit Gründung der »Distel« 1953 für ein gutes Jahrzehnt ihr festes Haus fand. Autoren wie Erich Brehm und Hans Krause schrieben Berliner Lieder und Sketche für sie. Das Kinopublikum begegnete ihr häufig in der Vorprogrammreihe der satirischen »Stacheltier«-Filme, wodurch sie republikweite Popularität erlangte. Eine Hauptrolle übernahm sie 1960 in »Steinzeitballade« nach Ludwig Tureks Vorlage über Berliner Trümmerfrauen. Gisela Steineckert schrieb dafür ein heiteres Gedicht. Das Talent, freche Texte und Chansons zu interpretieren, nutzte Pressi auch für viele Platten. Zusammen mit Werner Troegner wurde sie in zahlreichen Sketchen im Berliner Rundfunk als »Frieda und Otto« ein beliebtes Paar.
Wie viel in ihr steckte, zeigte sie immer wieder im Synchronstudio. Sie war die kongeniale Defa-Stimme von Giulietta Masina in »La Strada« und »Die Nächte der Cabiria«. Eine solche tragikomische Rolle bekam Gina Presgott leider nie zu spielen. Die Fellinis waren in der DDR rar gesät.
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