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Aus: Ausgabe vom 23.10.2024, Seite 1 / Titel
Multipolare Weltordnung

Je Dollar, desto oller

Bündniserweiterung und Emanzipation von der US-Währung: Im russischen Kasan kommen die BRICS-Staaten zu ihrem Gipfel zusammen
Von Jörg Kronauer
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Bündnis vertiefen, Weltpolitik machen. Xi Jinping und Wladimir Putin am Dienstag in Kasan

Mit einem ersten Empfang für die teilnehmenden Delegationen hat am Dienstag im russischen Kasan das diesjährige Gipfeltreffen des BRICS-Bündnisses begonnen. Zu dem Treffen, einschließlich einer Zusammenkunft mit zahlreichen Gastländern am Donnerstag, werden Repräsentanten von insgesamt 36 Staaten erwartet. Zwei Drittel von ihnen wollten ihre Staats- und Regierungschefs entsenden. Hinzu kommen Vertreter von sechs internationalen Organisationen. UN-Generalsekretär António Guterres wird am Donnerstag eintreffen, dem letzten Tag des Gipfels. In Moskau hieß es schon vorab, es handle sich um eine »sehr große Veranstaltung«, womöglich gar um »eine der größten in der russischen Geschichte« – ein durchaus zutreffender Hinweis darauf, dass es dem Westen mehr als zweieinhalb Jahre nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs weiterhin nicht gelingt, Russland international zu isolieren.

Größeres Gewicht kommt bei den BRICS-Verhandlungen an diesem Mittwoch wohl vor allem zwei Themen zu. Zum einen steht die Frage nach einer erneuten Erweiterungsrunde des Bündnisses im Raum, das zu Jahresbeginn bereits Ägypten, Äthiopien, Iran sowie die Vereinigten Arabischen Emirate aufgenommen hat. Auch Saudi-Arabien hatte grünes Licht erhalten, hat den Beitritt aber seinerseits bis heute nicht in aller Form vollzogen. Aufschlüsse, wie es mit seiner Mitgliedschaft weitergehe, werde es womöglich in Kasan geben, ließ Putins Sprecher Dmitri Peskow kurz vor Gipfelbeginn wissen. Zahlreiche weitere Staaten wollen den BRICS beitreten, darunter die Türkei. Allerdings gibt es Einwände: Wachse man zu stark und zu schnell, dann drohe das Bündnis handlungsunfähig zu werden – vergleichbar etwa den G77 –, warnte vorab Celso Amorim, außenpolitischer Berater des brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva. Alternativ zur Aufnahme von Neumitgliedern ist die Schaffung eines Formats für »Partnerstaaten« im Gespräch.

Eine bedeutende Rolle soll bei den Gipfelverhandlungen auch das Vorhaben einnehmen, die Dominanz des US-Dollars im globalen Finanzsystem zu brechen. Darauf arbeiten die BRICS bereits seit geraumer Zeit hin – nicht zuletzt, um sich gegen die heute schon bestehenden wie auch gegen die absehbar drohenden Sanktionen der westlichen Staaten zu wappnen, die zur Zeit hauptsächlich die BRICS-Mitglieder Russland, China und Iran treffen. Das Vorhaben ist komplex; große Durchbrüche werden in Kasan noch nicht erwartet. Allerdings werde es wohl kleinere Fortschritte geben, hieß es vorab aus mehreren Quellen. Denkbar wäre etwa die verstärkte Abwicklung des Handels in nationalen Währungen anstelle der Bezahlung in US-Dollar.

Bereits am Dienstag kam Putin am Rande des Gipfeltreffens unter anderem mit Indiens Premierminister Narendra Modi zusammen, mit dem er eine erneute Stärkung der bilateralen Kooperation besprach. Am Mittwoch will Putin mit Irans Präsidenten Massud Peseschkian Gespräche führen; vorab hieß es, beide Seiten wollten förmlich eine umfassende strategische Partnerschaft vereinbaren. Noch unklar war, ob Modi zum ersten Mal seit 2020 mit Chinas Präsident Xi Jinping persönlich zusammentreffen würde. Die Voraussetzung dafür wäre gegeben: Indien und China haben sich am Montag auf ein Abkommen zur Entschärfung ihrer Streitigkeiten um ihre gemeinsame Grenze hoch oben im Himalaja geeinigt. Damit ist der Weg für eine Verbesserung der bilateralen Beziehungen frei.

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