Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Montag, 23. Dezember 2024, Nr. 299
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Aus: Ausgabe vom 12.10.2024, Seite 8 (Beilage) / Wochenendbeilage

Kürbis-Chili

Von Maxi Wunder

Manch einer mag denken, Kürbisse seien dekorative, witzig geformte Herbstgemüse, die sich an einem duftigen Oktobertag gemütlich zu Suppe verarbeiten lassen. Dies ist eine perfide Täuschung des Lebensmittelhandels. Zwar drapieren die Discounter voluminöse Kürbisse in aparten Formen und Farben auf ihren Regalen und suggerieren damit, Kürbisgerichte kochen, sei etwas Schönes. Die Wahrheit aber ist: Kürbisse sind böse Monsterpflanzen, und wer sie zu etwas Essbarem verarbeiten möchte, begibt sich auf eine Reise voller Schmerzen, Schweiß und Tränen.

Wie jeder Kampf beginnt auch dieser mit der richtigen Ausrüstung. Ein gewöhnliches Küchenmesser zum Aufschneiden? Hoffnungslos. Eine Axt muss her, schweres Gerät, das nur im Baumarkt erhältlich ist. Am besten Sie erwerben einen Akkubohrer, der mit einer Diamantklinge ausgestattet ist. Positionieren Sie den Kürbis auf Ihrer Werkbank. Fixieren Sie ihn mit einer Schraubzwinge. Wie ein Bergarbeiter durch festes Gestein schneiden Sie nun mit dem Bohrer durch die glatte, harte Oberfläche des Kürbisses. Für seinen inneren Kern benötigen Sie rohe Gewalt. Mit einem Schlagbohrhammer bewaffnet, müssen Sie wie ein Archäologe bei der Freilegung eines Fossils vorgehen – Millimeter für Millimeter. Die Vibrationen lassen Ihre Hände zittern. Sie fühlen sich wie bei einem Hard­rockkonzert in der ersten Reihe. Sollte der Kürbis immer noch widerstehen, greifen Sie zur Kettensäge. Das Werkzeug ist nicht nur für die Zerkleinerung von Baumstämmen geeignet, sondern auch für die Behandlung störrischen Gemüses. Doch Vorsicht! Der Kürbis könnte Sie in einem letzten Aufbäumen mit einem Schwall von Fasern und Kernen attackieren. Helm und Schutzbrille sind Pflicht!

Nach dieser Symphonie der Zerstörung stehen Sie keuchend und schweißgebadet da, an Ihrer Schutzkleidung kleben Kürbisfetzen. Die Bestie ist besiegt. Was nun? Verwandeln Sie Ihren Triumph in eine Mahlzeit:

Kürbis-Chili con Carne

Die zerhackten Kürbisstücke des Ein-­Kilo-Exemplars einsammeln. 500 g Rinderhackfleisch zerkleinern und in einer großen Pfanne mit etwas Öl von allen Seiten anbraten. Zwei Zwiebeln und drei Knoblauchzehen schälen, klein hacken, in die Fleischpfanne geben und anschwitzen, bis sie glasig sind. Da hinein die Kürbisstücke geben, zusammen mit einer Dose Tomatenstücke, zwei EL Paprikapulver, einem EL Kreuzkümmel, zwei TL Chiliflocken und einem halben Liter zuvor bereiteter Gemüsebrühe. Alles gut verrühren und bei mittlerer Hitze köcheln lassen. Nach etwa 45 Minuten eine Dose Kidneybohnen unterrühren und das Chili noch weitere 15 Minuten köcheln lassen. Mit Salz, Pfeffer und eventuell weiteren Chiliflocken abschmecken. Glatte Petersilie darüber streuen. Mit einer am Vortag steinhart gewordene Scheibe Brot servieren. Dazu ein dreifacher Whiskey. Jetzt Zahnarzt und Handchirurg kontaktieren.

Alternativ zum Kettensägenmassaker kann man den Kürbis auch eine halbe Stunde lang im Backofen bei 150 °C Ober- und Unterhitze durchwärmen, um ihn zu erweichen. Aber das macht nicht so viel Spaß.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

Mehr aus: Wochenendbeilage