Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Mittwoch, 18. Dezember 2024, Nr. 295
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Aus: Ausgabe vom 17.10.2024, Seite 15 / Betrieb & Gewerkschaft
Friedensdemo München

Klar gegen Krieg

Erfolgreiche Demonstration gegen Aufrüstung und Sozialabbau von Verdi und GEW in München. Widerstand in der IG Metall
Von Hendrik Pachinger
15.jpeg
Gewerkschafter gegen Waffenlieferungen, Krieg und Sozialabbau am Sonnabend in München

Es gibt sie, die Kollegen, die als aktive Gewerkschafter Position gegen Aufrüstung beziehen und im wahrsten Sinne des Wortes Flagge zeigen für mehr Investitionen in den Sozialbereich. Mehr als 2.000 Menschen folgten deshalb am vergangenen Sonnabend dem Demonstrationsaufruf von Verdi und GEW in München. Dutzende weitere Gewerkschaftsgliederungen und Organisationen aus dem süddeutschen Raum unterstützten den Aufruf »Soziales rauf, Rüstung runter« bzw. die Durchführung der Demonstration in München und stellten sich so hinter die Forderungen nach einem Stopp der Hochrüstung, einer Verteidigung des Grundrechts auf Asyl und einem Ende der Schuldenbremse. Wie dringlich gerade auch die erhobene Forderung nach mehr Investitionen in Bahn und öffentlichen Nahverkehr ist, zeigte sich zum Beispiel an dem Bahnchaos, das die Anreise für viele Demonstrationsteilnehmer zum Geduldsspiel machte.

Auch die Landesorganisation Bayern der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Antifaschistinnen (VVN-BdA) hatte den Aufruf zur Demonstration unterstützt. Viele der anwesenden Kollegen und Landesvorstandsmitglieder betonten die Sinnlosigkeit und Kurzsichtigkeit immer weiterer Waffenlieferungen. So sagte Hans-Peter Schötz, Sprecher der Kreisvereinigung Nürnberg der VVN-BdA und Mitglied des bayrischen Landesvorstands: »Für mich ist es selbstverständlich, als Gewerkschafter und als VVN-Mitglied, gegen Krieg und Waffenlieferungen in Kriegsgebiete auf die Straße zu gehen.«

Viele der Redner aus dem gewerkschaftlichen Bereich, wie etwa die Geschäftsführerin von Verdi München, Claudia Weber, oder Mark Ellmann für die GEW, stellten eine direkte Verbindung her zwischen Einsparungen und Mängeln in der öffentlichen Versorgung einerseits und immer mehr Geld für Waffen und Hochrüstung andererseits. Walter Listl, der Redner des Münchner Friedensbündnisses, positionierte sich klar und vehement gegen die geplante Stationierung von US-Mittelstreckenraketen und erntete dafür viel Zustimmung seitens der Anwesenden. Auch Sprecher gewerkschaftlicher Betriebsgruppen sowie der für München zuständige IG-Metall-Jugendsekretär ergriffen das Wort.

Neben der inhaltlichen Verbindung von Aufrüstung und Sozialabbau und den deutlichen Positionierungen gegen Krieg als Mittel der Konfliktlösung war die Solidarität mit den Menschen in Palästina ein großes Thema. Die Teilnehmer drückten auf Transparenten ihr Entsetzen über die israelische Kriegführung aus. Auch Claudia Weber betonte in ihrer Auftaktrede, es brauche einen Waffenstillstand und erklärte: »Angesichts von 40.000 Toten ist klar, das, was Israel da macht, geht gar nicht!«.

Eine so klare Positionierung gegen Aufrüstung und Völkermord im Nahen Osten ist offenbar nicht für alle selbstverständlich. Während große Teile der Demonstrierenden eindeutig auf seiten des Völkerrechts und gegen Genozid Stellung bezogen, fielen einzelne Funktionäre und die bürgerliche Presse mit Verachtung gegenüber dieser Haltung auf. Der Süddeutschen Zeitung war der Tag ganze 1.600 Zeichen wert. Ein Viertel davon handelte von »roten Fahnen« und dem »sichtbare(n) Anteil palästinensischer Farben«, die im nächsten Satz mit Nationalismus in Verbindung gebracht wurden. BR 24 konnte dem Vorsitzenden von Verdi München eine Distanzierung von der Gruppe »Palästina spricht« abtrotzen, und die IG Metall blieb der Demonstration aufgrund einer Empfehlung ihrer Kollegen aus Münchner Rüstungsbetrieben fern.

Der Tag war dennoch ein Erfolg, weil er gezeigt hat, dass es möglich ist, eine klar antimilitaristische Demonstration auch gegen den Widerstand einzelner Funktionäre und bürgerliche Verleumdung auf die Beine zu stellen. Und dass es für diese Positionen ein breites Bündnis gibt. Gemeinsam zogen die Teilnehmenden nach knapp zwei Stunden Auftaktkundgebung schließlich hinter dem Fronttransparent »Gewerkschaften gegen Aufrüstung und Krieg« vom Odeonsplatz durch das Münchner Univiertel. Viele Kollegen betonten zum Abschluss, dass sie von dieser Demonstration gestärkt für die tägliche Argumentation gegen Krieg und den Kampf gegen Hochrüstung, Sozialabbau und Rechtsruck zurück nach Hause fahren.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

Ähnliche:

  • »Schluss mit dem Krieg«: IG-Metaller auf der Friedensdemonstrati...
    10.10.2024

    Basis und Gewerkschaft

    Die nächste Friedensdemonstration findet in München statt und wird von Aktiven von Verdi und GEW organisiert.
  • Der »klassenkämpferische Block« wurde von den Ordnern des DGB me...
    04.05.2024

    DGB kontra Klassenkampf

    DGB Berlin-Brandenburg ließ Ordner auf 1.-Mai-Demonstration mit Polizei gegen palästinasolidarische Gewerkschafter vorgehen
  • Unterstützt von Basisgewerkschaften: Palästinasolidarische Demon...
    02.11.2023

    Arbeiter gegen Kriegsgeschäfte

    Appell belgischer Transportarbeitergewerkschaften gegen Waffenlieferungen an Israel. Britische Kollegen blockieren Rüstungsbetrieb

Mehr aus: Betrieb & Gewerkschaft