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Aus: Ausgabe vom 15.10.2024, Seite 12 / Thema
Linke-Parteitag in Halle

Raus aus der Krise

Mitglieder der Linkspartei fordern die Rückkehr zur Friedenspolitik und eine deutliche Verurteilung des bundesdeutschen Militarismus
Von Ulrike Eifler
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Mittlerweile Seltenheitswert. Die Partei Die Linke muss in der Friedensbewegung endlich wieder eine laut wahrnehmbare und ernstzunehmende Stimme werden (Berlin, 3.10.2024)

In wenigen Tagen kommen die Delegierten von Die Linke in Halle zu ihrem Parteitag zusammen. Viel wird von den dort getroffenen Entscheidungen abhängen. Denn die Partei ist in einer tiefen Krise. Strategische Unklarheiten und zögerliche Schwerpunktsetzungen in der jüngeren Vergangenheit haben zu hohen Stimmenverlusten bei den EU- und Landtagswahlen geführt. Dieser Prozess ist nicht losgelöst vom gesellschaftlichen Diskurs über Zeitenwende und Militarisierung zu betrachten. Die im September vom EU-Parlament beschlossene Resolution zur Nutzung westlicher Waffen gegen militärische Ziele in Russland durch Kiew, die Debatte über die Freigabe von Langstreckenraketen oder die ab 2026 geplante Stationierung US-amerikanischer Erstschlagswaffen in Deutschland zeigen: Der Krieg gegen Russland wird aktiv vorbereitet. Dadurch wird das Friedensthema für die Menschen in der Bundesrepublik zu einer existentiellen Frage. Und eben dadurch wird sie es auch für Die Linke. Will die Partei eine Zukunft haben, muss in Halle gelingen, über eine personelle Neuaufstellung hinaus das friedenspolitische Profil hervorzuheben. Tut sie das nicht, ist es ein weiterer Schritt in Richtung Bedeutungslosigkeit.

Zunehmende Blockkonfrontation

Für eine stärkere friedenspolitische Positionierung der Linken muss die Partei genauer in der Analyse der gegenwärtigen geopolitischen Transformation werden und dabei Deutschland als aufstrebende imperialistische Macht in den Kontext geopolitischer Zuspitzungen einordnen. Dabei muss wahrgenommen werden, dass der Ukraine-Krieg in vielerlei Hinsicht die Weichen für die nächstgrößere Auseinandersetzung stellt. Denn er befördert das Auseinanderfallen der Staaten in zwei politisch und ökonomisch konkurrierende Blöcke. Er dient außerdem als Laboratorium für die moderne Kriegführung großer Industrienationen – nicht zuletzt im Hinblick auf eine daten- und drohnenbasierte militärische Auseinandersetzung. Gleichzeitig schärft er die geopolitische Profilierung der NATO, und natürlich befördert er die Militarisierung westlicher Gesellschaften.

Hinter diesen Entwicklungen steht der sich zuspitzende Kampf um die Neuordnung der globalen wirtschaftlichen und politischen Machtverhältnisse und der drohende Zusammenstoß der Großmächte USA und China. Ob sich dieser Konflikt zu einem dritten Weltkrieg auswachsen wird, hängt nicht zuletzt auch vom Verlauf des Ukraine-Krieges ab. Eine verantwortungsvolle Politik der Bundesregierung im Sinne des Grundgesetzes bestünde daher in einer Stärkung von Diplomatie und Entspannungspolitik, um einen militärischen Zusammenstoß zwischen den konkurrierenden Großmächten zu vermeiden. Doch die Ampelkoalition tut das Gegenteil: Indem sie ihren Platz an der Seite einer der Großmächte beansprucht, wird sie zur Konfliktpartei und trägt maßgeblich zur entstehenden Blockbildung bei.

