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Aus: Ausgabe vom 21.10.2024, Seite 11 / Feuilleton
Klassik

Mondlichterne Landschaften

Ein grandioses Konzert der Neuen Philharmonie anlässlich des Jubiläums »40 Jahre im Herzen Berlins« im Russischen Haus
Von Gisela Sonnenburg
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Star aus Moskau: Sergej Beljawski

Ein Jubiläumskonzert, wie es sein soll: Die Streicher steigern den Sound zu großen Wogen, die Bläser triumphieren mit hörbaren Glücksgefühlen. Die Pauke schlägt verhalten im Hintergrund, bis sie wie ein Gewitterkrachen hervortreten darf. Anlässlich des Jubiläums »40 Jahre im Herzen Berlins« bot das Russische Haus in der Friedrichstraße in Berlin-Mitte am vergangenen Freitag musikalische Macht vom Feinsten. Auf dem Programm: Beethoven und Rachmaninow. Die Zugabe kam von Glinka. Die Überraschung: Kein russisches Ensemble spielte, sondern die nur aus jungen Musikern bestehende Neue Philharmonie aus Berlin.

35köpfig spielt das Orchester in Sälen wie der Berliner Philharmonie, tingelt aber auch durch die Schulen der Republik, um die Jugend an Klassik heranzuführen. 2016 gegründet, will die Einrichtung wachsen, sie versteht sich als Bindeglied zwischen Studium und Beruf. Ihre Mitglieder kommen derzeit aus vierzehn Nationen: Kultur ist international.

Es ist ein Zeichen des Russischen Hauses unter Pavel Izvolskiy (Transkription nach Duden: Pawel Iswolski), dass man sich gerade bei dieser Feier nicht rein national fokussiert. Dennoch wird, wie Izvolskiy in seiner festlichen Rede versprach, die Vermittlung der russischen Sprache und Kultur weiterhin Kern der Arbeit im Haus sein. Mit Sprachkursen und künstlerischen Werkstätten, mit Ausstellungen, Theater, Musik und Filmen ist das Russische Haus unersetzlich für die Kommunikation zwischen Deutschland und Russland sowie fürs Kulturleben Berlins.

Ein Star des Abends kam denn auch aus Moskau, wenngleich er in Hannover lebt: Sergej Beljawski (englische Transkription: Sergey Belyavsky). Der Pianist brillierte am Wilhelm-Steinberg-Flügel mit dem 2. Klavierkonzert von Sergej Rachmaninow. Mal sanft erbebend, dann wieder stark drängend, wechseln sich hierin die Melodiestränge ab. Es ist, als träume die Musik in c-Moll von mondlichternen Landschaften.

Ein weiterer Star: Dirigent Keuntae Park, stellvertretender künstlerischer Leiter der Neuen Philharmonie. Sicherheit und Risikofreude halten sich bei ihm die Waage, das Ergebnis ist überwältigend schön. Die berühmte 5. Sinfonie von Beethoven, ebenfalls in c-Moll geschrieben, präsentierte Park mit leichter, aber nicht zu leichter Hand. Jeder Ton fällt in so kleiner Besetzung gut auf. Silbriges Konfetti begleitete den nicht enden wollenden Schlussapplaus. Auf die nächsten 40 Jahre!

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