Arundhati Roy: Zwischen Israel und seinen Unterstützern besteht kein Unterschied
Am Donnerstag nahm die indische Autorin Arundhati Roy in London den Pinter Prize 2024 des britischen PEN entgegen. In ihrer Dankesrede, die am Freitag vom indischen Nachrichtenportal The Wire veröffentlicht wurde, nahm Roy zum Gazakrieg Stellung:
Ich weigere mich, das Verdammungsspiel mitzumachen. Lassen Sie mich das klarstellen. Ich sage unterdrückten Menschen nicht, wie sie sich ihrer Unterdrückung widersetzen sollen oder wer ihre Verbündeten sein sollten. (…)
Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass es für mich als Autorin, Nichtmuslimin und Frau sehr schwierig, wenn nicht sogar unmöglich wäre, unter der Herrschaft der Hamas, der Hisbollah oder des iranischen Regimes sehr lange zu überleben. Aber darum geht es hier nicht. Der Punkt ist, uns über die Geschichte und die Umstände, unter denen sie entstanden, zu unterrichten. Der Punkt ist, dass sie genau jetzt gegen einen im Gang befindlichen Völkermord kämpfen. Der Punkt ist, uns zu fragen, ob eine liberale, säkulare Streitmacht gegen eine völkermörderische Kriegsmaschinerie antreten kann. Denn an wen können sie sich wenden, wenn alle Mächte der Welt gegen sie sind, außer an Gott? Ich bin mir bewusst, dass die Hisbollah und das iranische Regime in ihren eigenen Ländern lautstarke Kritiker haben, von denen einige ebenfalls im Gefängnis sitzen oder weitaus Schlimmeres erlitten haben. Ich bin mir bewusst, dass einige ihrer Handlungen – die Tötung von Zivilisten und die Geiselnahme durch die Hamas am 7. Oktober – Kriegsverbrechen darstellen. Dies kann jedoch nicht mit dem verglichen werden, was Israel und die Vereinigten Staaten in Gaza, im Westjordanland und jetzt im Libanon tun. Die Wurzel aller Gewalt, einschließlich der Gewalt vom 7. Oktober, ist Israels Besetzung palästinensischen Landes und seine Unterdrückung des palästinensischen Volkes. Die Geschichte hat nicht am 7. Oktober 2023 begonnen.
Ich frage Sie, wer von uns, der in diesem Saal sitzt, würde sich freiwillig der Demütigung unterwerfen, der die Palästinenser in Gaza und im Westjordanland seit Jahrzehnten ausgesetzt sind? Welche friedlichen Mittel hat das palästinensische Volk nicht versucht? Welchen Kompromiss hat es nicht akzeptiert – außer dem, der von ihm verlangt, auf Knien zu kriechen und Dreck zu fressen? Israel führt keinen Selbstverteidigungskrieg. Es führt einen Angriffskrieg. Einen Krieg, um mehr Territorium zu besetzen, seinen Apartheidapparat zu stärken und seine Kontrolle über das palästinensische Volk und die Region zu verschärfen.
Seit dem 7. Oktober 2023 hat Israel nicht nur Zehntausende Menschen getötet, sondern auch den Großteil der Bevölkerung Gazas mehrfach vertrieben. Es hat Krankenhäuser bombardiert. Es hat gezielt Ärzte, Hilfskräfte und Journalisten angegriffen und getötet. Eine ganze Bevölkerung wird ausgehungert – ihre Geschichte soll ausgelöscht werden. All dies wird sowohl moralisch als auch materiell von den reichsten und mächtigsten Regierungen der Welt unterstützt. Und von ihren Medien. (Hier schließe ich mein Land Indien ein, das Israel mit Waffen und Tausenden von Arbeitern versorgt.) Zwischen diesen Ländern und Israel besteht kein Unterschied. Allein im vergangenen Jahr haben die USA 17,9 Milliarden US-Dollar als Militärhilfe für Israel ausgegeben.
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