Fröhliche Tote und treue Fans
Von Michael MerzWenn die legendäre Band Tre Allegri Ragazzi Morti ihr 30jähriges Jubiläum mit einer kleinen Europatour feiert, ist der Besuch eines ihrer Konzerte das Hochamt unter den Punkrock- und Comicfans in der italienischen Exilcommunity. Die kunstvolle Verknüpfung der beiden Genres gelingt dabei so locker-flockig und unangestrengt, als könnte man sich das eine ohne das andere gar nicht vorstellen. Musiker mit Gesichtsbedeckung gibt es so einige, von Cro über Ski Aggu bis zum frühen Sido, hier kommt das Original: In den Berliner Frannz-Club hat es die drei fröhlichen toten Jungs, die der Comiczeichner, Gitarrist und Sänger Davide Toffolo aus der Taufe gehoben hat, am Sonntag abend verschlagen. Enrico Molteni am Bass und Gründungsmitglied Luca Masseroni am Schlagzeug bringen dazu ordentlich Groove in das altehrwürdige Brauereigebäude im Prenzlauer Berg. Alle zusammen tragen sie, wie auch viele der euphorisch gestimmten Zuschauer, ikonische Totenkopfmasken, ohne die es die Band nicht zu sehen gibt.
Es ist eine Best-of-Show, bei der kein Auge trocken und kein Refrain ohne herzhaft mitgesungene Unterstützung aus dem Publikum bleibt. 1994 im italienischen Pordenone, dem Punkrock-Mekka des Landes, gegründet, trieb es Tre Allegri Ragazzi Morti schon auf die Bühnen von Jovanotti und Faith No More. Da gibt es musikalisch viel aufzuarbeiten. Und auch eine neue Single haben sie im Gepäck: »La nuova canzone per me« (Das neue Lied für mich). Es ist eine Metapher für die Beziehung zwischen der Band und ihrem Publikum im Rückblick auf die drei Dekaden ihres Bestehens. Der Song wurde von Vincenzo De Francesco, einem Singer-Songwriter aus Trani und Fan der Tre Allegri, geschrieben. Toffolo und seine Kollegen haben ihn arrangiert und eingespielt. Schade nur, dass die drei Jungs schon wieder weg sind und ihre Anhängerschaft nun in Spanien und der Schweiz beglücken, bevor es zurück nach Italien geht. Eine ausgedehntere Tour mit neuem Album wird sehnlich erwartet, das wünschen sich sicher nicht nur die Berliner Fans der Band.
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