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Aus: Ausgabe vom 19.10.2024, Seite 8 / Ansichten

War must go on

Von Knut Mellenthin
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Nicht mit Netanjahu: Er fordert den »totalen Sieg«, um seine politische Haut zu retten (Tel Aviv, 17.10.2024)

Nachdem die israelischen Streitkräfte am Mittwoch Hamas-Chef Jahja Sinwar unter noch ungeklärten Umständen zur Strecke gebracht haben, schwirren wieder einmal die Illusionen: Ein Ende des Krieges sei fast zum Greifen nah. »Die Terroristen« müssten doch nur ihre noch lebenden Gefangenen – deren Zahl wird auf höchstens 64 geschätzt – sofort freilassen, ihre Waffen abliefern und sich der Gnade ihrer Feinde anvertrauen. Israel warte mit ausgestreckter Hand auf sie, lockt der Medienchor der westlichen Allianz.

Unsinn! Benjamin Netanjahu hat geschworen, nichts anderes als den »totalen Sieg« zu akzeptieren: in einem Regionalkrieg, den der Premierminister am Donnerstag, kurz nach der offiziellen Bestätigung von Sinwars Tod, erstmals als »Krieg der Wiedergeburt« bezeichnete, so wie er es am Montag vorgeschlagen hatte. In seiner Ansprache wandte Netanjahu sich – in dieser Reihenfolge – an die Bürger Israels, die Familien der Geiseln, die Bewohner des Gazastreifens, an »die Terroristen der Hamas« und an »die Menschen der Region«.

Der Chef der rechtesten Regierungskoalition seit der Staatsgründung 1948 sprach von einer »Zukunft des Friedens, in der die ganze Region aufblüht«. Unsinn! Seine wirkliche Botschaft fasste er gegen Ende der Ansprache in den Worten zusammen: »Wie König David gesagt hat: ›Ich will meine Feinde jagen und sie zerstören. Und ich will davon nicht ablassen, bis ich sie vernichtet habe.‹« – Die zitierte Textstelle und ihren Kontext kann man in »christlichen« Bibeln als Vers 38 des 18. Psalms finden.

Danach wandte sich Netanjahu an die Bürger Israels mit dem Appell: »Wir sind im Wiedergeburtskrieg. Wir sind immer noch mit riesigen Herausforderungen konfrontiert. Wir brauchen Ausdauer, Einheit der Reihen, Mut, entschlossenes Beharrungsvermögen. Zusammen werden wir kämpfen und, mit Gottes Hilfe, zusammen werden wir siegen.«

Netanjahu, sein Verteidigungsminister Joaw Gallant und andere Regierungspolitiker haben in den Tagen nach dem 7. Oktober 2023 angekündigt und später mehrfach bekräftigt, dass »jedes Mitglied der Hamas« zum Tode verurteilt sei, ob im Gazastreifen oder irgendwo anders in der Welt. Unausgesprochen scheint das gleiche inzwischen für die libanesische Hisbollah zu gelten. Aber der Sieg wäre nicht »total«, wenn er nicht auch die Zugrunderichtung Irans einschließen würde. Dazu sind die wichtigsten »Oppositionspolitiker« Israels nicht weniger entschlossen als der Premierminister.

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