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Aus: Ausgabe vom 14.10.2024, Seite 16 / Sport
Falscher Acker

Angstgegner

Von René Hamann
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Das Angstgefühl wird nicht verschwinden, nur weil man Aufschlag hat

Reden wir über Angst. »Ja, es gibt Angst, wenn viel auf dem Spiel steht. Dieses Gefühl wird nicht verschwinden, wenn Sie es verurteilen und bekämpfen, also fangen Sie an, es zuzulassen«, so der Sportpsychologe Sean McCann in der US-Ausgabe von Men’s Health. McCanns Lösung: umdeuten. Mach aus der Angst eine »Aufregung«, besser noch schön neoliberal eine »Herausforderung«, und schon wird das Match in der entscheidenden Phase zum Spaßfaktor.

Die Angst kann aber zur Angstgegnerin werden, vor allem bei knappen Spielständen. Aber auch Gegnerinnen und Gegner können, gerade wenn man sie schon besser kennt, zum Angstgegner werden. Ich kenne da zum Beispiel A., der rein punktemäßig nur knapp über mir sortiert ist, gegen den ich auch schon mehrfach Matchbälle hatte, gegen den ich aber bislang noch nie gewinnen konnte. Oder neben wir Frau F., gegen die ich lange eine positive Bilanz hatte, bis sie beim selben Trainer wie ich Nachhilfestunden nahm und seitdem für mich unschlagbar geworden ist.

Sicher, das liegt auch an ihrer Spielweise. Sie spielt hart, schnell und sicher, dabei schnörkellos; und sie hat eine sehr gute Rückhand, mit der sie mir gern auf die meinige spielt, die lange nicht so gut ist. Aber: Es hat auch etwas mit den Nerven zu tun, mit der Angst zu verlieren, die sich dann immer nur bestätigt sieht: Seit fünf oder sechs Partien sehe ich kein Land mehr, obwohl es im Spielverlauf lange ausgeglichen scheint. Irgendwann aber verliere ich den Faden, die Kontrolle, und ehe ich mich versehe, ist das Spiel zu meinen Ungunsten zu Ende.

Ein anderer Angstgegner ist der mit dem Anti, von dem ich es in dieser Kolumne schon einmal hatte. Neulich war es wieder soweit. Ich hatte mir für das Spiel gegen ihn etwas zurechtgelegt, habe versucht, konzentriert zu bleiben, keinen Ärger zuzulassen, und doch ging das Spiel am Ende 1:3 in Sätzen aus. Ich fand keine Mittel. Der Zufall will es, dass wir in dieser Spielzeit mehrfach aufeinandertreffen, da wir in beiden Verbänden in derselben Gruppe spielen. Also ließe sich aus dem 0:1 (insgesamt 1:2) noch ein 3:1 (insgesamt 4:2) machen, allerdings sehe ich da schwarz, es sei denn, die nächste Methode, die ich mir ausdenke, zeitigt einen gewissen Erfolg.

Was vielleicht auch hilft, ist das Wissen, dass man selbst ein solcher Angstgegner sein kann. Für meinen Kollegen K. bin ich zum Beispiel so einer. Doof nur, dass so manche Spieler für ihn Angstgegner sind, denn seine Bilanz ist meist eine negative. Aber ja, man muss ja nicht immer alles so schwarz sehen.

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