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Aus: Ausgabe vom 15.10.2024, Seite 2 / Ausland
Gazastreifen

Zelte und Patienten in Flammen

Israelischer Angriff trifft Verwundete. Forderungen, Vertreibung zu stoppen
Von Ina Sembdner
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Als Vertriebene nochmals bombardiert: Das von der israelischen Armee zerstörte Zeltlager am Montag in Deir Al-Balah

Das UN-Palästina-Hilfswerk UNRWA spricht von »einer weiteren Nacht des Grauens im Gazastreifen«. Ein israelischer Luftangriff auf den mit Zelten Vertriebener befüllten Innenhof des Al-Aksa-Krankenhauses in Deir Al-Balah am Montag morgen tötete vier Menschen und löste ein Feuerinferno aus, bei dem 40 weitere teils schwerste Verbrennungen erlitten. In sozialen Netzwerken veröffentlichte Videos deuteten darauf hin, dass Menschen bei lebendigem Leib brannten. Aufnahmen der US-Agentur AP zeigten Kinder unter den Verwundeten. Nach dem ersten Angriff waren mehrere sekundäre Explosionen zu hören, unklar blieb, ob diese durch Waffen oder Treibstofftanks verursacht wurden. Das Krankenhaus hatte bereits damit zu kämpfen, eine große Zahl von Verwundeten eines früheren Angriffs auf eine in eine Notunterkunft umgewandelte Schule zu versorgen, bei dem mindestens 20 Menschen getötet worden waren. Das israelische Militär erklärte, der Angriff habe Militante getroffen, die sich unter der Zivilbevölkerung versteckt hielten, ohne jedoch Beweise zu liefern.

Das palästinensische Ministerium für auswärtige Angelegenheiten prangerte gleichentags in einer Erklärung die Lage im seit mehr als einer Woche abgeriegelten Flüchtlingscamp Dschabalija an: »Dieses andauernde Kriegsverbrechen hat in den vergangenen zehn Tagen im nördlichen Gazastreifen, wo Israel weiterhin unerbittliche Massaker an der palästinensischen Zivilbevölkerung verübt, ein noch nie dagewesenes Ausmaß an Blutvergießen erreicht.« Die Agentur Reuters berichtete, dass dort mindestens zehn Menschen getötet und 30 weitere verletzt worden seien, als sie in einer Schlange nach Lebensmitteln anstanden. Unter den Opfern seien auch Frauen und Kinder, das israelische Militär erklärte demnach, den »Vorfall« untersuchen zu wollen.

»Was im nördlichen Gazastreifen passiert, ist unbeschreiblich schrecklich«, schrieb Joyce Msuya, die stellvertretende Chefin des UN-Nothilfebüros OCHA auf X. »Die Angriffe der israelischen Streitkräfte werden immer heftiger. Krankenhäuser sind gezwungen, ihre Patienten zu evakuieren. Lebenswichtige Güter gehen zur Neige. Menschen werden gewaltsam vertrieben, von Hilfsgütern abgeschnitten und dem Hungertod überlassen. Die Greueltaten müssen aufhören.« Die israelischen Menschenrechtsgruppen B’Tselem, Gisha, Jesch Din und »Physicians for Human Rights – Israel« forderten in einer am Montag veröffentlichten Erklärung ebenfalls, dass »die Verbrechen des Aushungerns und der Zwangsumsiedlung« verhindert werden müssten. 400.000 Menschen seien aufgefordert, in den Süden zu evakuieren, und es gebe alarmierende Anzeichen dafür, dass das israelische Militär im Stillen beginne, eine »Kapitulation oder Verhungern«-Strategie entsprechend dem sogenannten Eiland-Plan umzusetzen.

Im Libanon wurden bei einem israelischen Luftangriff auf die mehrheitlich christliche Stadt Aitu im Norden des Landes 18 Menschen laut dem Libanesischen Roten Kreuz getötet. Der Angriff erfolgte einen Tag nach einem Drohnenangriff der Hisbollah auf einen Armeestützpunkt im Norden Israels, bei dem vier Soldaten getötet und sieben weitere schwer verletzt wurden.

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