Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Bananen

Von Helmut Höge
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Die Frucht hat es in sich. Die Kronenzeitung meldete einst: »Verdeckte Ermittler. Getarnt als Bananen stellten die Beamten in den vermeintlichen Obstkisten nicht weniger als 740 Kilo Kokain sicher.« 2021 in Malta war das. In Bremen gab es mal einen Ermittler, der die im Hafen angelandeten Bananen daraufhin untersuchte, ob sich in den Büscheln nicht eine Vogelspinne oder Schlange verbarg. Das kam gelegentlich vor. Die Tiere landeten sodann im Aquarium des Bremer Überseemuseums. Auf Twitter wird derzeit ein »Bananentrick« diskutiert: Um an der Supermarktkasse genug Zeit zum Einpacken der Ware zu haben, soll man die Bananen einzeln wiegen und die Barcodes genau in die Krümmungen kleben. Das bremst die Kassiererin aus.

In den siebziger Jahren besuchte ich den Ostberliner Tierpark, wo die Menschenaffenpflegerin mich mit hinter die Kulissen nahm. Durch die vergitterte Tür sah ich, wie eine Schulklasse das Affenhaus betrat. Ein älterer Schimpanse schälte gerade eine Banane. Die Kinder schauten ihm zu und auf die Banane. Das merkte der Schimpanse und ging näher an die Glaswand. Die Kinder freuten sich. Aber als der Schimpanse die Banane am Glas zerquetschte und sie danach ins Sägemehl fiel, fingen zwei der Kinder an zu weinen. Der Lehrer verließ daraufhin mit der Klasse eilig das Affenhaus. Die Pflegerin erklärte mir, dass die Südfruchtverschwendung der Tiere in den DDR-Zoos wirklich ein Problem sei.

Auf dem »Wende«-Cover der Satirezeitschrift Titanic ist bekanntlich eine lächelnde junge Frau zu sehen, die eine geschälte Gurke in der Hand hält. Darunter steht: »Zonen-Gaby (17) im Glück (BRD): ›Meine erste Banane‹«. Zuletzt hat die Kulturanthropologin Luise Meier in ihrem Roman »Hyphen« (Matthes und Seitz, 2024) das Bananenthema groß aufgegriffen. Es geht um eine Neuorganisation des Sozialen und Ökonomischen nach dem Zusammenbruch der Energiesysteme. Der Kapitalismus wurde nicht via Klassenkampf besiegt, sondern technisch weggewischt. Eine der Protagonistinnen, Maja, empfand »große Genugtuung, als Bananen praktisch nirgendwo mehr in Deutschland aufzutreiben gewesen waren. Sie waren eben genau das Symbol dafür gewesen, dass im Kapitalismus die vermeintliche Freiheit der einen mit der Unterdrückung, Ausbeutung und massiven Zerstörung der Lebensräume der anderen untrennbar verkettet gewesen war.«

Es gibt mehrere Bücher über die blutige Geschichte der US-Bananenplantagen in Südamerika. Neuerdings geht es den Autoren vor allem um den ökologischen Anbau von Bananen.

Maja indessen hatte es nicht verwundert, »dass das alte Logo der United Fruit Company noch bis zur Umbenennung in Chiquita 1944 ein Gewehr geziert hatte und die Profite des neokolonialen Unternehmens in den Zweitausendern direkt in kolumbianische Todesschwadronen und Paramilitärs geflossen waren. Was man auch tat, wie man den Einkaufszettel auch drehte und wendete, es war ein Kolonialverbrechen, ein Sklavenhandel, ein Landraub gewesen.«

Für die hiesigen Konsumenten bedeutete das: »Die Bananen hatten sich in den Supermärkten gestapelt wie Siegessäulen des Antikommunismus, Triumphbögen des Neokolonialismus – nicht die Bananenrepublik hatte die Banane in deiner Hand hervorgebracht, sondern die Banane in deiner Hand die Bananenrepublik. Die Gewalt jenseits des konsumierenden Bewusstseins hatte sich an der Harmlosigkeit des Produkts genährt, das sich als Frucht ausgegeben hatte.«

Für manch gläubigen Christen ist die Banane symbolisch schwer aufgeladen: »Ihre schützende Schale steht für Gottes Liebe, ihr Wachstum in Büscheln symbolisiert die christliche Gemeinschaft und ihr Reifungsprozess spiegelt die geistliche Reife wider«, heißt es auf christianpure.com. Wer’s glaubt.

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