Gleichzeitig stellt sie eifrig die Weichen für Krieg. Junge Menschen werden mit falschen Zukunfts- und Aufstiegsversprechen in die Bundeswehr gelockt. Die Länder bauen Heimatschutzregimenter auf, in denen Freiwillige eine siebzehntägige Ausbildung erhalten und dabei den Umgang mit der Waffe, die Verteidigung der kritischen Infrastruktur und sogar den Einsatz gegen Demonstranten trainieren. Auch das Gesundheitssystem wird an die Zeitenwende angepasst. In gemeinsamen Symposien arbeiten Ärztekammern und Bundeswehr daran, das historisch begründete verfassungsrechtliche Trennungsgebot zwischen dem zivilen Gesundheitssektor und den Sicherheitsbehörden auszuhebeln. Die »zivilmilitärische« Sicherheit soll intensiviert werden. Zivilschutzübungen und Dekontaminationsausbildungen von Pflegekräften finden bereits auf Truppenübungsplätzen der Bundeswehr statt. Außerdem ist ein Gesundheitssicherstellungskonzept in Arbeit, das die medizinische Versorgung von Soldaten in bislang unvorstellbaren Größenordnungen vorbereiten soll. Die Behandlung ukrainischer Soldaten in deutschen Krankenhäusern findet schon jetzt statt. Dadurch soll die Versorgung von Kriegsverletzungen erlernt werden.

Doch damit nicht genug: In Hamburg wird der Hafen zum NATO- und damit zum Kriegshafen erklärt. In Bayern werden Lehrerinnen und Lehrer verpflichtet, Soldaten in den Unterricht einzuladen. Kritische Lehrkräfte an den Hochschulen sollten durch das Bildungsministerium mit Fördermittelentzug diszipliniert werden. Und für den im Konfliktfall wichtigen Post-, Zustell- und Logistikbereich wird im neuen Postrechtsmodernisierungsgesetz durch Bezugnahme auf Artikel 80 des Grundgesetzes das Streikrecht für die dort Beschäftigten eingeschränkt.

Riss in der Partei

Nicht grundlos also hatte die Friedensbewegung für den 3. Oktober zu einer großen Antikriegsdemonstration aufgerufen. Ein kraftvolles Signal aus der Zivilgesellschaft sollte deutlich machen: Die Bewegung hat das Potential, die Kriegsvorbereitungen der Bundesregierung zu durchkreuzen. Und obwohl sich große gesellschaftliche Akteure wie Kirchen oder Gewerkschaften bei der Mobilisierung weitestgehend zurückhielten und die Vorsitzenden von SPD und Grünen lieber die Militarisierung vorantreiben, als der Friedensbewegung ein infrastrukturelles Rückgrat zu sein, folgten dem Aufruf mehr als 40.000 Menschen.

Die Demonstration machte aber auch den politischen Riss sichtbar, der sich aufgrund der Friedensfrage durch die Linkspartei zieht. Während viele Kreis- und Landesverbände sowie innerparteiliche Zusammenschlüsse Busfahrten nach Berlin organisierten und es sogar einen eigenen Block mit Lautsprecherwagen, Musik und politischen Reden gab, suchte man die Parteiführung auf der Demonstration vergebens. Teile der sogenannten Bewegungslinken kritisierten das Demobündnis und erklärten über die sozialen Netzwerke öffentlich, dass sie nicht teilnähmen, weil die Demonstration den russischen Imperialismus stärke. Und die Progressive Linke, deren Vertreter andersdenkende Genossen schon mal gern als »pazifistische Bellizisten« verächtlich machen, distanzierte sich gar mit einem ganzen Positionspapier.

Die in diesem Positionspapier angeführten Kritikpunkte an den Organisatoren der Friedensdemonstration scheinen, wenn man genau hinsieht, auch im Beschluss des Parteivorstandes durch. Dieser rief zwar zur Teilnehme auf, jedoch mit sich zum Teil widersprechenden Forderungen in einem eigenen Appell. Um nicht falsch verstanden zu werden: Es war gut und richtig, dass der Vorstand der Partei mit seinem Beschluss eine Orientierung gab. Doch die Forderungen im Aufruf zeigen die politische Leerstelle sehr deutlich: Sie basierten nicht auf einer geopolitischen Einordnung und einer Analyse der gesellschaftlichen Krisensituation, sondern folgten vielmehr einem moralischen Empfinden. Beklagt wurde, dass der Aufruf zum Frieden sich nicht oder nicht laut genug von Putin distanziere. Beklagt wurde, dass nicht ausreichend auf das Leid der ukrainischen Bevölkerung Bezug genommen werde. Beklagt wurde auch, dass Russland als Aggressor nicht klar benannt worden sei. Und natürlich störte man sich daran, dass die Organisatoren mit Sahra Wagenknecht auf einer Bühne standen, ohne zu realisieren, dass die Friedensbewegung im Augenblick auch deshalb am BSW nicht vorbeikommt, weil Die Linke ihren Platz dort nicht ausfüllt.

