Nachschlag: 1973
Nostalgie, Paranoia, Untergang war die Parole des Tages. Man schrieb 1973. The long goodbye. Jürgen Habermas veröffentlichte »Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus«, und Robert Altman versetzte Philip Marlowe aus den 40ern in ein morbides Hippie-Los-Angeles der Hollywoodruinen. Marlowe ist mehr mit der Suche nach Katzenfutter beschäftigt als mit dem Sinn von Chandlers fragwürdigem Plot. Selten war er weiter von seinem Namenspatron entfernt (war Christopher Marlowe nicht ein Spion, dessen Bücher 1599 öffentlich verbrannt wurden?). Elliott Gould spielt ihn als grandiosen Waschlappen mit sardonisch trotteligem Galgenhumor. Sterling Hayden als faulkneresk kaputte Schriftstellerkarikatur nennt ihn Marlboro. An seiner Stelle würde er sich den Arsch aufreißen für eine würdevollere Beschäftigung. Aber Marlowe glaubt nicht an Selbstmord. Er hilft lieber nach und raucht. Am Ende verschwindet er mit diebischer Freude und einem Charlie-Chaplin-Luftsprung im Fluchtpunkt der Zypressenpromenade. (aha)
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