Jetzt bist du dran!
Gegründet 1947 Sa. / So., 12. / 13. Oktober 2024, Nr. 238
Die junge Welt wird von 2964 GenossInnen herausgegeben
Jetzt bist du dran! Jetzt bist du dran!
Jetzt bist du dran!
Aus: Ausgabe vom 12.10.2024, Seite 10 / Feuilleton
Kunst

Weshalb er gehen musste

In der Ausstellung »Reflexion« von Ali Zülfikar in der jW-Maigalerie fehlt Joseph Beuys (nicht)
Von Gisela Sonnenburg
DSC_3337.jpg
Raumfüllend: Die Arbeiten von Ali Zülfikar in der jW-Maigalerie (10.10.2024)

Da müsste er hängen: bei Antonio Gramsci, Rosa Luxemburg und Nelson Mandela. Und bei Picasso, natürlich. Denn Joseph Beuys ist stilistisch mit den zuvor Genannten verwandt, zumindest in der Welt des Bleistiftmalers Ali Zülfikar. Dessen Ausstellung »Reflexion« ist derzeit in der Maigalerie der jungen Welt in Berlin-Mitte zu bestaunen. Zülfikars Technik, mit Bleistift auf Leinwand, Holz oder – eher selten – auch auf Büttenpapier zu zeichnen, und zwar in so eng gesetzten Linien, dass das Werk wie realistische Malerei wirkt, ist das eine Mirakel, das man bewundert. Etwas anderes ist seine Macht, bekannte Gesichter so prägnant und doch so neu in einen Blickwinkel zu rücken, dass man glaubt, in ihnen prinzipiell Neues zu erkennen.

Joseph Beuys, der Erfinder der sozialen Plastik, sollte eigentlich ein Highlight der Ausstellung darstellen, obwohl sein auf Leinwand prangendes Antlitz insgesamt ziemlich streng wirkt. Aber dann wurde es nichts mit Beuys. Picasso ist nämlich mit über drei Quadratmetern zu groß, um direkte Konkurrenz neben sich zu dulden. Und die Politikerreihe Gramsci (der hier übrigens so rührend wie ein Sturm-und-Drang-Jüngling wirkt), Luxemburg und Mandela füllt eine andere Teilwand. Da ist nirgends eine passende Nische für den guten alten Joseph.

Komischerweise vermisst ihn aber niemand. Möglicherweise ist er nicht mehr so aktuell. Dafür steht Che Guevara, auf einen Holzblock gezeichnet, mit leuchtenden Augen in einer Reihe höchst illustrer Wesen. Ein human anmutendes Wildschweinpaar ist auch dabei. Beuys hat also richtig was verpasst.

Ali Zülfikar: »Reflexion«, Maigalerie der jungen Welt, Torstr. 6, 10119 Berlin, bis zum 14. November 2024

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

Mehr aus: Feuilleton