Etwas weniger unlösbar?
Von Felix BartelsDer Begriff des Chaos ist doch recht chaotisch. Gemeint sein nämlich könnte immer auch eine Komplexität, die sich bloß unserem Zugriff entzieht. Dass eine Sache nicht determinierbar ist, heißt ja nicht zwingend, dass sie nicht determiniert sein kann. Letzte Gewissheit hinsichtlich der Unbestimmbarkeit einer gegenwärtig nicht bestimmbaren Sache lässt sich bei einigem Ernst nicht aussprechen.
Dennoch muss man, durchaus gewiss, die Wissenschaft in ihrem aktuellen Stand ernst nehmen. Das Drei-Körper-Problem etwa gilt als indeterminiertes Modell par excellence. Wissenschaft macht kleine Schritte und rüttelt dabei an ihren Gewissheiten ebenso wie an ihren Ungewissheiten. Nun scheint eine Gruppe um den theoretischen Astrophysiker Alessandro Trani von der Universität Kopenhagen einen jener Schritte getan zu haben, der vielleicht größere nach sich zieht. Die Berechnungen stellte sie in der Zeitschrift Astronomy and Astrophysics vor.
Das Drei-Körper-Problem beschreibt die Nichtbeschreibbarkeit der Gravitationsbeziehungen, wenn ein dritter in die Beziehung zweier Körper eintritt. In diesem Fall verhalten die Körper sich chaotisch, und zwar unabhängig von den Ausgangsbedingungen. Exakte Berechnungen sind nicht mehr möglich, nur eine breite Varianz von Wahrscheinlichkeiten. Grundsätzlich, erklärt Trani, gebe es zwei Zustände: Die drei Objekte können einander in ständig wechselnden Bahnen umkreisen, oder zwei von ihnen treten in engere Beziehungen. Dieser zweite Zustand ist aber meist instabil, entweder verlässt der dritte Stern das System, oder er nähert sich wieder an, wodurch das System in den ersten Zustand zurückfällt.
Das Team um Trani annonciert, »Inseln der Ordnung im Meer des Chaos« identifiziert zu haben: bei einer Modellrechnung dreier Sonnen, von denen sich zwei im Abstand von 15 astronomischen Einheiten umkreisen, während eine dritte mit anfangs 100 Einheiten naht. Nach Millionen Simulationen, in denen Winkel, Geschwindigkeit und Masse der Objekte verändert wurden, war das System nicht mehr vollständig chaotisch. An einigen Stellen verhielt es sich »vorhersagbar« mit »gleichen Endresultaten«, schreiben Trani und seine Kollegen.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (14. Oktober 2024 um 20:45 Uhr)Wie verhält sich das Modell bei einem Abstand von 14,5 AE und 99 AE? Und wenn dann auch noch einer der Körper die doppelte Masse hat? Man hat also genau ein System, das nicht vollständig chaotisch ist, identifiziert. Wie wär’s mit dem Sitnikov-Problem? Von trivialen Lagrangepunkten mit ihren Trojanern gar nicht zu reden.
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vom 15.10.2024