Die Positionierung des Parteivorstandes lässt außer acht, dass die gegenwärtige militaristische Durchdringung der Gesellschaft vor allem darauf abzielt, die Bevölkerung auf Kriegskurs zu bringen. Begriffe wie »Kriegstüchtigkeit« oder »Kriegswirtschaft« sind keine ungewollten Fauxpas. Sie dienen vielmehr dazu, die Bevölkerung dazu zu bringen, den kommenden Krieg gegen Russland als notwendig zu akzeptieren. Diese Pläne können nur durch ein starkes friedenspolitisches Signal aus der Zivilgesellschaft durchkreuzt werden.

Hinein in die Friedensbewegung

Sich immer wieder zu vergewissern, wo genau man im Konflikt zwischen den Klassen steht, ist gerade in diesen unübersichtlichen Zeiten für die Linke existentiell. Dass es Olaf Scholz und Boris Pistorius in der »Zeitenwende« nicht zwingend darum geht, dass sich die Ukraine gegen ihren Aggressor Russland verteidigen kann, sondern in erster Linie darum, dass Deutschland zu alter »Führungsstärke« zurückfindet, machte der Kanzler Ende August 2022 in einer Rede an der Prager Karls-Universität deutlich. Und dass die Ampel zur Durchsetzung dieser Strategie nicht einmal davor zurückschreckt, das Rudolf-Heß-Zitat »Kanonen statt Butter« zu benutzen und damit auf die Referenz eines ehemaligern Hitler-Vertrauten zurückgreift, um Sozialkürzungen zu rechtfertigen, sollte der Linken ebenfalls dabei helfen, sich im politischen Spektrum zurechtzufinden.

Statt also fehlende Empathie, Moral und Haltung in Bündnisaufrufen zu beklagen, muss die Partei verstehen, dass die Friedensbewegung nur dann stark ist, wenn sie heterogen ist. Das war sie im übrigen in den 1980er Jahren. Auch damals gab es unterschiedliche Einschätzungen zur Sowjetunion oder dem Ostblock, trotzdem gingen Sozialisten unterschiedlicher politischer Tradition, Sozialdemokraten, Grüne, gläubige Christen, linke Gewerkschafter und sogar uniformierte Bundeswehr-Soldaten gemeinsam für den Frieden auf die Straße. Die Linke darf in der Friedensfrage nicht zögern, sie muss sich als sozialistische Partei stolz und selbstbewusst in die Friedensbewegung einreihen. Dies nicht zu tun, das schwächt die gesellschaftliche Bewegung gegen den Militarismus, und es schwächt die Partei. Und es stärkt zugleich die Kriegsvorbereitungen der Bundesregierung. Ob der Kampf um die Neuordnung der Welt mit einem Krieg einhergehen wird, der das Potential hat, den gesamten Planeten unbewohnbar zu machen, wird letztlich nur von der Stärke der Friedensbewegung abhängen. Die Linke hat hier eine Aufgabe.

Ulrike Eifler ist Bundessprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Betrieb und Gewerkschaft von Die Linke und kandidiert für den Bundesvorstand der Partei. Sie hat das Thesenpapier zum Parteitag unterzeichnet, das wir im Folgenden abdrucken.

