Verdammter Rücken
Von René HamannEin Bandscheibenvorfall ist keine schöne Sache. Wer schon mal einen hatte, der weiß, dass dieser Satz mindestens eine Untertreibung ist. Schmerzmittel, konservative Therapie, das sind die kurz- bis langfristigen Lösungen, die nach dem Befund meist getroffen werden.
Nina Mittelham, gerade einmal 27 Jahre alt, hat so einen Bandscheibenvorfall am eigenen Leib erfahren müssen. Und zwar mitten im Spiel. Und auch nicht irgendwo. Sondern bei den Olympischen Spielen von Paris in der Runde der letzten 64. 2:0 in Sätzen hat sie gegen die Nordkoreanerin Pyon Song Gyong bereits geführt, als es sie erwischte. »Wenn das nicht passiert wäre …, ich hatte das Gefühl, dass ich das Spiel klar gewinne«, sagte sie danach. Aber mit den Schmerzen ging trotz sofortiger Behandlung durch den Physio nichts mehr – 3:4 hieß es schließlich. Die Spiele waren für die hoffnungsfroh gestartete Spielerin aus Willich am Niederrhein zu Ende.
Man könnte also sagen, die Spielerin vom Dauermeister TTC Berlin Eastside ist vom Pech verfolgt. Schon bei der Europameisterschaft im Einzel, 2022 in München, scheiterte Mittelham erst im Finale gegen die Österreicherin Sofia Polcanova – weil sie wegen einer Schulterverletzung das Spiel abbrechen musste. Erst die Schulter, dann der Rücken. Zufall?
Die Rheinische Post hatte im Vorfeld der Olympischen Spiele ein Interview mit Mittelham geführt. Dort sagt sie einsichtige Sachen: »Man muss in seinen Körper reinhören und sich selbst in dem Moment zurücknehmen, die Handbremse ziehen und ein bisschen weniger machen. Den Ehrgeiz bremsen.« Geholfen hat es nicht viel.
Also, was soll man tun? Weiter an sich arbeiten. Bewegung ist genauso wichtig wie Schonung, es geht um die Balance, ums Mentale, wie man im Sport gerne sagt. Nach dem Drama von Paris hat Nina Mittelham die Nähe der Familie und ihres Freundes gesucht. Freund oder Partnerin – danach wird häufig gegoogelt, wenn es um die Tischtennisspielerin mit dem Kurzhaarschnitt geht, doch das Private soll auch hier privat bleiben.
Nina Mittelham hat eine Zwangspause genommen und ihr Pensum danach langsam gesteigert. In Linz, Österreich, wo seit dem 15. Oktober bis einschließlich Sonntag die Europameisterschaften im Einzel stattfinden, wollte sie unbedingt dabei sein, ergebnisoffen. Anscheinend hat sie den Spaß am Sport wiedergefunden, geht mit Zuversicht in die Titelkämpfe. Klar, mit Polcanova hat sie noch eine Rechnung offen, und den Herausforderinnen aus dem eigenen Land, man denke besonders an die junge Annett Kaufmann, die sie bei Olympia im Team ersetzte, will sie die Stirn bieten.
Auf ihrem Instagram-Account ist seit Paris nichts mehr passiert, doch scheu ist sie nicht, so hat sie im Vorfeld der EM mit der FAZ gesprochen und versichert, dass sie am Start sei. Ihr erstes Match nach dem Vorfall hat sie gewonnen, Champions League mit Eastside. In Linz startet sie als Nummer vier der Rangliste, aber bei 100 Prozent ist sie nach eigenen Angaben noch lange nicht. Dennoch ist es erstaunlich genug, dass sie sich schon jetzt dem Wettbewerb auf diesem Niveau stellt: Mit einem Bandscheibenvorfall ist nicht zu spaßen, in der Regel beschäftigt er einen und eine länger, als es lieb ist, wenn nicht sogar ewig. Denn ausheilen wird er nie.
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