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Aus: Ausgabe vom 14.10.2024, Seite 16 / Sport
Sportpolitik

Blau-weißer Masterplan

Bayerns Sportförderung macht mobil
Von Andreas Müller
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Die Turnbeutel hängen schon bereit im mittelfränkischen Gunzenhausen

Man muss auch mal loben können. Immerhin hat der Ministerpräsident des blau-weißen Freistaates, Markus Söder, mit seiner Ansage Ende des vorigen Monats offiziell kundgetan, dass er über eklatante Versäumnisse und Baustellen des kleinen wie des großen Sports bestens informiert ist und nicht aus heiterem Himmel zum Dribbling ansetzte. Im Alleingang kündigte er ein modernes bayerisches Sportgesetz an, das er höchstselbst alsbald in den Landtag einbringen will. Im Zentrum: Verpflichtendes gegen den Bewegungsmangel bei den Jüngsten. Eine halbe Stunde körperliche Betätigung jeden Tag, egal welcher Art, soll bei den bayerischen Grundschülern demnächst Usus sein. Ganz gleich ob vor, inmitten oder am Ende des Unterrichtstages, Hauptsache, die Kinder leben pro Tag wenigstens 30 Minuten ihren Bewegungsdrang aus.

Dazu gehört allerdings zwingend, dass die bereits gesetzlich verbrieften drei Stunden Sportunterricht pro Woche an allen Schulen auch stattzufinden haben. Derzeit eher ein Versprechen als schulische Praxis. Sport sei insbesondere für den Nachwuchs »zentral wichtig«, hat Söder erkannt. Weswegen es zugleich gelte, den Bundesjugendspielen ihren Wettkampfcharakter zu erhalten. Unabhängig davon, ob dies gelingt, kündigte Söder vorsorglich ein eigenes blau-weißes Wettkampfformat für den Nachwuchs an. »Wir werden auf jeden Fall ›Bayernspiele‹ ausrichten.«

Leider noch kein Wort davon, mit welchen Sportarten die Schüler dabei konfrontiert werden sollen. Fingerhakeln, Holzhacken, Schuhplattlern? Die schottischen Highland Games mit ihren skurrilen sportlichen Herausforderungen könnten für die »Bayernspiele« als leuchtendes Vorbild dienen – alpenländisch adaptiert und auf Teenagerformat zugeschnitten, versteht sich.

Bei den sportlichen Plänen solle nicht allein auf die Schulen gesetzt werden, sondern zugleich auf den Bayerischen Landessportverband und die Sportvereine im Freistaat sowie auf Initiativen von »Spezln« wie Philipp Lahm oder Felix Neureuther. Beide versuchen nach ihrem Karriereende, mit Hilfe ihrer Stiftungen Kindern zu einem gesünderen Leben zu verhelfen.

Auf dem Weg zur »Sportnation Bayern« hat Söder selbstverständlich auch den Spitzensport nicht vergessen. Markig und an allen gängigen Bewerbungsspielregeln vorbei, kündigte er an, im Jahr 2040 zum zweiten Mal nach 1972 Olympische Sommerspiele in München ausrichten zu wollen. Zudem wolle der Freistaat Spitzensportler und deren Trainer stärker fördern und für bayerische Medaillengewinner bei Olympischen Spielen die Prämien über die üblichen Sporthilfemargen hinaus verdoppeln. Für bayerisches Olympiagold also bald 40.000 Euro statt 20.000 Euro. Eine Ankündigung, die Volker Herrmann, den Chef des Olympiastützpunktes (OSP) Bayern, für einen Moment stutzen lässt. Damit sei bestimmt nicht gemeint, nun reihenweise Topathleten aus den anderen Bundesländern anzulocken, oder? »Bis jetzt haben wir solche Wechsel noch nicht registriert. Wir sind aber so gut aufgestellt, dass wir ein paar Zugänge durchaus verkraften«, sagt Herrmann gegenüber jW.

Aktuell betreut der bayerische OSP in Kooperation mit 26 Bundesstützpunkten insgesamt 850 Spitzenathletinnen und -athleten, von denen 50 bei den Sommerspielen in Paris am Start waren. Bei Winterspielen sind es traditionell fast doppelt so viele aus Bayern. Das »Nadelöhr« in der täglichen Arbeit seien, wie generell im Spitzensportsystem, ausreichend Trainer auf so hohem Niveau. Dieser Zunft sollte die besondere Aufmerksamkeit gelten, wünscht sich der OSP-Chef explizit und ist alles in allem mit Söders »Masterplan Sport« vorerst sehr zufrieden. »Per se ist das gut für den Sport. Was praktisch daraus wird, bleibt abzuwarten. Das muss sich erst noch zeigen.«

Immerhin gibt es Anzeichen, dass es sich hier um mehr als eine typische Ankündigungsrhetorik handelt. Im Vorjahr berappte der Freistaat für den Sportbetrieb mehr als 82 Millionen Euro. Den Löwenanteil davon bildeten fast 24 Millionen Euro für Vereinspauschalen, über 25 Millionen Euro für Sportstätten der Vereine und Verbände sowie über 20 Millionen Euro für den Nachwuchsleistungssport. Für das laufende Jahr wurde der Sportetat um fast ein Drittel erhöht, auf aktuell 110,6 Millionen Euro. Damit steht Bayern im Ranking der 16 Bundesländer ganz oben.

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