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  • Leserbrief von Hans Wiepert aus Berlin (16. Oktober 2024 um 20:25 Uhr)
    Der wackeren Ulrike Eifler kann man nur die Daumen drücken, dass sie in den Vorstand gewählt wird. In den vergangenen Jahren wurde der PV allerdings ziemlich einseitig besetzt vom rechten Flügel in Verbindung mit den – aus dem Boden gestampften – sogenannten »Bewegungslinken«. Langjährig aktive Strömungen wie Sozialistische Linke, KPF und Gewerkschaftsnahe werden konsequent draußen gehalten – im Gegensatz zur inklusiven Praxis früherer Jahre, als selbstverständlich alle relevanten Strömungen im PV vertreten waren. Die immer wieder Wagenknecht angelastete Parteispaltung geht tatsächlich auf das Konto der entgegengesetzten Delegiertenmehrheiten, die nur noch ihre Leute »durchwählen«. Und dann werden auch noch parteifremde Figuren wie Carola Rackete aufs Schild gehoben, welche sich als wenig populäres, demoskopisches Senkblei erweisen (zwokommasieben Prozent bei der Europawahl) …
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Peter S. aus Berlin (16. Oktober 2024 um 11:29 Uhr)
    Sehr schätzenswerte Zusammenfassung wesentlicher Prozesse inner- und außerhalb der Partei Die Linke. Was ich leider vermisse, ist die Benennung von Ross und Reiter innerhalb der Parteiführung. Wenn die innerparteiliche Demokratie in einer Weise versagt, dass bezahlte Mitarbeiter des Parteiapparats die politische Linie der Partei auf Anpassung und Machterhalt ausrichten können, muss auch hier zumindest nachgebessert werden. Erfahrene Parteiarbeiter haben da schon ihr Wissen eingebracht: Warum finden sie kein Gehör? Sicherlich kann aber das, was in vielen Jahren versäumt und verspielt wurde, nicht mit einer Hauruckaktion korrigiert werden. Die Partei wird durch ein tiefes Tal der Tränen gehen müssen.
  • Leserbrief von Klaus Brinkop aus Hannover (16. Oktober 2024 um 11:28 Uhr)
    Ich kann Ulrike Eifler nur dankbar sein für ihren Artikel. Und gebe zu: Ich bin nicht Mitglied der Linken, bekenne aber 1983 und 1984 als wehrpflichtiger uniformierter Soldat gegen den NATO-Doppelbeschluss und die damit beabsichtigte Stationierung von Atomraketen in Europa demonstriert zu haben.
    Ich bin seinerzeit Vertrauensmann einer Ausbildungskompanie in einem Münsteraner PzAufklLehr-Bataillon gewesen (Boeselager), als im politischen Unterricht der Hauptmann uns Rekruten eindringlich davor gewarnt hat in Uniform an einer der drei parallel unmittelbar bevorstehenden Großdemonstrationen im November 1983 teilzunehmen.
    Das ist symptomatisch gewesen für die seinerzeitigen gesellschaftspolitisch weitreichenden Auswirkungen der Friedensbewegung auch in Militärkreise aller Dienstgrade hinein, für die spürbar gewachsene Nervosität der Herren von der Hardthöhe (Wörner/Altenburg).
    Ich kann mich im übrigen nicht erinnern, dass auch nur irgendeiner von uns anschließend in den »Bau« gekommen ist. Heute ist die Lage jedoch ungleich brisanter. Diese neuerlichen ohne jegliche öffentliche demokratische Legitimation auf deutschem Boden zu stationierenden strategischen Erstschlagswaffen entsprechen der US-Doktrin des Präventivschlags und werden damit selbst zu treffsicheren Objekten des zu antizipierenden russischen Gegenpräventiveinsatzes – Raketen sind Magneten!
    Im übrigen dienen sie einer militärischen Absicherungsstrategie, falls es zu Spannungen und dem kriegerischen Konflikt der USA bzw. China in Süd- bzw. Südostasien käme, dienen diese Waffen in Europa dem In-Schach-Halten des möglichen Bündnispartners von China. Was alles andere als beruhigend ist, denn wie kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges bedarf es ja »nur« eines Zwischenfalls wie den des Attentats von Sarajevo, dann greifen die sogenannten NATO-Allianz- und Beistandsverpflichtungen.
