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Aus: Ausgabe vom 14.10.2024, Seite 1 / Titel
Nahostkonflikt

Eskalation mit Ansage

Nahost: Massaker in Gaza und Angriffe auf Libanon dauern an. UN-»Blauhelmtruppe« weiter unter Beschuss
Von Wiebke Diehl
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Auch im Süden des Libanons hinterlässt Israel eine Spur der Verwüstung (Nabatija, 13.10.2024)

Die Tragödie im Libanon geht unvermindert weiter. Am Sonntag forderte der israelische Armeesprecher Avichai Adraee die Bewohner weiterer 20 Ortschaften per Onlinedienst X dazu auf, ihre Häuser zu verlassen. Am Samstag abend hatten israelische Kampfflugzeuge den Marktplatz der Stadt Nabatija im Südlibanon angegriffen. Auch zahlreiche sich außerhalb der Hochburgen der Hisbollah befindende Dörfer wurden zum Ziel. Offenbar mit Absicht beschoss die israelische Armee auch erneut Gesundheitseinrichtungen in unterschiedlichen Gebieten des Libanon.

Während die israelische Luftwaffe ihre großflächigen Bombardements im Zedernstaat mit inzwischen über 2.000 Toten fortsetzt, halten die Gefechte zwischen Kämpfern der Hisbollah und Soldaten der israelischen Armee im Südlibanon an. An der israelischen Bodenoffensive sind bislang vier Divisionen beteiligt, die versuchen, die Demarkationslinie an unterschiedlichen Abschnitten im Grenzgebiet zu überqueren. Nach Angaben der Hisbollah sollen dabei allein bis zum 6. Oktober mehr als 25 israelische Soldaten getötet und über 130 verletzt worden sein. Die israelische Armee behauptet ihrerseits, Hunderte Hisbollah-Kämpfer getötet zu haben. Seit Tagen geraten auch im Libanon stationierte UN-Soldaten der UNIFIL-Mission unter israelischen Beschuss. Mindestens fünf »Blauhelme« sollen dabei verletzt worden sein.

Derweil spitzt sich die Situation zwischen Israel und dem Iran weiter zu: Man strebe Frieden an, sei aber auch voll und ganz auf eine Kriegssituation eingestellt und kenne bei der eigenen Verteidigung keine roten Linien, so der iranische Außenminister Abbas Araghchi am Sonntag in Bagdad. Araghchi warnte die USA zudem auf X vor der Lieferung zusätzlicher Raketenabwehrsysteme nach Israel. Washington setze das Leben seiner Truppen aufs Spiel, wenn man sie zur Bedienung der Militärtechnik in Israel einsetze. Araghchi hatte zuvor bereits Katar und Beirut besucht und wird im Anschluss an seinen Irak-Aufenthalt in den Oman weiterreisen.

Laut einem US-amerikanischen Medienbericht geht man in US-Regierungskreisen davon aus, dass Israel inzwischen Ziele eingegrenzt habe, die man in Reaktion auf den iranischen Raketenangriff vom 1. Oktober attackieren wolle. Es handle sich dabei um Infrastruktur des Militärs und des Energiesystems. Wie der Sender NBC berichtet, sehen US-Regierungsvertreter keine Anzeichen dafür, dass Israel iranische Nuklearanlagen angreifen oder Attentate verüben wolle. Ob es eine diesbezügliche israelische Garantie gibt, blieb allerdings offen. Jüngst hatte der ehemalige israelische Ministerpräsident Naftali Bennett im US-amerikanischen Fernsehsender Sky News Tel Aviv aufgefordert, einen Regime-Change im Iran herbeizuführen und iranische Nu­klearanlagen und Regierungseinrichtungen anzugreifen.

Währenddessen geht Israels Armee im Gazastreifen weiter brutal gegen die Zivilbevölkerung vor. Insbesondere aus dem Flüchtlingsviertel Dschabalija, das seit neun Tagen von der Armee belagert wird, wurde von schweren Angriffen berichtet. Nach Angaben von Einwohnern befanden sich Dutzende Leichen in Häusern und auf der Straße, die wegen fortdauernder Angriffe nicht geborgen werden konnten. Am Samstag hatte das UN-Welternährungsprogramm bekanntgegeben, im Norden Gazas seien seit dem 1. Oktober keine Lebensmittel mehr angekommen, weil Israel das Gebiet praktisch abgeschnitten habe.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Marian R. (14. Oktober 2024 um 12:50 Uhr)
    Die Sache der Palästinenser ist verloren. Die arabischen Staaten haben sie verraten; die UNO ist zu schwach, um Friedenstruppen mit robustem Mandat zu entsenden; über NATO+EU+USA ist kein Wort nötig. Fortschrittliche Länder wie Kuba usw. sind leider viel zu wirkungsarm und das »sozialistische« China rührt auch keinen Finger. Widerstand durch Iran, Hisbollah und Co.? Große Worte, aber nur Gerede. Militärisch ist Israel so nicht zu stoppen. Friedhofsruhe gibt es erst, wenn Gaza und Libanon komplett zerstört sind, dazu wird der Westen dann auch seinen Segen geben - inkl. Sektempfang auf Massengräbern.
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Andreas E. aus Schönefeld (14. Oktober 2024 um 07:03 Uhr)
    »Israel ist ein demokratischer Staat mit sehr humanitären Prinzipien...« sagte Kanzler Scholz vor einigen Wochen am Rande einer Sitzung des Europarates (zu finden in der ARD-Mediathek im Beitrag »Todeszone Gaza«). Man fragt sich, wie ein Kanzler zu solchen Aussagen kommt - bei diesen Bildern aus dem Nahen Osten. Die einseitige Schuldzuweisung an HAMAS und Hisbollah als »terroristische Organisationen« und die Verteidigung der IDF als Verteidiger des jüdischen Staates mag unmittelbar nach dem 07.10.2023 verständlich gewesen sein, aber nun über ein Jahr nach diesem Überfall der HAMAS geht das Morden weiter - aber nicht von der Hamas, sondern eben von der israelischen Regierung. Sie verschuldet mehr als 41000 Tote, darunter die Mehrzahl Frauen und Kinder. Und wieviel liegen noch unter den Trümmern, die nicht gezählt wurden? Die israelische Regierung kann sich der Unterstützung ihrer zwei größten Waffenlieferanten USA und Deutschland sicher sein. Zumindest in Deutschland gibt es mittlerweile eine starke Solidarität mit Palästina. Nur wird diese von den Regierenden immer mehr kriminalisiert, die Solidarischen in die Terroristen-Ecke gedrängt. Israel und demokratisch - Netanjahu erklärt UN-Generalsekretär zur »persona non grata«; verlangt, dass die UNIFIL-Truppen den Libanon verlassen und lässt Panzer in den Stützpunkt der UNIFIL einrücken. Demokratischer Staat, humanitäre Prinzipien? Herr Scholz - lesen Sie mal in diversen Lexika die Definitionen nach und vergleichen Sie diese mit den Handlungen der israelischen Regierung und ihrer Armee. Oder sind Sie auch hier so vergesslich wie bei Cum-Ex? Und nun auch schon zumindest auf einem Auge blind???

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