    So ist es also erforderlich, nicht allein den Berliner Appell zu unterschreiben, sondern einer umfassenderen internationalen Friedensbewegung neue Stärke zu verleihen – gegen »Kriegstüchtigkeit« und Rüstungswahn aufzustehen. Bilaterale bzw. eskalierende Konflikte – wie gegenwärtig erkennbar – werden nur beendet durch sofortigen Waffenstillstand, vertrauensbildende, friedenskooperative Maßnahmen in Zusammenarbeit mit der UNO, d. h. wirkungsvolle, in zivilgesellschaftlicher Verantwortung durchzuführende, kontrollierbare Abrüstungsschritte auf jeder Seite.
    Die zu erreichende Stärke der Friedensbewegung liegt nicht zuletzt in der Einheit der Vielfalt. Und wie Sahra Wagenknecht völlig zu Recht gesagt hat auf der Friedenskundgebung am 3. Oktober in Berlin: Wir müssen mehr werden!
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Oliver S. aus Hundsbach (15. Oktober 2024 um 15:20 Uhr)
    Eine sehr große Aufgabe, welche die Genossen zu bewältigen haben. Selbstredend wäre es zu begrüßen, wenn neben dem BSW eine Linke wiedererstünde, die das Potential hätte die 5% Hürde zu überspringen. Wie will Die Linke das schaffen? Man sehe sich nur die ganzen linken »Splittergruppen« wie DKP oder WSWS usw. an. So richtig die Zustandsbeschreibungen der geostrategischen Gegebenheiten und die Forderungen nach Frieden auch scheinen, sie bleiben oberflächlich und wirkungslos, solange es kein wirkliches Konzept gibt, das den Wunsch in der Bevölkerung nach einem radikalen Politikwechsel erwecken kann. Den Wählern sollten zunächst die Konsequenzen klargemacht werden, wohin die Irrfahrt mit den roten, gelben, grünen und schwarzen Teufel, die uns regieren, führt. Eine Linke, die den Namen verdiente, müsste das Kunststück fertig bringen, ein antikapitalistisches Programm, mit didaktischer Finesse massenwirksam zu verankern. Alles andere wäre nur Kosmetik am Fahrplan der BRD.
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Frank H. aus Neustrelitz (14. Oktober 2024 um 22:27 Uhr)
    Den Thesen zur Linkspartei stimme ich vollauf zu. Wegen der fehlenden Unterstützung der Friedensbewegung war meine Partei, der ich fast 50 Jahre angehöre, bei der Eu­ropawahl für mich nicht wählbar. Aus Protest gegen den Bundesvorstand gab ich dem BSW meine Stimme. Von der Schulenburg und Fabio De Masi finde ich geeigneter als Schirdewan und Rackete, wenn es darum geht, den kriegslüsternen Falken in der EU die Stirn zu bieten. Abgeordnete, die für Rüstung und Raketen stimmen, sollten ihr Mandat abgeben. Genosse van Akens Haltung zur NATO ist mir zu wenig kritisch. Ines Schwerdtner gewinnt meine Zustimmung nicht, wenn sie polemische Interviews gegen das BSW gibt. Können wir nicht Bündnispartner sein? Ich erlebe eine Diskrepanz zwischen Basis und Führung der Partei. Michael Brie schreibt von den Mitgliedern, die lokale Strukturen konsolidieren und denen, die den Parteitag abwarten, bevor sie vielleicht doch die Partei verlassen, wie es nicht wenige und nicht die schlechtesten bis jetzt schon gemacht haben. Vom Parteitag muss ein Signal ausgehen, dass die Basis ernstgenommen wird, dass wir als Sozialisten dem Frieden, dem Osten und den Abgehängten überall wieder eine starke Stimme sind. Ich erkenne allerdings bis jetzt keine Kraft in der Partei, die dazu fähig ist, den Laden in diesem Sinn klug und weise zusammenzuhalten. Ich bitte die Delegierten, eine solche Kraft zu unterstützen, falls sie im Gegensatz zu meiner pessimistischen Erwartung dennoch erscheint. Ungeachtet des Ergebnisses des Parteitages werde ich meine Mittel und Fähigkeiten für Aktionen vor Ort einzusetzen. Ich befürchte allerdings, dass ich meine 50 Jahre Mitgliedschaft nicht vollkriegen werde, dass es mir irgendwann sinnvoller erscheinen könnte, meinen Parteibeitrag direkt für Flugblätter, Plakate und Veranstaltungen einzusetzen, statt mit ihnen auch einen Parteivorstand zu finanzieren, der nicht wirksam und konsequent genug gegen Krieg und Ungerechtigkeit auftritt.

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